Das Burgtheater wird ein Fall für den Rechnungshof
WIEN (SN, APA). Die Finanzmisere am Burgtheater beschäftigt den Nationalrat. Die Neos haben am Montag eine Dringliche Anfrage an Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) zum Finanzdebakel eingebracht, die am späten Nachmittag im Plenum diskutiert wurde. Zudem sollte der Ressortchef kundtun, ob Burgtheaterdirektor Matthias Hartmann und Bundestheater-Holding-Chef Georg Springer abberufen werden sollten.
Josef Ostermayer kündigte in der Plenarsitzung an, dass er den Rechnungshof mit einer Prüfung des Burgtheaters beauftragen werde. Ansonsten zog Ostermayer sich auf Formalitäten zurück: Er verwies darauf, dass der Prüfbericht von KPMG Austria noch nicht fertig sei und dass die Fragen noch nicht in seinen Kompetenzbereich fielen. Denn: De jure war bis Montag Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek ÜbergangsKulturministerin. Formell wird Bundespräsident Heinz Fischer das Portfolio erst heute, Dienstag, an Ostermayer übergeben.
In der Begründung zu den 72 Fragen der „Dringlichen“zeichnet Neos-Vizechefin Beate Meinl-Reisinger ein düsteres Bild des Burgtheaters. Gefragt wird, ob die Aufsichtspflicht des Ministeriums versagt hat sowie ob Matthias Hartmann und Georg Springer tatsächlich nichts von den vermuteten Tricksereien der entlassenen Kaufmännischen Geschäftsführerin Silvia Stantejsky wussten oder hätten wissen müssen.
Laut Neos sei dem Burgtheaterdirektor Matthias Hartmann Mitverantwortung für die Finanzmisere anzulasten. Daher bestehe die Möglichkeit, wenn nicht sogar Notwendigkeit, Hartmann abzusetzen, schreibt Meinl-Reisinger. Ohnehin sei ein „unhaltbarer Zustand“erreicht, da sich drei Viertel der Ensemblemitglieder zu einem Misstrauensvotum gegen Hartmann und Springer zusammengefunden hätten.
Weiters wollten die Neos wissen, wie viele von Matthias Hartmanns Inszenierungen durch sein Gehalt als Direktor abgedeckt sind und für wie viele Extra-Honorare geflossen sind. Dazu gab Ostermayer bekannt, dass Hartmann für jede Regie am Burgtheater extra bezahlt werde.
„Eine schiefe Optik“erkennen die Neos auch darin, dass sämtliche Produktionen der „Jungen Burg“unter der Ägide von Hartmanns Schwester und Schwager – Annette und Peter Raffalt – laufen. Dies sowie die Frage, ob das Kasino als Spielstätte zu behalten sei, müssten Direktion des Burgtheaters, Aufsichtsrat und Holding klären, sagt Ostermayer.
Nach Ansicht der Neos ist auch Holding-Chef Georg Springer abzuberufen. Denn die Holding habe in Kernkompetenzen wie Controlling und Revision versagt.