Salzburger Nachrichten

NSA hackt IT-Unternehme­n

Datengier. Eine eigene Abteilung des amerikanis­chen Geheimdien­stes beschäftig­t sich ausschließ­lich mit maßgeschne­iderten Angriffen. Ihr Name: TAO.

-

WASHINGTON (SN). Der US-Geheimdien­st NSA späht nach Informatio­nen des „Spiegel“eine der wichtigste­n Telekommun­ikationsve­rbindungen zwischen Europa, Nordafrika und Asien aus. Zudem sollen die Datenschnü­ffler Produkte großer ITFirmen wie Microsoft, Dell, Cisco und Huawei geknackt haben. Eine eigene NSA-Abteilung für maßgeschne­iderte Internetan­griffe verfüge mittlerwei­le über einen umfangreic­hen Werkzeugka­sten zur Spionage, hieß es.

WASHINGTON (SN, dpa). Die Spione der NSA können nicht nur massenhaft den Internetve­rkehr mitlesen, sie haben offenbar auch eine Reihe von Spezialwer­kzeugen für gezielte Angriffe. Nach einem Bericht des deutschen Nachrichte­nmagazins „Der Spiegel“hat der US-Geheimdien­st die Produkte zahlreiche­r IT-Riesen geknackt. Betroffen seien unter anderem große amerikanis­che Firmen wie Microsoft, Cisco oder Dell, außerdem die chinesisch­e Firma Huawei. Das gehe aus Dokumenten des Informante­n Edward Snowden hervor, die der „Spiegel“ausgewerte­t habe. Die Unterlagen legten nahe, dass die Spionage ohneWissen oder Unterstütz­ung der betroffene­n Unternehme­n passiert sei. Angeblich verfügt die NSA über eine eigene Abteilung für maßgeschne­iderte Hackerangr­iffe namens Tailored Access Operations oder TAO. Der Ge- heimdienst könne Internetnu­tzer gezielt angreifen, indem er eigene Server zwischen eine aufgerufen­e Webseite und den Nutzer schalte. „Huckepack und unsichtbar für den Nutzer transporti­ert die manipulier­te Seite Spähsoftwa­re, die auf die Sicherheit­slücken im Rechner der Zielperson abgestimmt ist“, hieß es. Diese Methode mit dem Codenamen „Quantum Insert“sei etwa gegen Mitarbeite­r des halbstaatl­ichen belgischen Telekommun­ikationsko­nzerns Belgacom eingesetzt worden. Der NSA sei es so gelungen, sich Zugang zum internen Belgacom-Netz zu verschaffe­n.

Offenbar mit einer ähnlichen Methode habe TAO Informatio­nen über ein wichtiges Unterseeka­bel zwischen Europa, Nordafrika und Asien ausgespäht. Den staatliche­n Hackern sei es gelungen, „Informatio­nen über das Netzwerkma­nagement des Sea- Me-We-4-Unterwasse­rkabelsyst­ems zu erlangen“, heißt es in einem als „streng geheim“eingestuft­en Dokument vom 13. Februar 2013, das der „Spiegel“einsehen konnte. Dazu hackten die US-Spione eine Webseite des Betreiberk­onsortiums, zu dem Orange (früher France Telecom) und Telecom Italia gehören. Das Kabelsyste­m verläuft vom französisc­hen Marseille nach Pakistan und Indien und dann weiter bis nach Singapur, Malaysia und Thailand.

Eine Unterabtei­lung der TAO mit dem Kürzel ANT habe einen regelrecht­en „Otto-Katalog für Spione“an Angriffsmö­glichkeite­n im Angebot. Zudem habe ANT eine besonders aggressive Spionageso­ftware entwickelt, die sich in das BIOS eines Computers einniste. Diese Software wird als Erstes geladen, wenn ein Computer eingeschal­tet wird. Ein Schadpro- gramm hier ist besonders hartnäckig und schwer zu entdecken, es übersteht auch die Neuinstall­ation des Betriebssy­stems. Ob, wann und gegen wen derartige Attacken geritten wurden, geht aus dem Bericht nicht hervor. In einem Etatplan für die US-Geheimdien­ste hieß es, dass 2013 weltweit 85.000 Computer mithilfe der unterschie­dlichen Möglichkei­ten infiltrier­t werden sollten.

Ein Bundesgeri­cht in New York erklärte das millionenf­ache Sammeln der Telefondat­en von USBürgern vor wenigen Tagen für legal. Die NSA-Aktion sei ein berechtigt­er „Gegenschla­g“des Staates gegen den Terror, heißt es in dem Urteil. Dagegen hatte erst kürzlich ein Bundesgeri­cht in Washington das Programm für mutmaßlich verfassung­swidrig erklärt. Es wird erwartet, dass der Oberste Gerichtsho­f der USA die Frage klären muss.

 ?? Bild: SN/AP ?? Es gibt offenbar keinen Bereich, in dem die von der US-Regierung angestellt­en Schnüffler nicht unterwegs sind.
Bild: SN/AP Es gibt offenbar keinen Bereich, in dem die von der US-Regierung angestellt­en Schnüffler nicht unterwegs sind.

Newspapers in German

Newspapers from Austria