Übergewicht richtig abbauen
Salzburger Universitätsklinik bietet Therapieprogramm für Erwachsene
SALZBURG (SN). Wenn die Entwicklung so weitergeht wie bisher, wird imJahr 2020 jeder Dritte adipös sein und jeder Dritte übergewichtig. Das heißt, zwei Drittel der Bevölkerung in den westlichen Industrieländern werden der Epidemie der krankhaften Fettleibigkeit oder des schweren Übergewichts anheimgefallen sein. Mit Adipositas ist nicht eine Krankheit gemeint, mit der man leben kann. Allzu bedrohlich sind die Folgen wie Diabetes Typ 2 und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Fakt ist: Fast alle Menschen nehmen an Gewicht zu. Und das sehr oft, ohne sich erkennbar ständig den Bauch vollzuschlagen. Übergewichtigkeit ist die Vorstufe zu Adipositas, die nur mehr sehr schwierig unter Kontrolle zu bringen ist. Damit beschäftigte sich dieser Tage vor der Salzburger Ärztegesellschaft Bernhard Paulweber. Er leitet an der Salzburger Universitätsklinik für Innere Medizin I den Sonderauftrag Stoffwechselerkrankungen und zeigte mögliche konservative Therapiekonzepte bei Erwachsenen mit Langzeiterfolg.
Wann hat man Adipositas? Die Probleme beginnen bei der Maßeinheit des sogenannten BodyMass-Index (BMI) ab 25, über 30 wird die krankhafte Fettleibigkeit angesetzt. Berechnet wird der BMI mit Gewicht in Kilogramm durch die Größe in Metern zum Quadrat. Auf der Suche nach den Ursachen dieser weltweiten Epidemie fand man 2007 in Großbritannien die „passive Adipositas“als normale Reaktion der menschlichen Biologie in einer die Fettleibigkeit fördernden Umwelt. Wie entsteht nun diese die Fettleibigkeit fördernde Umwelt? Aus dem Versagen der modernen Marktwirtschaft, wird behauptet. In der Zeitschrift „Lancet“wurde 2011 das gegenwärtige Wirtschaftssystem als wichtigster Faktor bezeichnet, der diese Epidemie vorantreibt, bei deren Bekämpfung Medikamente übrigens kaum eine Rolle spielen.
Zwischen 1900 und 1960 war die zweite Periode der Industrialisierung abgeschlossen, die Lebensmittelindustrie konnte mit neuen Methoden billiger produzieren, sie brachte besser schmeckende, aber auch energiedichtere Lebensmittel mit gesättigten Fettsäuren und viel Zucker in den Getränken als billigere Lebens- und Genussmittel auf den Markt. Seit etwa 1955 sanken damit die Kosten für Lebensmittel von damals 45 Prozent des Einkommens auf 21 Prozent im Jahr 1975 und schließlich auf zwölf Prozent im Jahr 2010. Die Kosten für die Konsumenten gingen nach unten, ihr Gewicht schnellte nach oben.
Eine jüngste spanische Studie mit 7400 Probanden über fünf Jahre zeigte, dass mit der längst als gesund bekannten mediterranen Ernährung mit viel Fisch, Gemüse, Hülsenfrüchten und reichlich Olivenöl die Studienteilnehmer etwa ein Drittel weniger Herzinfarkte und Schlaganfälle aufwiesen gegenüber der nicht kontrollierten Bevölkerung – und das noch dazu ohne Gewichtsreduktion.
Das Universitätsklinikum der Inneren Medizin I bietet nun in Zusammenarbeit mit der Ernährungsberatung ein Programm für übergewichtige und adipöse Patienten mit einem BMI über 25 an, wobei zunächst eine Formelernährung eine große Rolle spielt. Der Erfolg: Gewichtsabnahme innerhalb von sechs Monaten von rund zehn Kilogramm. Entscheidend dabei ist, um das Gewicht zu stabilisieren, ein Bewegungsprogramm – das auch schon bei der Vorbeugung eine entscheidende Rolle spielt.