Patienten sollen kürzer warten
Regierungsprogramm. Wie lang die Österreicher im Schnitt auf Operationen warten und was Gesundheitsminister Alois Stöger dagegen tun will.
WIEN (SN). Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) will dieWartezeiten für Patienten verkürzen. Erreichen will er das mit mehr Transparenz und – wie im Regierungsprogramm vorgesehen – mit Richtwerten für geplante Behandlungen. Stöger greift damit einen Wunsch der Bevölkerung auf. Drei Viertel empfinden die Wartezeiten in Spitälern als lang.
Wie der Gesundheitsminister im APA-Gespräch sagt, gebe es in den Bundesländern Wartelisten für geplante Operationen in Spitälern, wobei sich die Reihung meist nach medizinischen und organisatorischen Gesichtspunkten richtet. In acht Ländern wird dieWartezeit nur Personen mitgeteilt, die bereits auf der Warteliste stehen. Einen größeren Schritt in Rich- tung Transparenz hat Niederösterreich gesetzt, wo die Landeskliniken-Holding die Wartelisten für Orthopädie, Augenheilkunde und Neurochirurgie im Internet frei zugänglich macht.
Stöger will nun diese Transparenz weiter ausbauen, um damit Druck zu kürzerenWartezeiten zu erzeugen. Österreich sei „Weltmarktführer“beim Zugang zu Gesundheitsleistungen für alle Patienten, trotzdem gebe es manchmal Wartezeiten, die „nicht zumutbar“seien. Insbesondere bei Akutfällen seien längere Wartezeiten „nicht akzeptabel“, so Stöger. Im Regierungsprogramm heißt es, dass „ein System zur Erhebung von Wartezeiten“geschaffen und dann „Richtwerte für ausgewählte Routine- bzw. ge-
Fälle“
geschaffen werden plante sollen.
Laut einer Patientenbefragung des IHS (540 Fragebögen) warten Patienten in Österreich im Median 2,1 Monate auf eine Hüftoperation und 2,5 Monate auf eine Knieoperation. Starke Unterschiede gibt es sowohl zwischen als auch innerhalb der einzelnen Bundesländer. So variiert die Wartezeit auf orthopädische Operationen zwischen unter einem Monat und acht Monaten und die auf Augenoperationen zwischen unter einem Monat und fast zwölf Monaten. Patienten mit einer privaten Zusatzversicherung müssen signifikant kürzer warten. 6,5 Prozent der befragten Patienten wurde angeboten, dieWartezeit durch eine private Zuzahlung zu verkür- zen, und weiteren 7,4 Prozent, die Wartezeit durch den Besuch einer Privatordination zu verringern.
In einer OGM-Umfrage (1021 Befragte) bezeichnen 26 Prozent die Wartezeiten in Spitälern als sehr und weitere 46 Prozent als eher lang. Als lang werden vor allem dieWartezeiten vor geplanten Eingriffen (58%) oder Routineuntersuchungen (54%) empfunden. Was sind aus Sicht der Österreicher akzeptable Wartezeiten? Bei Not- und Akutfällen wollen sie in Ambulanzen nicht länger als eine halbe Stunde warten. Vor geplanten Eingriffen und Routineuntersuchungen wird eine Stunde Wartezeit akzeptiert. Eine Woche wird als angemessene Wartezeit für einen Termin auf eine Routineuntersuchung gesehen.