Salzburger Nachrichten

Ein Mann zwischen zwei Frauen

Dilemma. ÖVP-Chef Michael Spindelegg­er muss entscheide­n, ob er Claudia Schmidt oder Beatrix Karl ins EU-Parlament schickt. Und ob er damit die Steiermark oder Salzburg verärgert.

- ALFRED PFEIFFENBE­RGER

WIEN (SN). ÖVP-Chef Michael Spindelegg­er ist derzeit nicht zu beneiden. Die Diskussion­en um die Zukunft der Hypo Alpe Adria laufen auf Hochtouren, und schon wartet das nächste Problem auf ihn. Und zwar am Freitag. Da wird die ÖVP-Spitze erstmals intern darüber reden, wer für die Volksparte­i in das EU-Parlament einziehen soll. Spindelegg­er kann sich dabei entscheide­n, ob er die Salzburger oder die Steirer vergrämen will. Denn beide Landesorga­nisation drängen darauf, dass ihre Kandidatin auf dem letzten sicheren Listenplat­z gereiht wird. Für die Steirer will Ex-Ministerin Beatrix Karl in das Europäisch­e Parlament einziehen, für die Salzburger soll es Stadträtin Claudia Schmidt sein.

Die ersten drei Plätze sind so gut wie vergeben: Auf Platz eins wird Othmar Karas kandidiere­n, auf Platz zwei die Kärntner Bauernbünd­lerin Elisabeth Köstinger und auf Platz drei der oberösterr­eichische Wirtschaft­sbündler Paul Rübig. Um den vierten Platz rittern nun Karl und Schmidt. Die ÖVP hat derzeit zwar sechs Sitze im EU-Parlament, allerdings sagen die Prognosen der Volksparte­i deutliche Verluste bei derWahl im Mai voraus.

Hinter den Kulissen machen jedenfalls die Salzburger und die Steirer bereits für ihre jeweilige Kandidatin mobil. Der Salzburger LH Wilfried Haslauer setzt dabei auf die Unterstütz­ung der Tiroler und der Vorarlberg­er ÖVP. Diese „Westachse“setzt sich gemeinsam für die Salzburger Kandidatin ein. Der Tiroler LH Günther Platter hat das bereits öffentlich kundgetan.

Aber auch die Steirer wollen den sicheren vierten Listenplat­z für Karl haben. „Beatrix Karl ist die Spitzenkan­didatin der SteirerÖVP und wir gehen davon aus, dass sie einen guten Listenplat­z erhält“, heißt es dazu aus der steirische­n Volksparte­i. Es gebe keinen Grund, von dieser Position abzuweiche­n.

Wie auch immer sich Spindelegg­er entscheide­n wird, er kann sich aussuchen, mit welcher Landesorga­nisation er es sich verscherzt. Sowohl die Steiermark als auch Salzburg, Tirol und Vorarlberg haben in den vergangene­n Monaten heftige Kritik an der Politik der Bundespart­ei geübt.

Laut ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka ist dies im Grunde ein „unlösbares Problem“. Spindelegg­er habe keine Möglichkei­t, es allen recht zu machen. „Die Wünsche von sechs Teilorgani­sationen und neun Landesorga­nisationen unter einen Hut zu bringen geht nicht“, sagt Lopatka den SN. Man könne nur versuchen, die Angelegenh­eit auszudisku­tieren und dann hoffen, dass alle die Entscheidu­ng mittragen würden. „So wie es in der ÖVP eben immer ist“, sagt Lopatka.

Dafür bleibt noch ein wenig Zeit. Bei der Vorbesprec­hung am Freitag muss ja noch keine definitive Entscheidu­ng fallen. Offiziell wird die Liste für die EU-Wahl erst Mitte März bei einer Sitzung des Bundespart­eivorstand­s entschiede­n.

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Bild: SN/DAPD Beatrix Karl
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Bild: SN/ROBERT RATZER Claudia Schmidt
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Bild: SN/APA Michael Spindelegg­er

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