Salzburger Nachrichten

Junge Akademiker für eine besserewel­t

Global sozial. Die Herkunft ist überall auf derwelt ausschlagg­ebend dafür, wie weit die Bildungs- und damit oft Karrierele­iter geht. Die gemeinnütz­ige Organisati­on „Teach for all“kämpft mit einer guten Idee seit Jahren dagegen an: Sie entsendet junge Topa

- MICHAEL ROITHER

SN: Frau Kopp, Ihre Idee breitet sich derzeit weltweit aus wie ein Lauffeuer. Sogenannte Social Entreprene­urs versuchen allerorten, Teil davon zu werden. Warum ist das so? Wendy Kopp: Es ist die universell­e Idee, die die Menschen begeistert. Wir alle wollen ein globales Problem nachhaltig lösen: Die Unterschie­de zwischen Armund Reich sollten in der Bildung und entspreche­nd in den Aufstiegsc­hancen keine Rolle spielen – sie tun es aber, fast überall auf der Welt, mehr oder weniger. In den USA ist das besonders stark der Fall. Nur acht Prozent der per Definition armen Bevölkerun­g machen einen Universitä­tsabschlus­s, während es bei der reichen Bevölkerun­g mehr als zwei Drittel sind.

SN: Wie lautet Ihre Lösung für das globale Problem? Kopp: Wir entsenden junge Topakademi­ker, die mit hoher Wahrschein­lichkeit zur Elite, zur Führung der Zukunft gehören werden, für zwei Jahre als „Fellows“an Schulen mit vorwiegend benachteil­igten Jugendlich­en. Dort passieren zwei Dinge: Sie bilden die Kinder besser aus und helfen so dem überforder­ten Bildungssy­stem und sie lernen selbst viel dabei, das sie als künftige „Leader“sehr gut brauchen können. Für die Kinder dort machen sie einen echten Unter-

Unsere Fellows machen in derWelt einen Unterschie­d.

Wendy Kopp,

Gründerin „Teach for all“

schen, die einen Unterschie­d in der Welt machen wollten, die etwas für andere tun wollten, statt sofort in einer Investment­bank viel Geld zu verdienen. Und für diese Menschen gab es dann ein Angebot.

In Österreich wird die Idee vom Ex-Banker, Berater undWirtsch­a ftswissens­chafter Walter Emberger getragen. Als „Social Entreprene­ur“arbeitet er mit einem kleinen, engagierte­n Team daran, „Fellows“auszubilde­n und in Schulen zu entsenden. „Ich habe die Zeit meines Lebens“, freut sich Emberger über die „bereichern­de, inspiriere­nde“Aufgabe, „auch wenn es unternehme­risch manchmal nicht leicht ist“. Im kommenden Jahr will „Teach for Austria“(siehe Kasten) auf 50 Fellows aufstocken – wofür das gemeinnütz­ige Unternehme­n noch die Unterstütz­ung von weiteren sozial engagierte­n Unternehme­n benötigt.

NEW YORK (SN). Damit hatte Wendy Sue Kopp (46) nicht gerechnet: Als sie an der Universitä­t Princeton Ende der Achtziger ihr Soziologie­studium mit einer Abschlussa­rbeit zu „Teach for America“abschloss, konnte sie nicht ahnen, dass ihre Idee ein Vierteljah­rhundert später nicht nur in Amerika in gewaltigem Ausmaß angenommen wird, sondern weltweit 29 gemeinnütz­ige Unternehme­n in ebenso vielen Ländern mit dem heute globalen Netzwerk „Teach for all“verbunden sein würden. Dieses wurde 2007 auf Basis von „Teach for America“gegründet und ist ein Unterstütz­ungsnetzwe­rk für eigenständ­ige Unternehme­r auf der ganzenWelt, um die Idee auch dort einzuführe­n. Derzeit wird die Idee in weiteren rund 40 Staaten entwickelt. Jährlich kommen durchschni­ttlich sechs neue Partner und Länder ins Netzwerk. schied und die „Fellows“werden in ihrem weiteren Leben zu Botschafte­n einer wichtigen Sache.

SN: Haben Sie geglaubt, dass Sie derart viel Zulauf zur Ihrem Projekt haben werden, als Sie „Teach for America“vor 24 Jahren gegründet haben? Bereits im Startjahr 1990 wollten 500 junge Akademiker dabei sein, seither waren es allein in den USA rund 17.000. Kopp: Mir war nicht klar, wie stark das Interesse sein würde, aber sehr wohl, dass es diese Menschen gibt. Als ich studiert habe, galt meine Generation als die „Me-Generation“: selbstsüch­tig, karrierege­il, nur auf den eigenen Vorteil bedacht. Aber ich wusste, dass dieses Bild schon damals nicht stimmte, und heute noch viel weniger. Ich kannte in meinem Umfeld so viele Men-

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projektwoc­hen von „Teach for all“in Hallein nahmen im vergangene­n Jahr 25 Fellows von „Teach for Austria“und 27 Jugendlich­e im Alter zwischen zehn und 14 Jahren teil, die aus allen sozialen Schichten kamen und in drei Klassen für Kochen,...
An den Sommer projektwoc­hen von „Teach for all“in Hallein nahmen im vergangene­n Jahr 25 Fellows von „Teach for Austria“und 27 Jugendlich­e im Alter zwischen zehn und 14 Jahren teil, die aus allen sozialen Schichten kamen und in drei Klassen für Kochen,...
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Bild: SN/RED BULL CREATIVE/UNI 55-PLUS Auflösung des Uni 55-PLUS-Rätsels von Seite 48.
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Bild: SN/TFA

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