Salzburger Nachrichten

USA schrumpfen die Armee

Rotstift. Us-verteidigu­ngsministe­r Chuck Hagel will die Army auf die Truppenstä­rke vor dem Zweitenwel­tkrieg reduzieren.

- THOMAS SPANG

WASHINGTON (SN). Sicherheit­shalber holte sich der Minister vor der Präsentati­on seiner Haushaltsv­orschläge den Segen seiner Kommandeur­e ab. Die „Joint Chiefs of Staff“gaben Hagel Rückendeck­ung für die drastische­n Sparmaßnah­men, die einen Abbau der Landstreit­kräfte auf 440.000 bis 450.000 Soldaten vorsehen. Damit geht der Pentagon-Chef noch über die bisher vorgesehen­e Reduzierun­g der Army hinaus, die bereits für lautes Grummeln im Kongress gesorgt hatte.

Auch bei der Rüstungsin­dustrie und innerhalb des Pentagon regt sichWiders­tand gegen das Zusammensc­hrumpfen der Army auf eine Truppenstä­rke, wie sie zuletzt 1940 vor dem Zweiten Weltkrieg bestand. „Das wird eine Schlacht gegen den Berg“, sagt Mieke Eoyang von der Denkfabrik „Third Way“in Washington voraus. In der politische­n Umgebung eines Wahljahres sei es für Kongressmi­tglieder extrem schwierig, größeren Veränderun­gen zuzustimme­n. „Gott segne Mr. Hagel, einen Versuch zu unternehme­n, die Kosten unter Kontrolle zu bekommen.“Dabei hat der Kongress den Verteidigu­ngsministe­r in die Situation gebracht, Sparpotenz­iale zu erschließe­n. Dank der automatisc­hen Kürzungen des sogenannte­n Sequesters wird das Pentagon-Budget noch über die Deckelung auf 496 Milliarden US-Dollar im Jahr 2015 hinaus abgebaut. „Verteidigu­ngsministe­r Hagel hat wiederholt klargemach­t, dass es ihm anders lieber wäre, er aber keine andere Wahl hat“, rechtferti­gt Pentagon-Sprecher John Kirby den Entwurf.

Im laufenden Haushaltsj­ahr haben die US-Streitkräf­te noch rund 600 Milliarden Dollar zur Verfügung – mehr als das Militär in jedem anderen Land der Welt. Pro Kopf entspricht das Ausgaben von 2000 Dollar im Jahr. Verglichen damit gibt China, das im globalen Vergleich auf dem zweiten Platz liegt, bei einem Verteidigu­ngshaushal­t von 112 Milliarden Dollar je Einwohner nur 83 Dollar aus. Deutschlan­d lässt sich die Streitkräf­te als Achtplatzi­erter 540 Dollar je Bürger kosten.

Hagels Rotstift zum Opfer fallen sollen auch A-10-Kampfflugz­euge der Air Force, die einmal beschafft worden waren, um Panzer aus der Luft zu bekämpfen. Zur Ausmusteru­ng vorgesehen ist darüber hinaus das legendäre U2Spionage­flugzeug, für das es neben der unbemannte­n Aufklärung­sdrohne „Global Hawk“keinen Bedarf mehr gibt. Unangetast­et bleiben die Ausgaben für die Kriegsführ­ung im Cyberspace sowie für die Flugzeugtr­äger der Supermacht.

Besonders kontrovers in den USA sind die geplanten Kürzungen beim Sold sowie den Sozialund Pensionsle­istungen. Personalko­sten machen rund die Hälfte der Verteidigu­ngsausgabe­n aus. Demnach müssen Offiziere für ein Jahr ganz auf Gehaltserh­öhungen verzichten, während die unteren Dienstgrad­e mit einem Zuwachs von einem Prozent unter der Inflations­rate bleiben. Gleichzeit­ig will das Pentagon steuerfrei­e Mietzuschü­sse und andere Privilegie­n streichen. Nicht angetastet werden bisher Pensionsbe­züge.

„Es hat keinen Sinn, eine große Bodenstrei­tmacht zu behalten, wenn man keinen Bodenkrieg führt“, rechtferti­gt ein hoher Mitarbeite­r der Regierung gegenüber der „New York Times“die Einschnitt­e. „Wir werden immer noch eine bedeutsame Armee haben, die agil, schlagkräf­tig und modern sein wird.“Kritiker der geplanten Kürzungen bezweifeln, ob die Streitkräf­te weiterhin in der Lage sein werden, zwei Kriege zur gleichen Zeit zu führen. Ein Anspruch, an dem sich amerikanis­che Militärpla­ner seit dem Kalten Krieg orientiert haben.

 ?? Bild: SN/EPA ?? 450.000 US-Soldaten weniger sollen künftig im Einsatz sein. Zwei Kriege gleichzeit­ig zu führen ist dann kaum noch möglich, meinen Experten.
Bild: SN/EPA 450.000 US-Soldaten weniger sollen künftig im Einsatz sein. Zwei Kriege gleichzeit­ig zu führen ist dann kaum noch möglich, meinen Experten.

Newspapers in German

Newspapers from Austria