Manche mögen’s heiß
Kalifornisches Lebensgefühl, pulsierendes Stadtleben, 300 Sonnentage im Jahr und über 100 Kilometer Sandstrände am Pazifik. San Diego ist zwar nicht so bekannt wie LA oder San Francisco, diese Stadt schlägt die beiden aber um Längen.
Hotspot im Herzen von San Diego ist das Gaslamp Quarter entlang der Fifth Avenue. Um 1890 waren dort nur Spielhöllen und das Rotlichtviertel – ein Ort, an dem sich Gauner und Matrosen tummelten. Auch Revolverheld und Gesetzeshüter Wyatt Earp betrieb damals einige Kaschemmen. Heute sind die oft viktorianischen, aus dem 19. Jahrhundert stammenden Häuser liebevoll renoviert. Der Denkmalschutz hat konservierend gewirkt, in diesem trendigen Ausgehviertel vergnügen sich die Einheimischen und Touristen im sanften Licht der historischen Gaslaternen. Dazwischen glitzern die Lichter von Bars, Cafés, Restaurants, Shops, Galerien und Discos. Und an der angrenzenden Westfield Horton Plaza kann ausgiebig geshoppt werden.
Was das Lebensgefühl anbelangt, hat sich San Diego in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert. Früher galt die südkalifornische Metropole als langweilige Militärstadt. Nach dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbour wurde das Oberkommando der Pazifikflotte dorthin verlegt. Noch immer befindet sich in der Stadt nunmehr die weltweit größte Militärbasis. Das brachte Prosperität und Wohlstand nach San Diego. Lang dominierten die konservativen Strömungen, aber das hat sich grundlegend geändert. Heute spürt man eine leichtlebige kalifornische Lebendigkeit.
Auffallend im Verkehrsstrom sind die orange-grünen offenen Trolley-Busse, die durch die Stadt touren und zu den verschie- denen, relativ weit auseinander gelegenen Sehenswürdigkeiten fahren. Im Seaport Village, einem Dörfchen direkt am Wasser gelegen, beginnt die heutige Busfahrt. Bones, der Fahrer, erzählt Anekdoten und Geschichten aus der Gegend, durch die der Bus cruist: „Dort drüben in der Bar wurde die Kussszene aus ,Top Gun‘ mit Tom Cruise gedreht“, erfahren die Gäste. Früher einmal war Bones unterwegs als Tourmanager mit Beatbands wie den Monkees und Herman’s Hermits.
Jetzt aber fährt Bones über die ästhetisch geschwungene Hochstelzenbrücke auf die Halbinsel Coronado, zur gediegensten Ecke der Stadt. Surfer ziehen vorbei, gestählte College-Jungs stehen in Gruppen zusammen und plaudern, daneben bauen Kinder an einer Sandburg. Ein Stück weiter steht das berühmte Hotel del Coronado, ein eleganter weißer Holzbau aus den späten 1880er-Jahren. Busfahrer Bones hatte bereits erzählt, dass sich hier Wallis Simpson und König Edward VIII. bei einem Marineball kennengelernt haben. Nach seiner Abdankung als König von England verbrachten sie dort jeden Sommer ein paar Tage. Berühmt ist der Ballsaal mit seinen opulenten Kronenlustern. Auch hier wurde schon gedreht: „Manche mögen’s heiß“mit Jack Lemmon und der legendären MarilynMonroe.
Das nächste Ziel: Balboa Park, ein Museumsviertel der Sonderklasse – es ist das zweitgrößte der USA, nach Washington DC. Zur Fertigstellung des Panamakanals wurde dort 1915 eine Weltausstellung organisiert. Geblieben sind in der riesigen grünen Oase mit den subtropischen Pflanzen viele schmucke Museen im meist hispanischen Kolonialstil. Das Museum of Art zeigt jede Menge Werke kalifornischer und mexikanischer Künstler und beherbergt immer wieder bemerkenswerte Gastausstellungen. Ein Besuchermagnet ist das Air & Space Museum mit über 60 Fluggeräten, wie ein Mongolfier-Ballon oder die Apollo9-Raumkapsel „Gumdrop“.
Ein weiteres Superlativ befindet sich im Balboa Park: der meistbesuchte und vielleicht auch interessanteste Zoo der USA. Mit der Gondelbahn „Skyfari“hat man aus 50 Metern Höhe einen wunderbaren Blick auf Gorillas, Schimpansen oder exotische Vögel. Mehr als 4000 Tiere gibt es hier zu bestaunen. Mit dem Zoo-Bus geht es durch den Tierpark, vorbei an Bären, Elefanten, Tigern und Giraffen. Die Pandabären gehören zu den beliebtesten Attraktionen und werden mit viel Liebe aufgezogen. Über eine eigene Panda-Cam kann man im Internet das Leben der Tiere verfolgen.
Einstmals war die Old Town das Zentrum der Stadt, heute liegt sie einige Kilometer außerhalb, bei der ehemaligen spanischen Festung Presidio. Dort entstand 1769 die erste kalifornische Mission. Rund um die Plaza de las Armas bekommt man im Historic Park einen guten Überblick darüber, wie San Diego in den Gründerjahren ausgesehen hat. Da sieht man dann fein restaurierte viktorianische Häuser – etwa eine Schmiede, ein herrliches altes Rauchwarengeschäft oder die erste kalifornische Schule. Ein Wildwestmuseum, das Wells Fargo, mit einer Postkutsche, alten Landkarten und Telegrafen darf natürlich nicht fehlen. Untergebracht ist es im Saloon des ehemaligen Colorado Hotel. Ansonsten dominieren hier Lokale mit authentischer mexikanischer Küche und bunte SouvenirShops.