Eine Frau, die sich was traut
Pionierin. Claudia Jindra-Feichtner macht ziemlich genau alle acht Jahre beruflich etwas Neues. Mit Jahresbeginn 2014 steigt die Juristin zur Präsidentin des neuen Landesverwaltungsgerichtshofs auf.
Mit Kritik kommt man schnell ins Auge des Orkans.
C. Jindra-Feichtner, Richterin
SALZBURG (SN). Sie wurde bereits mit 21 Jahren Mutter und war bald nach der Geburt ihres Sohnes David Alleinerzieherin. Und weil sie nach dem Jusstudium gleich einen Job beim Land bekam, hat sie sogar ihr Gerichtsjahr nie beendet. Trotzdem ist Claudia JindraFeichtner bereits im Dezember 2012 zur Präsidentin des Landesverwaltungsgerichts (LVwG) Salzburg ernannt worden. Mit Jänner 2014 nimmt es nun seinen Betrieb auf.
Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde JindraFeichtner schon in ihrer bisherigen Funktion als Leiterin des Unabhängigen Verwaltungssenats (UVS). Im Frühjahr 2007 hat sie sich nämlich schon einmal etwas getraut und im UVSJahresbericht die immer öfter mangelhaften Bescheide der ersten Instanzen bei Verwaltungsstrafverfahren kritisiert. Auch der Präsident der Anwaltskammer teilte ihren damaligen Befund. Dennoch: Ein massiver medialer Aufschrei der Bezirkshauptleute war die Folge. „Das hat mich damals kalt erwischt. Es war schon spannend zu sehen, wie schnell man mit Kritik ins Auge des Orkans kommt“, resümiert JindraFeichtner heute und betont, daraus viel gelernt zu haben: „Ich würde die Kritik heute nicht mehr so formulieren. Ich möchte nicht als Oberlehrerin daste- hen. Ich grenze mich jetzt stärker ab als früher.“
Aufgewachsen ist die heute 48-Jährige in Salzburg-Taxham: „Wo heute der Europark ist, war damals eine G’stättn mit vielen Weiden, wo wir als Kinder radeln und spielen gegangen sind“, erinnert sie sich lachend. Nach der Matura ging sie zunächst zum DolmetschStudium (Spanisch und Portugiesisch) nach Wien. Aber schon nach einem Semester brach sie ab, kehrte zurück nach Salzburg und inskribierte Jus. Trotzdem sie im sechsten Semester Mutter wurde, schloss sie das Studiumbeinahe in Mindestzeit ab. Das Gerichtsjahr brach die damals 24Jährige zugunsten des ersten Jobs in der Abteilung Bau- und Wasserrecht beim Land ab.
In ihrer weiteren Berufslaufbahn folgte alle acht Jahre eine neue Herausforderung: Schon mit 32 erfolgte der Sprung als Richterin in den damals neuen UVS. Dort stieg sie als 40-Jähri- ge zur Leiterin auf: „Das war schon überraschend. Denn um dieses Amt gab es hochkarätige Konkurrenten“, sagt sie. Dass sie nun, mit 48, die UVS-Nachfolgeinstitution leiten wird, ist für sie nur „ein logischer Schritt“.
Dass sie ein politisch denkender Mensch ist, verhehlt Jindra-Feichtner nicht: „Die gläserne Decke, die den Aufstieg von Frauen verhindert, ist ein Faktum.“Aber sie konstatiert hier Fortschritte: Beim Land gebe es aktuell schon sechs Abteilungsleiterinnen. „Und beim neuen Gericht haben wir gleich viele Richterinnen und Richter. Es freut mich, dass es da auch Teilzeit-Richterinnen gibt. Das ist ein Signal, dass der Beruf auch für Frauen mit Familie machbar ist.“
Auch das Privatleben von Jindra-Feichtner ist alles andere als eintönig: Seit zehn Jahren ist sie mit dem Bildhauer Egon Jindra verheiratet. Gemeinsam mit David (26) und Jindras Sohn Florian, der ebenfalls 26 Jahre alt ist, leben sie in Mattsee. „Egon und ich passen gut zusammen. Ich habe zwei linke Hände, dafür denke ich viel abstrakter als er“, sagt sie.
Weil sie bereits seit 15 Jahren in Mattsee wohnt, war sie bis vor Kurzem auch „eine überzeugte Buspendlerin“, wie sie sagt. Seit sie aber beruflich ins künftige LVwG-Gebäude in der Wasserfeldstraße in SalzburgItzling umgezogen ist, ist Jindra-Feichtner wieder aufs Auto umgestiegen: „Da fahre ich maximal 30 Minuten pro Strecke. Mit dem Bus sind es 75.“
Nach dem Start des neuen Gerichts hofft sie, bald wieder mehr Freizeit zu haben: „Wenn es sich ausgeht, würde ich noch im Frühjahr gern nach Madeira fliegen. Und ich freue mich schon wieder aufs Laufengehen um den Grabensee.“