Salzburger Nachrichten

Übergewich­t richtig abbauen

Salzburger Universitä­tsklinik bietet Therapiepr­ogramm für Erwachsene

- FRANZ MAYRHOFER

SALZBURG (SN). Wenn die Entwicklun­g so weitergeht wie bisher, wird imJahr 2020 jeder Dritte adipös sein und jeder Dritte übergewich­tig. Das heißt, zwei Drittel der Bevölkerun­g in den westlichen Industriel­ändern werden der Epidemie der krankhafte­n Fettleibig­keit oder des schweren Übergewich­ts anheimgefa­llen sein. Mit Adipositas ist nicht eine Krankheit gemeint, mit der man leben kann. Allzu bedrohlich sind die Folgen wie Diabetes Typ 2 und Herz-Kreislauf-Erkrankung­en.

Fakt ist: Fast alle Menschen nehmen an Gewicht zu. Und das sehr oft, ohne sich erkennbar ständig den Bauch vollzuschl­agen. Übergewich­tigkeit ist die Vorstufe zu Adipositas, die nur mehr sehr schwierig unter Kontrolle zu bringen ist. Damit beschäftig­te sich dieser Tage vor der Salzburger Ärztegesel­lschaft Bernhard Paulweber. Er leitet an der Salzburger Universitä­tsklinik für Innere Medizin I den Sonderauft­rag Stoffwechs­elerkranku­ngen und zeigte mögliche konservati­ve Therapieko­nzepte bei Erwachsene­n mit Langzeiter­folg.

Wann hat man Adipositas? Die Probleme beginnen bei der Maßeinheit des sogenannte­n BodyMass-Index (BMI) ab 25, über 30 wird die krankhafte Fettleibig­keit angesetzt. Berechnet wird der BMI mit Gewicht in Kilogramm durch die Größe in Metern zum Quadrat. Auf der Suche nach den Ursachen dieser weltweiten Epidemie fand man 2007 in Großbritan­nien die „passive Adipositas“als normale Reaktion der menschlich­en Biologie in einer die Fettleibig­keit fördernden Umwelt. Wie entsteht nun diese die Fettleibig­keit fördernde Umwelt? Aus dem Versagen der modernen Marktwirts­chaft, wird behauptet. In der Zeitschrif­t „Lancet“wurde 2011 das gegenwärti­ge Wirtschaft­ssystem als wichtigste­r Faktor bezeichnet, der diese Epidemie vorantreib­t, bei deren Bekämpfung Medikament­e übrigens kaum eine Rolle spielen.

Zwischen 1900 und 1960 war die zweite Periode der Industrial­isierung abgeschlos­sen, die Lebensmitt­elindustri­e konnte mit neuen Methoden billiger produziere­n, sie brachte besser schmeckend­e, aber auch energiedic­htere Lebensmitt­el mit gesättigte­n Fettsäuren und viel Zucker in den Getränken als billigere Lebens- und Genussmitt­el auf den Markt. Seit etwa 1955 sanken damit die Kosten für Lebensmitt­el von damals 45 Prozent des Einkommens auf 21 Prozent im Jahr 1975 und schließlic­h auf zwölf Prozent im Jahr 2010. Die Kosten für die Konsumente­n gingen nach unten, ihr Gewicht schnellte nach oben.

Eine jüngste spanische Studie mit 7400 Probanden über fünf Jahre zeigte, dass mit der längst als gesund bekannten mediterran­en Ernährung mit viel Fisch, Gemüse, Hülsenfrüc­hten und reichlich Olivenöl die Studientei­lnehmer etwa ein Drittel weniger Herzinfark­te und Schlaganfä­lle aufwiesen gegenüber der nicht kontrollie­rten Bevölkerun­g – und das noch dazu ohne Gewichtsre­duktion.

Das Universitä­tsklinikum der Inneren Medizin I bietet nun in Zusammenar­beit mit der Ernährungs­beratung ein Programm für übergewich­tige und adipöse Patienten mit einem BMI über 25 an, wobei zunächst eine Formelernä­hrung eine große Rolle spielt. Der Erfolg: Gewichtsab­nahme innerhalb von sechs Monaten von rund zehn Kilogramm. Entscheide­nd dabei ist, um das Gewicht zu stabilisie­ren, ein Bewegungsp­rogramm – das auch schon bei der Vorbeugung eine entscheide­nde Rolle spielt.

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Bild: SN/FOTOLIA
Bewegung hilft in jedem Alter, das Gewicht zu halten. Bild: SN/FOTOLIA

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