Fiaker – auf ins 21. Jahrhundert
Die polnische Hansestadt Danzig ist – bei allen Unterschiedlichkeiten – in vielen Punkten doch mit Salzburg vergleichbar. Da wie dort bezaubernde Innenstädte mit enorm viel Charme, für Fußgänger viel mehr geschaffen als für Autofahrer oder Reisebusse. Und da wie dort zahlreiche neugierige Besucher, die sich gern die Stadt zeigen und erklären lassen wollen und sich darüber freuen, dass sie ohne jegliche Vorausplanung spontan und zu jeder Tageszeit eine derartige Rundfahrt genießen können. Zu den eingangs erwähnten Unterschieden zählen die Fortbewegungsmittel, mit denen diese Rundfahrten angeboten werden. In Salzburg sind es traditionell die Fiaker – eine Tradition, die weder auf die Ba- rockzeit noch auf das Biedermeier, sondern auf die 50erJahres des 20. Jahrhunderts zurückgeht. In Danzig sind es wendige Elektromobile, mit denen die Gäste geräuschfrei und geruchsfrei durch die Stadt chauffiert werden. Und die Kehrseite der Fiakerfreuden, der Gestank des Pferdeurins, der für viele Stunden am Straßenbelag haftet, entfällt bei den Elektromobilen.
Ich mache aus meinerMei- nung keinen Hehl, dass ich die Elektromobile den Fiakern vorziehen würde. Wobei ich den Salzburger Fiakerfahrern keineswegs ihr Geschäft streitig machen möchte – genau ihnen sollte man die Möglichkeit geben, die bestehenden Konzessionen auf Elektromobile auszudehnen oder abzutauschen.
Unsere Stadt ist wirklich wunderschön – das sage ich als Wahlsalzburger nach 35 Jahren an der Salzach. Wenn sie nun auch noch gestankfrei werden würde . . .
Kurt Beyer, 5020 Salzburg