Das Computerspiel entführt in die Realität
SALZBURG (SN). Wer vor dem Bildschirm sitzt, taucht in eine virtuelle Welt ein. Aber die Menschen, denen man als Spieler auf seinem abenteuerlichen Weg begegnen kann, sind echt: Die Frau aus dem Slum in Nairobi erzählt ihre wahre Geschichte. Der Mann aus dem Kongo berichtet von Vertreibung und Flucht. Mit ihrem neuen Projekt betreten die Mitglieder der Salzburger Gruppe gold extra ein Terrain, das in der Spielewelt kaum erkundet ist: „From Darkness“ist ein dokumentarisches Computerspiel.
„Wir haben ein Jahr an Möglichkeiten gearbeitet, wie wir reale, dokumentarische Inhalte mit einer Spielhandlung verknüpfen können“, sagt Sonja Prlic. Als Spieler schlüpft man in die Rolle einer Journalistin aus Europa. Auf der Suche nach einem verschwundenen Kollegen recherchiert sie in Kenia, Uganda und dem Kongo. Dabei lernt sie Menschen und Geschichten kennen, von denen man sonst meist nur in den Kurzmel- dungen erfährt: Wieder Hunderte Verletzte, wieder Tausende auf der Flucht. Auf ihrer eigenen Recherche in Afrika filmten Mitglieder des Künstlerkollektivs 55 Interviews mit Menschen aus Regionen, in denen der Krieg um Ressourcen tobt. Die Videos wurden zum Material für das Spiel: Auf der Reise der Journalistin verbinden sich Fiktion und Fakten.
„From Darkness“ist das zweite Projekt (nach dem preisgekrönten „Frontiers“), mit dem die Gruppe die Situation von Flüchtlingen in einem Game thematisiert. Bei der Halleiner „Schmiede“, wo Sonja Prlic, Karl Zechenter, Georg Hobmeier, Reinhold Bidner, Victor Morales und Ingo Herwig für ihr Konzept 2012 den Salzburger Landespreis für Medienkunst erhielten, präsentieren sie heute, Freitag (19 Uhr), den ersten Prototyp. Die Alpha-Version soll 2014 fertig sein. www.goldextra.com Aktuelle Projekte der Halleiner „Schmiede“werden am Samstag in einer Werkschau präsentiert. Dabei wird der Landespreis für Medienkunst 2013 vergeben. www.schmiede.ca