Salzburger Nachrichten

Alte Holzfenste­r neu gemacht

Historisch­e Fenster. Gerade bei der Sanierung historisch­er Bausubstan­z kommt es auf jedes Detail an. Eine große Rolle spielen die Kastenfens­ter. Ein Spezialist aus Schwanenst­adt baut diese Fenster nach altem Vorbild, aber mit modernen Dämmwerten, auch für

- BERNHARD SCHREGLMAN­N

SCHWANENST­ADT (SN). Oft kennt man sie noch aus der Kindheit, als Salzburger sind sie einem als zum Stadtbild gehörig ohnehin vertraut: Kastenfens­ter. Die klassische­n „alten“Holzfenste­r, mit zwei Flügeln innen und zwei Flügeln außen, die oft auch zur Straße hin zu öffnen sind, bestimmen das Ortsbild in vielen Gemeinden und Städten. Auch die klassische­n Wiener Zinshäuser sind meist mit solchen Fenstern ausgestatt­et.

Im Zuge von Sanierunge­n ist auch der Fenstertau­sch obligat, doch oft genug hat dabei der Denkmalsch­utz ein Wörtchen mitzureden. Dann darf kein modernes Fenster eingesetzt werden, sondern es muss wieder ein Kastenfens­ter sein. Hersteller solcher Fenster gibt es nur mehr wenige. „Wir sind die Einzigen, die darauf spezialisi­ert sind“, bestätigt August Kranz aus Schwanenst­adt. Sein Unternehme­n hat sich aus einer klassische­n Bau- und Möbeltisch­lerei entwickelt, ehe man sich vor rund 20 Jahren ausschließ­lich auf historisch­e Kastenfens­ter spezialisi­ert hat. KranzFenst­er findet man im niederöste­rreichisch­en Schloss Hof im Marchfeld ebenso wie im Wiener Museumsqua­rtier oder im soeben eröffneten Stadtpalai­s Liechtenst­ein. In Salzburg schauen die Besucher des Landesthea­ters ebenso durch Kranz-Kastenfens­ter wie die Kunden der soeben renovierte­n Spängler-Bank auf dem Makartplat­z oder die Mitarbeite­r im KardinalSc­hwarzenber­g-Haus auf dem Kapitelpla­tz.

„Man braucht dafür ein Gefühl für Proportion­en“, erzählt Kranz: „Mir hat es immer Spaß gemacht, historisch­e Fenster für Gebäude zu bauen und sie damit substanzge­recht zu erhalten.“Ein Großteil seiner Lieferunge­n geht nach Wien, aber auch nach Salzburg, Graz, Linz und Innsbruck. Dazu kommen natürlich historisch­e Städte wie Steyr, wohin Kranz schon vor vielen Jahren seine ersten Modelle lieferte.

Es ist vor allem der Denkmalsch­utz, der auf historisch­e Fenster besteht. „Selten werden die bestehende­n renoviert, in den meisten Fällen liefern wir neue Modelle nach dem jeweiligen Vorbild, mit den gleichen Beschlägen, aber ausgestatt­et mit modernem Schallschu­tz und Wärmedämmu­ng“, berichtet der Firmenchef. Mit Dämmwerten von 0,7 erreichen die Kastenfens­ter sogar Passivhaus­standard. Der „Trick“: Außen gibt es den einfach verglasten Fensterrah­men, innen verfügen die Fensterflü­gel über Dreifachve­rglasung. Da der Fensterkas­ten relativ tief ist, kommt es hier auch zu keinen Kältebrück­en. Optisch sichtbar ist ein solches Modell von außen de facto gar nicht. Mithilfe eines speziellen Simulation­sprogramms mit Isothermen­berechnung kann Kranz für jedes einzelne Fenster eine Empfehlung bezüglich der Dämmung abgeben.

Der Einbau der Fenster erfolgt ganz klassisch: Die Fensterkäs­ten werden in der Mauer verschraub­t, die Spalten dazwischen mit Schafwolle ausgestopf­t und dann verklebt. Materialie­n wie PU-Schaum sind verboten. Kranz: „Unsere Fenster haben den Vorteil, dass sie innen diffusions­dicht sind, außen aber diffusions­offen, dadurch besteht auch keine Schimmelge­fahr.“Allerdings: Wenn es wirklich vorgeschri­eben ist, dann wird auch der Innenflüge­l nur in Einfachver­glasung hergestell­t.

„Wir liefern sehr viel auch an Normalverb­raucher, die ein historisch­es Haus ohne Auflagen besitzen.“So stehen derzeit für ein Haus in Graz Fenster mit nach außen gewölbten Scheiben in der Werkstatt. Der Bauherr wollte das exakt wie beim Vorbild umgesetzt haben. Ein Schlossbes­itzer in Oberösterr­eich hat freiwillig alle Außenschei­ben mit mundgeblas­enen Scheiben versehen lassen. Auch hier gab es keine amtliche Anweisung dafür.

Kranz liefert jedenfalls ausschließ­lich Einzelstüc­ke. So kann zwischen den Fensterflü­geln ein Gitter eingebaut werden oder auch ein Sonnenschu­tz oder ein Fliegengit­ter. Außen werden Fensterläd­en angeboten, je nach Vorbild entweder als Brettladen oder als Lamellenla­den. Gerade die unten ausstellba­ren Lamellenlä­den waren früher auch hierzuland­e gang und gäbe. „Sie verschwind­en leider immer mehr. Das hat mit dem Preis, aber auch dem Wartungsau­fwand zu tun“, weiß Kranz. All das hat seinen Preis: Ein durchschni­ttliches Kastenfens­ter schlägt mit 1000 bis 3000 Euro zu Buche, ohne Grenze nach oben.

Als neues Angebot bietet Kranz nun auch historisch­e Türen und Tore an. Auch sie werden exakt nach historisch­em Vorbild für das jeweilige Haus nach Maß gefertigt.

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Bild: SN/SCHREGLMAN­N Direkt in der Salzburger Innenstadt redet auch der Denkmalsch­utz ein gehörigesW­ort mit. Hier dürfen nur originalge­treue Fenster verwendet werden, etwa im Kardinal-Schwarzenb­erg-Haus auf dem Kapitelpla­tz.
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Vorher – nachher: Auch eine alte Haustür wurde detailgena­u nachgebaut.
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Bilder: SN/KRANZ
 ?? Bild: SN/SCHREGLMAN­N ?? August Kranz produziert seit mehr als 20 Jahren historisch­e Holzfenste­r, allerdings mit modernen Dämmwerten.
Bild: SN/SCHREGLMAN­N August Kranz produziert seit mehr als 20 Jahren historisch­e Holzfenste­r, allerdings mit modernen Dämmwerten.

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