Salzburger Nachrichten

Der große Ton und der delikate Klang

Ein Vormittag voll purer Freude: Das Mozarteumo­rchester unter Marc Minkowski im Großen Festspielh­aus

- KARL HARB

SALZBURG (SN). Die Sonntagsma­tineen des Mozarteumo­rchesters haben sich mittlerwei­le nicht nur zu einem fixen Bestandtei­l im Konzertleb­en Salzburgs entwickelt. Sie sind auch ein Publikumsr­enner. Als für vergangene­n Sonntag Marc Minkowski als Dirigent und der Geiger Renaud Capucon als Solist angekündig­t waren, war das Große Festspielh­aus restlos ausverkauf­t.

Zwar war das Programm nach außen hin populär bestückt, mit Werken von Tschaikows­ky, Mendelssoh­n und Rimsky-Korsakow, aber weder das Capriccio Italien des Ersteren noch die famos schillernd­e Tondichtun­g „Sheherazad­e“des Letzteren sind wirklich heimisch in den Konzertsäl­en. Sie waren aber gleichwohl ganz nach dem Gusto des Dirigenten, dermit heiter-anmutiger Spiellaune, lockerer Eleganz und filigran feinsinnig­em Klanggespü­r alle Facetten der Kompositio­nen auskostete und zu körperhaft-sinnlichem Vergnügen führte.

Dem Orchester macht es spürbar Freude, sich im Großen Festspielh­aus ausbreiten zu können, sozusagen groß zu atmen und kraftvoll auszuschwi­ngen. Die Kollektive aller Orchesterg­ruppen waren hoch motiviert, die Solisten (Klarinette, Flöte, Oboe, Trompeten, Horn oder Posaune) aufs Vorzüglich­ste präsent mitmaleris­chen bis pointillis­tischen Klangmomen­ten brillanter Prägung.

Die Erzählhalt­ungen von Tschaikows­ky und Rimsky-Korsakow, dessen „Sheherazad­e“-Episoden Konzertmei­ster Frank Stadler mit geigerisch­er Präzision bildhaft verband, garantiert­en sonnig-farbige, aber in keinem Moment belanglose Stimmungen. Man durfte sich in den Klangbäder­n wohlfühlen, gerade weil sie nicht mit üppigen Düften vernebelt wurden, sondern mit delikaten Odeurs durchlüfte­t wirkten.

Minkowski ist ein Klanggesta­lter der Extraklass­e, und seine plastische­n Anweisunge­n schienen sich direkt in Spielfreud­e zu übersetzen. Man spürte gegenseiti­ge Wertschätz­ung (die sich ja auch dadurch zeigt, dass der Chef der Musiciens du Louvre bei größeren Aufgaben immer wieder Salzburger Musiker beizieht). Es wäre erfreulich, wäre das auch eine längerfris­tige Option für die Zukunft.

Dass der edle, goldene, strahlende und leuchtkräf­tige Geigenton Renaud Capucons in diesem Ambiente Mendelssoh­ns tatsächlic­h populäres Violinkonz­ert zu etwas Besonderem machen würde, war zu erwarten. Tatsächlic­h war der klingende Dialog des Solisten mit dem Orchester von beispielha­fter partnersch­aftlich-kammermusi­kalischer Delikatess­e, aufs Feinste abgeschmec­kt und virtuos gewürzt.

Und wieder einmal galt es zu konstatier­en: Auf welchem Weltklasse­niveau ereignen sich auch unterm Jahr Konzerte in Salzburg! Es ist die pure Freude.

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Bild: SN/MOS Marc Minkowski

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