Salzburger Nachrichten

Kein Boden unter den Füßen

Krass. Das ist kein Job für schwache Nerven: Bergputzer hängen täglich in den Wänden der Stadtberge. Unter ihnen geht es bis zu 250 Meter runter.

- THOMAS HÖDLMOSER

SALZBURG-STADT (SN). Die ersten paar Schritte hinter der Mauer auf dem Mönchsberg gehen gerade noch. Hier geht es zwar steil runter, aber immerhin sind da noch ein paar Stauden, an die man sich zur Not klammern könnte. Die Aussicht auf Dom und Salzach ist wunderbar.

Da funkt Bergputzer Martin, der neben mir im Seil hängt, nach oben: „Jaga!“Auf dieses Kommando lassen uns die Kollegen ein paar Meter runter. Jetzt ist er da, der gefürchtet­e Moment: Wir überqueren eine Kante – und haben keinen Boden mehr unter den Füßen. Martin und ich hängen gut 50 Meter in der Luft. Mit einem Hammer schlägt Martin gegen die Wand und packt lockeres Gestein in einen Beutel. „Da ist schon ein Stau“, sagt er nach ein paar Minuten. Da hebt ein Kollege unten die Straßenspe­rre auf. Für uns heißt das: nicht bewegen. Nichts darf runterfall­en, wenn unten Autos vorbeifahr­en. Ein paar Minuten später wird die Straße wieder gesperrt. Die Arbeit in der Wand geht weiter. Noch ein paar „Jaga“-Kommandos – und wir haben wieder Boden unter den Füßen.

Salzburgs Bergputzer entfernen das ganze Jahr über lockeres Felsgestei­n, damit nicht später Steine auf Dächer oder Straßen fallen. In der Nordwand des Kapuzinerb­ergs müssen die Bergputzer 250 Höhenmeter bewältigen. Angst vor dem Abgrund dürfe man da nicht haben, sagen Martin und seine Kollegen. „Und schwindelf­rei sollte man sein.“

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Bilder: SN/MARCO RIEBLER Ein letzter Blick und los geht’s: Bergputzer­meister Martin Schierhube­r (links) und SN-Reporter Thomas Hödlmoser beim Einstieg in eineWand am Mönchsberg.

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