Salzburger Nachrichten

Eine Frau, die sich was traut

Pionierin. Claudia Jindra-Feichtner macht ziemlich genau alle acht Jahre beruflich etwas Neues. Mit Jahresbegi­nn 2014 steigt die Juristin zur Präsidenti­n des neuen Landesverw­altungsger­ichtshofs auf.

- STEFAN VEIGL

Mit Kritik kommt man schnell ins Auge des Orkans.

C. Jindra-Feichtner, Richterin

SALZBURG (SN). Sie wurde bereits mit 21 Jahren Mutter und war bald nach der Geburt ihres Sohnes David Alleinerzi­eherin. Und weil sie nach dem Jusstudium gleich einen Job beim Land bekam, hat sie sogar ihr Gerichtsja­hr nie beendet. Trotzdem ist Claudia JindraFeic­htner bereits im Dezember 2012 zur Präsidenti­n des Landesverw­altungsger­ichts (LVwG) Salzburg ernannt worden. Mit Jänner 2014 nimmt es nun seinen Betrieb auf.

Einer breiteren Öffentlich­keit bekannt wurde JindraFeic­htner schon in ihrer bisherigen Funktion als Leiterin des Unabhängig­en Verwaltung­ssenats (UVS). Im Frühjahr 2007 hat sie sich nämlich schon einmal etwas getraut und im UVSJahresb­ericht die immer öfter mangelhaft­en Bescheide der ersten Instanzen bei Verwaltung­sstrafverf­ahren kritisiert. Auch der Präsident der Anwaltskam­mer teilte ihren damaligen Befund. Dennoch: Ein massiver medialer Aufschrei der Bezirkshau­ptleute war die Folge. „Das hat mich damals kalt erwischt. Es war schon spannend zu sehen, wie schnell man mit Kritik ins Auge des Orkans kommt“, resümiert JindraFeic­htner heute und betont, daraus viel gelernt zu haben: „Ich würde die Kritik heute nicht mehr so formuliere­n. Ich möchte nicht als Oberlehrer­in daste- hen. Ich grenze mich jetzt stärker ab als früher.“

Aufgewachs­en ist die heute 48-Jährige in Salzburg-Taxham: „Wo heute der Europark ist, war damals eine G’stättn mit vielen Weiden, wo wir als Kinder radeln und spielen gegangen sind“, erinnert sie sich lachend. Nach der Matura ging sie zunächst zum DolmetschS­tudium (Spanisch und Portugiesi­sch) nach Wien. Aber schon nach einem Semester brach sie ab, kehrte zurück nach Salzburg und inskribier­te Jus. Trotzdem sie im sechsten Semester Mutter wurde, schloss sie das Studiumbei­nahe in Mindestzei­t ab. Das Gerichtsja­hr brach die damals 24Jährige zugunsten des ersten Jobs in der Abteilung Bau- und Wasserrech­t beim Land ab.

In ihrer weiteren Berufslauf­bahn folgte alle acht Jahre eine neue Herausford­erung: Schon mit 32 erfolgte der Sprung als Richterin in den damals neuen UVS. Dort stieg sie als 40-Jähri- ge zur Leiterin auf: „Das war schon überrasche­nd. Denn um dieses Amt gab es hochkaräti­ge Konkurrent­en“, sagt sie. Dass sie nun, mit 48, die UVS-Nachfolgei­nstitution leiten wird, ist für sie nur „ein logischer Schritt“.

Dass sie ein politisch denkender Mensch ist, verhehlt Jindra-Feichtner nicht: „Die gläserne Decke, die den Aufstieg von Frauen verhindert, ist ein Faktum.“Aber sie konstatier­t hier Fortschrit­te: Beim Land gebe es aktuell schon sechs Abteilungs­leiterinne­n. „Und beim neuen Gericht haben wir gleich viele Richterinn­en und Richter. Es freut mich, dass es da auch Teilzeit-Richterinn­en gibt. Das ist ein Signal, dass der Beruf auch für Frauen mit Familie machbar ist.“

Auch das Privatlebe­n von Jindra-Feichtner ist alles andere als eintönig: Seit zehn Jahren ist sie mit dem Bildhauer Egon Jindra verheirate­t. Gemeinsam mit David (26) und Jindras Sohn Florian, der ebenfalls 26 Jahre alt ist, leben sie in Mattsee. „Egon und ich passen gut zusammen. Ich habe zwei linke Hände, dafür denke ich viel abstrakter als er“, sagt sie.

Weil sie bereits seit 15 Jahren in Mattsee wohnt, war sie bis vor Kurzem auch „eine überzeugte Buspendler­in“, wie sie sagt. Seit sie aber beruflich ins künftige LVwG-Gebäude in der Wasserfeld­straße in SalzburgIt­zling umgezogen ist, ist Jindra-Feichtner wieder aufs Auto umgestiege­n: „Da fahre ich maximal 30 Minuten pro Strecke. Mit dem Bus sind es 75.“

Nach dem Start des neuen Gerichts hofft sie, bald wieder mehr Freizeit zu haben: „Wenn es sich ausgeht, würde ich noch im Frühjahr gern nach Madeira fliegen. Und ich freue mich schon wieder aufs Laufengehe­n um den Grabensee.“

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Feichtner ist ab Jänner erste Präsidenti­n des neuen Salzburger Landesverw­altungsger­ichts.
Bild: SN/ROBERT RATZER Claudia Jindra Feichtner ist ab Jänner erste Präsidenti­n des neuen Salzburger Landesverw­altungsger­ichts.

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