Junge Akademiker für eine besserewelt
Global sozial. Die Herkunft ist überall auf derwelt ausschlaggebend dafür, wie weit die Bildungs- und damit oft Karriereleiter geht. Die gemeinnützige Organisation „Teach for all“kämpft mit einer guten Idee seit Jahren dagegen an: Sie entsendet junge Topa
SN: Frau Kopp, Ihre Idee breitet sich derzeit weltweit aus wie ein Lauffeuer. Sogenannte Social Entrepreneurs versuchen allerorten, Teil davon zu werden. Warum ist das so? Wendy Kopp: Es ist die universelle Idee, die die Menschen begeistert. Wir alle wollen ein globales Problem nachhaltig lösen: Die Unterschiede zwischen Armund Reich sollten in der Bildung und entsprechend in den Aufstiegschancen keine Rolle spielen – sie tun es aber, fast überall auf der Welt, mehr oder weniger. In den USA ist das besonders stark der Fall. Nur acht Prozent der per Definition armen Bevölkerung machen einen Universitätsabschluss, während es bei der reichen Bevölkerung mehr als zwei Drittel sind.
SN: Wie lautet Ihre Lösung für das globale Problem? Kopp: Wir entsenden junge Topakademiker, die mit hoher Wahrscheinlichkeit zur Elite, zur Führung der Zukunft gehören werden, für zwei Jahre als „Fellows“an Schulen mit vorwiegend benachteiligten Jugendlichen. Dort passieren zwei Dinge: Sie bilden die Kinder besser aus und helfen so dem überforderten Bildungssystem und sie lernen selbst viel dabei, das sie als künftige „Leader“sehr gut brauchen können. Für die Kinder dort machen sie einen echten Unter-
Unsere Fellows machen in derWelt einen Unterschied.
Wendy Kopp,
Gründerin „Teach for all“
schen, die einen Unterschied in der Welt machen wollten, die etwas für andere tun wollten, statt sofort in einer Investmentbank viel Geld zu verdienen. Und für diese Menschen gab es dann ein Angebot.
In Österreich wird die Idee vom Ex-Banker, Berater undWirtscha ftswissenschafter Walter Emberger getragen. Als „Social Entrepreneur“arbeitet er mit einem kleinen, engagierten Team daran, „Fellows“auszubilden und in Schulen zu entsenden. „Ich habe die Zeit meines Lebens“, freut sich Emberger über die „bereichernde, inspirierende“Aufgabe, „auch wenn es unternehmerisch manchmal nicht leicht ist“. Im kommenden Jahr will „Teach for Austria“(siehe Kasten) auf 50 Fellows aufstocken – wofür das gemeinnützige Unternehmen noch die Unterstützung von weiteren sozial engagierten Unternehmen benötigt.
NEW YORK (SN). Damit hatte Wendy Sue Kopp (46) nicht gerechnet: Als sie an der Universität Princeton Ende der Achtziger ihr Soziologiestudium mit einer Abschlussarbeit zu „Teach for America“abschloss, konnte sie nicht ahnen, dass ihre Idee ein Vierteljahrhundert später nicht nur in Amerika in gewaltigem Ausmaß angenommen wird, sondern weltweit 29 gemeinnützige Unternehmen in ebenso vielen Ländern mit dem heute globalen Netzwerk „Teach for all“verbunden sein würden. Dieses wurde 2007 auf Basis von „Teach for America“gegründet und ist ein Unterstützungsnetzwerk für eigenständige Unternehmer auf der ganzenWelt, um die Idee auch dort einzuführen. Derzeit wird die Idee in weiteren rund 40 Staaten entwickelt. Jährlich kommen durchschnittlich sechs neue Partner und Länder ins Netzwerk. schied und die „Fellows“werden in ihrem weiteren Leben zu Botschaften einer wichtigen Sache.
SN: Haben Sie geglaubt, dass Sie derart viel Zulauf zur Ihrem Projekt haben werden, als Sie „Teach for America“vor 24 Jahren gegründet haben? Bereits im Startjahr 1990 wollten 500 junge Akademiker dabei sein, seither waren es allein in den USA rund 17.000. Kopp: Mir war nicht klar, wie stark das Interesse sein würde, aber sehr wohl, dass es diese Menschen gibt. Als ich studiert habe, galt meine Generation als die „Me-Generation“: selbstsüchtig, karrieregeil, nur auf den eigenen Vorteil bedacht. Aber ich wusste, dass dieses Bild schon damals nicht stimmte, und heute noch viel weniger. Ich kannte in meinem Umfeld so viele Men-