Aktion scharf gegen verbotene Kracher
Jahreswechsel. Silvester soll heuer leiser und sicherer werden. Die Polizei kontrolliert verstärkt. Kritiker fordern weitere Verbote.
SALZBURG (SN). Die Polizei, der Magistrat und die Bezirkshauptmannschaften ziehen heuer in der Landeshauptstadt und in allen Gauen eine Aktion scharf gegen nicht erlaubte Raketen, Kracher und Feuerwerke durch. Pyrotechnische Artikel können in den Händen Unerfahrener und Leichtsinniger zu gefährlichen Bomben werden, warnen Experten.
Pyrotechnik-Spezialisten der Polizei sind dieser Tage zu unangekündigten Kontrollen unterwegs, um etwa zu verhindern, dass Kinder Feuerwerkskörper bekommen. Allein in der Stadt Salzburg sind es vier Polizisten, ein Jurist und ein Beamter des Gewerbeamts.
Im Pinzgau wurden die Kontrollore schon vorWeihnachten fündig. An einem Tag haben sie falsch deklarierte Feuerwerkskörper im Wert von rund 1500 Euro sichergestellt und auf Anordnung der BH Zell am See beschlagnahmt. Kaum Beanstandungen gab es am Stefanitag, als die Fachleute zehn Verkaufsstände im Pinzgau überprüften. Bei den Kontrollen sind auch Höchstlagermengen und Gewerbeberechtigungen ein Thema.
Besonders überwacht wird das seit 4. Juli dieses Jahres geltende Verbot von Schweizerkrachern bzw. „Piraten“. Es dürfen nur mehr Ersatzprodukte mit einem Knallsatz aus Schwarzpulver verkauft werden. „Diese sind wesentlich leiser. Experten sprechen von einer Lärmreduktion um zirka 50 Prozent“, erklärt Polizeisprecher Anton Schentz. Die Blitzknallsätze aus Metallpulver sind nicht mehr erlaubt. Besitzen und zünden dürfe man die alten Vorräte aber noch weitere vier Jahre. Die Weitergabe, auch im privaten Bereich, ist aber verboten. Wenn also der Opa dem Enkel einen Schweizerkracher überlässt, macht er sich strafbar. Der Strafrahmen reicht bis zu 3600 Euro. Die Verkäufer seien betreffend die Gesetzesänderungen „äußerst sensibilisiert“, sagt Schentz. „Wir sind auf einem gutenWeg, Silvester leiser zu machen. Damit erhöht sich auch die Sicherheit für die Bevölkerung.“Freilich müsse man auch an die Vernunft und an den Hausverstand appellieren. Erst am Samstag sei in Oberösterreich wieder ein Kracher in einer Bierflasche explodiert. Die Behörden und die Feuerwehren geben einige Sicherheitstipps:
Beim Kauf über die Handhabung beraten lassen, Gebrauchsanweisungen beachten;
Feuerwerkskörper sicher vor Kinder verwahren und nicht in der Nähe von Zündquellen lagern;
Feuerwerke nur im Freien, nie in Menschenmassen abbrennen. Raketen nur senkrecht abschießen, keinesfalls in der Hand halten und auf die Windrichtung achten, genug Abstand zu anderen halten;
Feuerwerkskörper niemals in die Erde stecken, stabile Abschussvorrichtungen wie
Schirmständer verwenden;
Blindgänger nicht erneut anzünden und keinesfalls aufheben, sondern länger abwarten und mitWasser übergießen;
Fenster, Haus- und Balkontüren schließen, um „Irrläufer“abzuhalten;
Brandverletzungen sofort mit Wasser oder Schnee kühlen; notfalls zum Arzt gehen.
Die Rufe nach noch strengeren Bestimmungen mehren sich. Der Lärm zu Silvester ist auch ein politisches Thema: Der Naturschutzbund fordert im Land Salzburg ein Verbot von Feuerwerken und „Knallorgien“(zumindest privaten) – vor allem mit dem Hinweis auf die hohe Feinstaubbelastung. Landesvorsitzender Hans Ku-
AuchWeitergabe von Schweizerkrachern ist verboten.
Anton Schentz, Polizei
til: „Feinstaub enthält mehr als drei Dutzend zum Teil tödlich giftige Substanzen und gefährdet Menschen und Tiere.“
Stadt-Gemeinderat Bernhard Carl (Bürgerliste) ruft zum „freiwilligen Verzicht“auf Kracher und private Feuerwerke auf. An keinem anderen Tag im Jahr sei die Lärm- und Feinstaubbelastung in Salzburg so hoch wie zu Silvester. Der Feinstaub sei ein Giftcocktail und könne besonders bei Kindern und Menschen mit Vorerkrankungen zu Atemwegsbeschwerden führen. „Der Lärm bedeutet enormen Stress für Hausund Wildtiere.“Für ein wunderschönes Feuerwerk zum Jahreswechsel sorge ohnehin die Stadt. Auch LH-Stv. Astrid Rössler (Grüne) verlangt Rücksicht auf Tiere und mahnt zum Verzicht aufs Krachenlassen.
Das Rote Kreuz meint: „Gutes tun, statt Geld verpulvern.“