Oberstdorf stößt an Grenzen
Zum mittlerweile 62. Mal gastiert die Vierschanzentournee in Oberstdorf. Was im Jahr 1953 beschaulich begann, ist heutzutage ein riesiges Medienspektakel. Nicht nur an der Schattenbergschanze herrscht Ausnahmezustand, der gesamte Kurort im Oberallgäu wurde am Sonntag wieder einmal von ausgelassen feiernden Skisprungfans in Beschlag genommen. Was Städte wie Garmisch-Partenkirchen und Innsbruck und selbst die verhältnismäßig kleine Marktgemeinde Bischofshofen zu bewältigen wissen, bringt Oberstdorf Jahr für Jahr an seine Grenzen.
So wirklich willkommen ist der aufgeblasene Springerzirkus offenbar nicht, schon gar nicht in der Haupturlaubszeit zwischenWeihnachten und Silvester. Der Verkehr kommt in dem Talschluss an denWettkampftagen zum Erliegen. Dazu gibt es im gesamten Gebiet um Oberstdorf kaum Zimmer, die nicht von zahlungskräftigen deutschen Stammkunden belegt werden. Die örtliche Kurverwaltung hat aus der Not eine Tugend gemacht und quartiert den Skisprung-Tross in Substandardzimmer privater Vermieter ein. Aber selbst an vielen Hotels höherer Kategorien nagt der Zahn der Zeit.
Oberstdorf scheint seit 62 Jahren nicht aus dem Dornröschenschlaf aufgewacht zu sein. Dabei sollten die Touristiker längst erkannt haben, dass derWerbewert durch die Springertournee einen in die Jahre gekommenen Ort wie Oberstdorf am Leben erhält.