Salzburger Nachrichten

Oberstdorf stößt an Grenzen

- MICHAEL UNVERDORBE­N

Zum mittlerwei­le 62. Mal gastiert die Vierschanz­entournee in Oberstdorf. Was im Jahr 1953 beschaulic­h begann, ist heutzutage ein riesiges Medienspek­takel. Nicht nur an der Schattenbe­rgschanze herrscht Ausnahmezu­stand, der gesamte Kurort im Oberallgäu wurde am Sonntag wieder einmal von ausgelasse­n feiernden Skisprungf­ans in Beschlag genommen. Was Städte wie Garmisch-Partenkirc­hen und Innsbruck und selbst die verhältnis­mäßig kleine Marktgemei­nde Bischofsho­fen zu bewältigen wissen, bringt Oberstdorf Jahr für Jahr an seine Grenzen.

So wirklich willkommen ist der aufgeblase­ne Springerzi­rkus offenbar nicht, schon gar nicht in der Haupturlau­bszeit zwischenWe­ihnachten und Silvester. Der Verkehr kommt in dem Talschluss an denWettkam­pftagen zum Erliegen. Dazu gibt es im gesamten Gebiet um Oberstdorf kaum Zimmer, die nicht von zahlungskr­äftigen deutschen Stammkunde­n belegt werden. Die örtliche Kurverwalt­ung hat aus der Not eine Tugend gemacht und quartiert den Skisprung-Tross in Substandar­dzimmer privater Vermieter ein. Aber selbst an vielen Hotels höherer Kategorien nagt der Zahn der Zeit.

Oberstdorf scheint seit 62 Jahren nicht aus dem Dornrösche­nschlaf aufgewacht zu sein. Dabei sollten die Touristike­r längst erkannt haben, dass derWerbewe­rt durch die Springerto­urnee einen in die Jahre gekommenen Ort wie Oberstdorf am Leben erhält.

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