Schleudern will gelernt sein
Schulbank. Mit dem Erwerb des Führerscheins und den vorgeschriebenen Runden in einem Zentrum für Fahrsicherheit gilt die Ausbildung als beendet. Das Wissen auffrischen schadet keinem Jahrgang.
Möchten Sie den Führerschein erwerben und vorher ein bisschen trainieren oder haben Sie den Führerschein vor einiger Zeit gemacht und Ihnen fehlt die Fahrpraxis? Haben Sie Lust, ganz ohne Hektik Kuppeln, Schalten, Anfahren, Beschleunigen und Bremsen auszuprobieren? Reizt es Sie, „die ersten Runden zu drehen“und vielleicht ein kleines Einpark-Manöver zu wagen? Mit diesen Worten wirbt die Kraftfahrerorganisation ARBÖ für den Besuch eines ihrer Fahrsicherheitszentren.
Mit dem Erwerb des Führerscheins und der Absolvierung der vorgeschriebenen Trainingseinheiten auf dem Übungsplatz betrachten viele Verkehrsteilnehmer ihre Ausbildung als abgeschlossen. Ein Irrtum, wie viele Fachleute es sehen. Wer über Jahre von Extremsituationen verschont geblieben ist, wird in der Sekunde X kaum in der Lage sein, das einst Erlernte wieder abzurufen.
Auch der Kauf eines neues Autos macht das Buchen einiger Übungsstunden ratsam. Besonders wer dabei einige Entwicklungsstufen übersprungen hat, kann am Steuer des Neuen überfordert sein. Die Zahl der eingebauten Assistenzsysteme nimmt von Jahr zu Jahr zu. Viele Systeme sind auch abschaltbar. Was treibt das Fahrzeug alles so bei deaktiviertem elektronischen Stabilitätsprogramm (ESP)?
Schon vor 26 Jahren hat der ÖAMTC sein großes Fahrsicherheitszentrum in Teesdorf im Süden von Wien eröffnet. Solche Zentren werden nicht nur von den Automo- bilclubs betrieben. Landesweit gibt es über 30 Zentren (siehe Kasten unten). Die Eröffnung von Teesdorf gilt aber als Wende auf dem Gebiet der österreichischen Verkehrssicherheit. Der ab 1987 sprunghafte Anstieg der Zahl von Zentren, verbunden mit den schärferen gesetzlichen Bestimmungen, hat zu einer deutlichen Senkung der Unfallzahlen geführt.
Im Jahr 1987 verunglückten in Österreich 58.664 Personen, 1469 wurden getötet. In der Bilanz von 2011 verunglückten 45.548 Perso- nen, 523 wurden getötet. Das bedeutet einen Rückgang von 22 Prozent bei den jährlich Verunglückten und 64 Prozent bei den jährlich Getöteten in einem Zeitraum von 25 Jahren. Neben vielen anderen Faktoren wie einer verbesserten Fahrzeugtechnik haben auch die praktischen Fahrtrainings zu dieser Entwicklung beigetragen.
In der Bilanz des Vorjahres war allerdings ein Ende dieses Trends zu beobachten: 531 Verkehrstote und fast 51.000 Verletzte. Die Entwicklung im ersten Halbjahr 2013 lässt eine neuerliche Wende wieder hin zum Positiven hoffen.
Die Zentren bieten nicht nur das allgemein gehaltene Programm an. Spezialkurse für Berufskraftfahrer etwa gewinnen zunehmend an Bedeutung. Die Ladung sicher, geschützt und zuverlässig zu transportieren, steht beispielsweise auf dem Stundenplan des Trainings zur Ladungssicherung. Dabei werden die gesetzlichen Vorschriften ebenso vermittelt wie ihre richtige Umsetzung. So soll sichergestellt werden, dass Ladung nicht in Bewegung gerät und Schäden – auch für das Unternehmen – vermieden werden. Ladungssicherungskurse werden individuell auf die Bedürfnisse eines Unternehmens abgestimmt.