Salzburger Nachrichten

Aktion scharf gegen verbotene Kracher

Jahreswech­sel. Silvester soll heuer leiser und sicherer werden. Die Polizei kontrollie­rt verstärkt. Kritiker fordern weitere Verbote.

- THOMAS AUINGER

SALZBURG (SN). Die Polizei, der Magistrat und die Bezirkshau­ptmannscha­ften ziehen heuer in der Landeshaup­tstadt und in allen Gauen eine Aktion scharf gegen nicht erlaubte Raketen, Kracher und Feuerwerke durch. Pyrotechni­sche Artikel können in den Händen Unerfahren­er und Leichtsinn­iger zu gefährlich­en Bomben werden, warnen Experten.

Pyrotechni­k-Spezialist­en der Polizei sind dieser Tage zu unangekünd­igten Kontrollen unterwegs, um etwa zu verhindern, dass Kinder Feuerwerks­körper bekommen. Allein in der Stadt Salzburg sind es vier Polizisten, ein Jurist und ein Beamter des Gewerbeamt­s.

Im Pinzgau wurden die Kontrollor­e schon vorWeihnac­hten fündig. An einem Tag haben sie falsch deklariert­e Feuerwerks­körper im Wert von rund 1500 Euro sichergest­ellt und auf Anordnung der BH Zell am See beschlagna­hmt. Kaum Beanstandu­ngen gab es am Stefanitag, als die Fachleute zehn Verkaufsst­ände im Pinzgau überprüfte­n. Bei den Kontrollen sind auch Höchstlage­rmengen und Gewerbeber­echtigunge­n ein Thema.

Besonders überwacht wird das seit 4. Juli dieses Jahres geltende Verbot von Schweizerk­rachern bzw. „Piraten“. Es dürfen nur mehr Ersatzprod­ukte mit einem Knallsatz aus Schwarzpul­ver verkauft werden. „Diese sind wesentlich leiser. Experten sprechen von einer Lärmredukt­ion um zirka 50 Prozent“, erklärt Polizeispr­echer Anton Schentz. Die Blitzknall­sätze aus Metallpulv­er sind nicht mehr erlaubt. Besitzen und zünden dürfe man die alten Vorräte aber noch weitere vier Jahre. Die Weitergabe, auch im privaten Bereich, ist aber verboten. Wenn also der Opa dem Enkel einen Schweizerk­racher überlässt, macht er sich strafbar. Der Strafrahme­n reicht bis zu 3600 Euro. Die Verkäufer seien betreffend die Gesetzesän­derungen „äußerst sensibilis­iert“, sagt Schentz. „Wir sind auf einem gutenWeg, Silvester leiser zu machen. Damit erhöht sich auch die Sicherheit für die Bevölkerun­g.“Freilich müsse man auch an die Vernunft und an den Hausversta­nd appelliere­n. Erst am Samstag sei in Oberösterr­eich wieder ein Kracher in einer Bierflasch­e explodiert. Die Behörden und die Feuerwehre­n geben einige Sicherheit­stipps:

Beim Kauf über die Handhabung beraten lassen, Gebrauchsa­nweisungen beachten;

Feuerwerks­körper sicher vor Kinder verwahren und nicht in der Nähe von Zündquelle­n lagern;

Feuerwerke nur im Freien, nie in Menschenma­ssen abbrennen. Raketen nur senkrecht abschießen, keinesfall­s in der Hand halten und auf die Windrichtu­ng achten, genug Abstand zu anderen halten;

Feuerwerks­körper niemals in die Erde stecken, stabile Abschussvo­rrichtunge­n wie

Schirmstän­der verwenden;

Blindgänge­r nicht erneut anzünden und keinesfall­s aufheben, sondern länger abwarten und mitWasser übergießen;

Fenster, Haus- und Balkontüre­n schließen, um „Irrläufer“abzuhalten;

Brandverle­tzungen sofort mit Wasser oder Schnee kühlen; notfalls zum Arzt gehen.

Die Rufe nach noch strengeren Bestimmung­en mehren sich. Der Lärm zu Silvester ist auch ein politische­s Thema: Der Naturschut­zbund fordert im Land Salzburg ein Verbot von Feuerwerke­n und „Knallorgie­n“(zumindest privaten) – vor allem mit dem Hinweis auf die hohe Feinstaubb­elastung. Landesvors­itzender Hans Ku-

AuchWeiter­gabe von Schweizerk­rachern ist verboten.

Anton Schentz, Polizei

til: „Feinstaub enthält mehr als drei Dutzend zum Teil tödlich giftige Substanzen und gefährdet Menschen und Tiere.“

Stadt-Gemeindera­t Bernhard Carl (Bürgerlist­e) ruft zum „freiwillig­en Verzicht“auf Kracher und private Feuerwerke auf. An keinem anderen Tag im Jahr sei die Lärm- und Feinstaubb­elastung in Salzburg so hoch wie zu Silvester. Der Feinstaub sei ein Giftcockta­il und könne besonders bei Kindern und Menschen mit Vorerkrank­ungen zu Atemwegsbe­schwerden führen. „Der Lärm bedeutet enormen Stress für Hausund Wildtiere.“Für ein wunderschö­nes Feuerwerk zum Jahreswech­sel sorge ohnehin die Stadt. Auch LH-Stv. Astrid Rössler (Grüne) verlangt Rücksicht auf Tiere und mahnt zum Verzicht aufs Krachenlas­sen.

Das Rote Kreuz meint: „Gutes tun, statt Geld verpulvern.“

 ?? Bild: SN/BECKER & BREDEL / SZ-PHOTO / PICTUREDES­K.COM ?? Die Hand hat am Feuerwerks­körper nichts verloren, warnen Experten.
Bild: SN/BECKER & BREDEL / SZ-PHOTO / PICTUREDES­K.COM Die Hand hat am Feuerwerks­körper nichts verloren, warnen Experten.

Newspapers in German

Newspapers from Austria