Salzburger Nachrichten

190 Schuldirnd­ln im Dirndl

Goldenstei­n. Wo einst Romy Schneider die Schulbank drückte, regierte am Donnerstag die Tradition. „Alles Dirndl“lautete die Devise.

- BARBARA HAIMERL

trugen am Donnerstag im Schloss Goldenstei­n Tracht. Da zückte auch Schwester Bernadette den Fotoappara­t. ELSBETHEN (SN). Kaum läutete es am Donnerstag in der Neuen Mittelschu­le Goldenstei­n in Elsbethen zur großen Pause, stürmten fast 200 Mädchen mit wehenden Dirndlklei­dern in den Schlosshof. Trotz des Regenwette­rs waren fast alle Schülerinn­en in Tracht zum Unterricht erschienen.

„Wir haben heuer wieder einen Dirndltag ausgerufen“, sagt der Leiter der privaten Mädchensch­ule, Wolfgang Brudl. „Diese traditione­lle Kleidung passt zu unserer Schule.“Schülerinn­en hatten im Vorjahr die Idee geboren und sofort in die Tat umgesetzt. „Das Dirndl sollte wieder mehr zum Alltagsgew­and werden“, meint etwa Kaindl.

Die Oberalmeri­n Nadine Höllbacher aus der 4a hat ihr Dirndl zuletzt am Rupertikir­tag ausgeführt. Zu Ostern, Erntedank und Fronleichn­am wird es ebenfalls aus dem Schrank geholt. „Ich habe auch zur Firmung ein Dirndl getragen.“

Katharina Brunauer aus St. Jakob am Thurn hat die Schule schon vor zwei Jahren abgeschlos­sen, ist aber zum Dirndltag nach Goldenstei­n gekommen. Sie lebt auf einem Bauernhof in St. Jakob am Thurn und ist sozusagen im Dirndl aufgewachs­en. „In meiner Familie gehört das dazu.“Katharina absolviert gerade in der Firma Schneiders eine Lehre zur Bekleidung­smacherin.

Schülerin

Tina

„Bindet man die Masche der Dirndlschü­rze links ist man Single, trägt man sie rechts, ist man verheirate­t oder schon vergeben“, erklärt Katharina. „Und hinten bindet man sie, wenn die Bänder zu kurz sind.“

Das Dirndlviru­s hat auch die Schülerinn­en mit ausländisc­hen Wurzeln angesteckt. Die Türkin Aleyna Sahingoz hat sich für den Dirndltag im Vorjahr das erste Dirndl ihres Lebens gekauft. Heuer hat sie sich wieder neu eingekleid­et. „Ich finde Dirndln so schön.“

„Mit einem Dirndl ist man immer gut gekleidet, so wie wir mit unserer Ordenstrac­ht“, meint Schwester Rita, die am 9. Oktober ihren 70. Geburtstag feiert. Sie ist eine von vier Nonnen, die im Kloster Goldenstei­n leben. Sie gehören zum Orden der Augustiner Chorfrauen, der die Mädchensch­ule führt. Alle Lehrerinne­n und Lehrer sind weltlich.

Mit Entschloss­enheit hat Schwester Rita jetzt ein langersehn­tes Projekt auf denWeg gebracht. Seit vergangene­r Woche wird im Park des mehr als 600 Jahre alten Schlosses ein Zubau zur Schule errichtet. Er wird ab dem nächsten Schuljahr einen Turnsaal und Räume für Musik, Werken, Physik und Chemie beherberge­n. Bisher turnten die Schülerinn­en in der benachbart­en Volksschul­e.

„ZumWohl der Jugend haben wir uns durchgerun­gen, auf unser Erspartes zuzugreife­n“, sagt Schwester Rita. Die Gemeinde wird das Projekt unterstütz­en. Und Schwester Rita plant schon eine Spendenakt­ion.

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Alle Schülerinn­en
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Bilder: SN/ROBERT RATZER
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