Ist der Kampf gegen Doping wirklich verloren?
Im Spitzensport geht es heute um Millionen. Dopingsünder sind daher Kriminelle. Nur in diesem Bewusstsein kommt man weiter.
Vor wenigen Tagen stand der 26-jährige Johannes Dürr mit seinen Erfolgen noch symbolisch für die Wiederauferstehung des heimischen Langlaufs. Seit Sonntag könnte er endgültig zum Totengräber der nordischen Skisportler in Österreich geworden sein. Aber macht man es sich nicht zu leicht, wenn man einen Sportler allein an den Pranger stellt und den Kampf gegen Doping aufgibt, indem man den Langläufern den Geldhahn zudrehen und sie aus dem Skiverband ausschließen will?
Zu oft erliegt man heute der Versuchung, schnell einen Sündenbock durch die Lande zu treiben und dabei so zu tun, als seien damit die Probleme gelöst. Und das gilt nicht nur für den Sport. Doping ist dort ein ebenso großes systembedingtes Problem, wie das zum Beispiel für die Korruption in derWirtschaft gilt.
Egal in welcher Sportart, überall ist die Weltspitze in ihrer Leistungsfähigkeit so dicht zusammengerückt wie nie zuvor. Es geht heute darüber hinaus für die Sieger, und meist nur für die Sieger, um riesige Geldsummen, die auf dem Spiel stehen und die es zu gewinnen gibt.
Vorbei sind die Zeiten, in denen man vielleicht noch mit einem Augenzwinkern Dopingsündern verzeihen konnte. Im Spitzensport geht es auch nicht um übersteigerten Ehrgeiz von Hobbysportlern, die ohne Rücksicht auf ihre Gesundheit ebenfalls zu unerlaubten Mitteln greifen. Im Spitzensport geht es um nicht weniger als um schweren Betrug.
Völlig zu Recht wurden daher in den vergangenen Jahren in Österreich und in vielen anderen Ländern die Gesetze ent- sprechend verschärft. Johannes Dürr muss sich nicht nur vor den Sportgerichten verantworten, er muss auch mit einem Strafprozess und im schlimmsten Fall mit Gefängnis rechnen.
Und das ist gut so. Es hilft nicht weiter, sich vorzusagen, dass „eh alle dopen“, weil die gezeigten Leistungen anders gar nicht möglich wären. Es hilft nicht weiter, Doping freizugeben, wollen wir den Spitzensport nicht endgültig pervertieren. Wobei sich Eltern heute schon ernsthaft fragen müssen: Kann ich es unter den herrschenden Rahmenbedingungen verantworten, mein Kind zum Spitzensport zu motivieren?
Dennoch: Die großen Dopingskandale der letzten 10, 20 Jahre haben Bewusstsein und Gesetze verändert. Also warum resignieren? Wir stellen ja auch nicht den Kampf gegen Korruption ein, nur weil dieses Übel unausrottbar scheint.