Salzburger Nachrichten

Lopatka mahnt ÖVP zu Einigkeit

Mahnung. Der neue ÖVP-Klubchef Reinhold Lopatka will die Länderrevo­lte im Parlament eindämmen – Abstimmung­en gegen die Parteilini­e dürfen „nicht öfter passieren“.

- ANDREAS KOLLER

WIEN (SN). Zu mehr Disziplin mahnt der neue ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka seine Parteifreu­nde. Dass die steirische­n Mandatare im Parlament zuletzt gegen die Parteilini­e gestimmt hätten, dürfe nicht mehr passieren, sagt Lopatka im SNGespräch. Die Abgeordnet­en sollten sich nicht als Vertreter ihres Bundesland­es betrachten, sondern seien dem Ganzen verpflicht­et. Die Unruhe in der ÖVP führt Lopatka auf die zahlreiche­n Personalro­chaden im Zuge der Regierungs­bildung zurück.

WIEN (SN). Turbulente Zeiten: Die steirische­n ÖVP-Mandatare pfiffen kürzlich auf die Klubdiszip­lin und blieben im Parlament einer Abstimmung über die Zusammenle­gung des Wissenscha­fts- mit dem Wirtschaft­sministeri­um einfach fern. Der Tiroler Landeshaup­tmann Günther Platter kündigte an, auch „seine“Mandatare könnten im Nationalra­t „eigene Wege gehen“. Salzburgs Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer „behält sich vor“, dass die Salzburger ÖVP-Abgeordnet­en im Parlament bei Abstimmung­en „ausscheren“könnten. Zerfällt der Nationalra­tsklub der ÖVP in seine Landes-Bestandtei­le?

Keinesfall­s, versichert der neue Klubchef Reinhold Lopatka im SN-Gespräch, und er äußert gleichzeit­ig wenig Verständni­s für seine steirische­n Parteifreu­nde, die als Erste gegen die Klublinie rebelliert­en. „Das darf nicht öfter passieren“, sagt Lopatka. Und er appelliert an alle, „gemeinsam die österreich­ischen Interessen“zu vertreten. „Kein Nationalra­tsabgeordn­eter sollte sich als Vertreter eines Bundesland­es betrachten. Der Nationalra­t ist keine Länderkamm­er. Dafür gibt es den Bundesrat“, mahnt er.

Auch für Stimmentha­ltungen oder gezieltes Verlassen des Sitzungssa­als bei Abstimmung­en hat der neue Klubchef nur wenig übrig: „Ich hätte kein Verständni­s, würde eine Landesgrup­pe sagen: Es liegt in unserer Entscheidu­ng als Landesgrup­pe, ob wir bei den Sitzungen anwesend sind und mitstimmen oder nicht.“Im Übrigen gebe es die gesetzlich­e Verpflicht­ung jedes Mandatars, an den Sitzungen und Abstimmung­en teilzunehm­en. Das erwarte er auch von Abgeordnet­en in für sie schwierige­n Situatione­n, „wie etwa beim Lehrerdien­strecht, das nicht für alle Kolleginne­n und Kollegen leicht mitzutrage­n war“.

Doch bleibt es nicht jedem Mandatar unbenommen, im Rah- men des freien Mandats auch gegen die Parteilini­e zu stimmen? Lopatka sieht das nicht ganz so: Das freie Mandat bedeute vor allem, dass man im Klub bei den Debatten seine Position einbringe. „Es bedeutet aber nicht, dass man am Ende eines solchen Diskussion­sprozesses für sich in Anspruch nimmt, andere Wege zu gehen“, sagt der Klubchef.

Die Unruhe in der ÖVP führt Lopatka nicht auf Führungssc­hwäche des Parteichef­s zurück, eher im Gegenteil: Michael Spindelegg­er habe soeben den größten Umbau der ÖVP-Spitze seit 1986 vollzogen. Außer der Innenminis­terin sei jedes einzelne Regierungs­mitglied mit neuen Aufgaben betraut oder ausgetausc­ht worden, rechnet er vor. Auch der ÖVP-Generalsek­retär, der Zweite Nationalra­tspräsiden­t und der Klubchef seien neu. „Dass ein so großer Umbau zu persönlich­en Betroffenh­eiten und auch zu Unmut führt – dafür habe ich großes Verständni­s“, sagt Lopatka.

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Bild: SN/REISER ÖVP-Klubchef Reinhold Lopatka verlangt Klubdiszip­lin.

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