Neue Hoffnung für das BZÖ.
Mit der Kandidatur von Jörg Haiders Tochter Ulrike bei der EU-Wahl will das BZÖ wieder aufleben – ein ziemlich schwieriges Unterfangen
WIEN (SN-zim). „BZÖ – Liste Dr. Ulrike Haider. Eine neue Generation packt an“steht auf dem Plakat hinter der jungen Frau, die ihrem Vater erstaunlich ähnlich sieht. Die 37-jährige Ulrike Haider-Quercia will also für das BZÖ, das ihr verstorbener Vater Jörg Haider 2005 gegründet hat, anpacken. Warum? „Ich bin eine glühende Europäerin. Aber das ist nicht mehr mein Europa“, sagt sie und spricht sich für einen Ausstieg Österreichs aus dem Euro aus. Das ist freilich nicht der einzige Grund. „Ich will meine Kandidatur auch dafür nutzen, einige Dinge richtigzustellen“, sagt sie im Hinblick auf die Causa Hypo. „Ich lehne es ab, wie der Name meines Vaters beschmutzt wird.“
Eines steht jedenfalls fest: Der Name Haider ist nach wie vor ein Publikumsmagnet, was der Chef des totgesagten BZÖ Gerald Grosz am Mittwoch bei der Präsentation der EU-Spitzenkandida- tin und Doppeldoktorin mit großer Genugtuung zur Kenntnis nahm. Schon lange war der Andrang bei einer BZÖ-Veranstaltung nicht mehr so groß gewesen. „Der Name meines Vaters ist eben nach wie vor ein bedeutender“, sagte Ulrike Haider. Dass er täglich missbraucht werde, um ihren Vater als allein Verantwortlichen in der Causa Hypo hinzustellen, könne sie nicht mehr mitanschauen. Ihre Sicht: Während ihr Vater die Hypo 2007 als Kärntner Landeshauptmann gewinnbringend verkauft habe, habe sie der ehemalige Finanzminister Josef Pröll 2009 ohne Not verstaatlicht. Ver- gangenheitsbewältigung betrieb Ulrike Haider auch, was den Unfalltod ihres Vaters Anfang Oktober 2008 anbelangt: „Ja, ich hege Zweifel an der offiziellen Version“, sagte sie, wollte ihre Zweifel dann aber nicht näher ausführen.
„Sehr gefreut“über die Kandidatur hat sich auch Ulrikes Haiders Tante, die Politikerin Ursula Haubner. Sie war am Mittwoch ebenfalls anwesend. Ulrike Haider bestätigte, dass eine EU-Kandidatur schon 2009 angedacht war. Entschieden hat sich die Mutter eines zweieinhalbjährigen Sohnes, die mit einem Italiener verheiratet ist und in Rom lebt, erst jetzt dazu. „Das ist ja ein lebensverändernder Schritt.“
Grosz erhofft sich viel von seiner EU-Frontfrau. Ob es auch gelingt? Die Ausgangslage für die Partei ist jedenfalls denkbar schlecht. Vorigen Herbst flog das BZÖ hochkant aus dem Parlament, der damalige Parteichef Jo- sef Bucher warf frustriert das Handtuch. Bei der EU-Wahl im Jahr 2009 hat es das BZÖ mit seinen 4,6 Prozent nur dank des Lissabon-Vertrags ins EU-Parlament, der Österreich mehr Sitze verschaffte, geschafft. Bei der EUWahl Ende Mai müsste das BZÖ wieder auf vier bis fünf Prozent kommen, um diesen einen Sitz wieder zu ergattern. Doch die Konkurrenz ist groß: Da ist nicht nur Ewald Stadler, der noch im EU-Parlament auf dem BZÖ-Ticket sitzt, in der Zwischenzeit ausgeschlossen wurde und nunmit einer eigenen Liste antritt. Da sind die Neos, die wirtschaftspolitisch eine nicht unähnliche Klientel ansprechen wie das BZÖ zuletzt unter Josef Bucher. Für die Protestwähler gibt es dann noch die FPÖ, Hans-Peter Martin und eine Reihe weiterer Listen. Es würde fast an ein kleines politisches Wunder grenzen, würde es Ulrike Haider ins EU-Parlament schaffen.