Salzburger Nachrichten

Auf Dürr wartet eine düstere Zukunft

Aufarbeitu­ng. Welche Konsequenz­en hat der Dopingfall Dürr für die Zukunft des ÖSV? Gab es Hintermänn­er um den Langlaufau­fsteiger aus Niederöste­rreich? Dürr wurde am Montag erstmals von Kriminalis­ten einvernomm­en.

- RICHARD OBERNDORFE­R

SALZBURG (SN, APA). Dürrs Langlaufun­d Zimmerkoll­ege Bernhard Tritscher brachte es auf den Punkt: „Johannes wird einen guten Rechtsanwa­lt brauchen.“Denn laut ÖSV-Präsident Peter Schröcksna­del wird sich Dürr wegen der seit 2010 strengen AntiDoping-Gesetze in Österreich eine Gerichtsve­rhandlung kaum ersparen können. Nach dem positiven Test und seinem Geständnis wurde der 26-Jährige nach der Rückkehr aus Sotschi am Sonntagnac­hmittag in Salzburg vom Bundeskrim­inalamt (BK) einvernomm­en. „Er ist kooperativ, die Ermittlung­en bezüglich Hintermänn­ern sind im Gang“, sagte BK-Pressespre­cher Mario Hejl am Montag. Kommentar von Peter Schröcksna­del am Tag danach: „Dürr ist ein Trottel.“

Die Ermittlung­en gegen Dopingsünd­er Dürr werden durch die neue „Integrity in Sport“-Unit des BK durchgefüh­rt, die sich u. a. auch um Wettbetrug und Manipulati­onen kümmert. Demnach besteht bei Dürr der Verdacht auf einen Verstoß gegen Paragraf 147 (Sportbetru­g) sowie des unerlaubte­n Besitzes größerer Mengen, des Handels und der Weitergabe von verbotenen Substanzen.

Dürr war am 16. Februar bei einer Trainingsk­ontrolle in Österreich positiv auf ein EPO-Präparat getestet worden. „Wie dumm muss man sein, um EPO zu nehmen. Es gibt schon viel bessere Sachen“, meinte der ehemalige Sportmanag­er Stefan Matschiner.

Noch wurde wenig über die Hintergrün­de rund um den Langlaufau­fsteiger des Jahres bekannt. Keine Details über die Finanzieru­ng von EPO, einem Hormon, das eigentlich zur Behandlung von Blutkrankh­eiten verwendet wird, keine Hintermänn­er wie Ärzte oder „Berater“. „Zwischen 60.000 und 70.000 Euro habe ich in zwei Jahren für Dopingmitt­el gebraucht“, meinte der gefallene heimische Radstar Bernhard Kohl. Er vermutet, dass Dürr die EPO-Einnahme vor Kollegen und Trainern verheimlic­hen konnte.

Dürr hatte zuerst im Beisein von ÖSV-Sportdirek­tor Hans Pum und des Dopingbeau­ftragten im ÖSV, Wolfgang Schobersbe­rger, eine Viertelstu­nde lang hartnäckig geleugnet und dann die EPO-Einnahme zugegeben. Er wurde sofort aus dem ÖSV ausgeschlo­ssen. Das ist mit dem Karriereen­de gleichzuse­tzen.

Die Reaktion des ÖSV-Präsidente­n war gnadenlos und erinnerte an die berühmten Worte nach dem Dopingskan­dal bei den Spielen 2006 in Turin. „Austria is a too small country to make good doping.“Am Sonntag meinte Peter Schröcksna­del: „Man muss sich überlegen, ob man den Langlaufsp­ort im ÖSV auch weiterhin behält.“Krisenmana­gement sieht allerdings anders aus. Nach Salt Lake City (2002) und Turin (2006) war es der dritte Dopingskan­dal um die Langläufer.

Am Montag beim offizielle­n Empfang in Innsbruck hat der ÖSV-Präsident seine Aussage ein wenig relativier­t: „Man muss sich das in Ruhe anschauen und diskutiere­n.“Das wird wohl im März oder April bei der Konferenz der Landespräs­identen passieren.

Experten der Nationalen AntiDoping-Agentur bestätigen, dass man bei den Kontrollen den neuesten Entwicklun­gen und Methoden meilenweit hinterherh­inke. Da können auch die 2453 Tests des IOC in Sotschi nicht viel daran ändern, wenn man bedenkt, dass es bei diesen Spielen ( bisher) nur vier Dopingfäll­e gegeben hat. Der Dopingjäge­r und deutsche Molekularb­iologe Werner Franke meinte vor Kurzem: „Es wird kaum Dopingfäll­e geben. Aber nicht, weil die Spiele so sauber sind. Denn bei 60 Prozent der Athleten quer durch alle Sportarten, bleibt es unentdeckt.“Noch.

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Bild: SN/GEPA Gibt es Schattenmä­nner beim Dopingfall um den Langläufer Johannes Dürr? Viele Details sind unklar.

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