Salzburger Nachrichten

Duell könnte Klitschko gegen Timoschenk­o lauten

Populär ist Ex-Boxweltmei­ster Witali Klitschko vor allem imWesten, in seinem Heimatland aber hat er einen deutlich schwereren Stand

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KIEW (SN, AFP). Mehrfach hatte er in den vergangene­n Wochen in bester Boxermanie­r angekündig­t, die Opposition werde Präsident Viktor Janukowits­ch das politische K. o. verpassen. Dass es am Ende dann so schnell ging, dürfte Witali Klitschko wohl selbst überrascht haben. Nach dem Umsturz in Kiew erhebt der 42-jährige Boxweltmei­ster Anspruch auf das höchste Amt in der Ukraine.

Klitschko erklärte seine Kandidatur für die Präsidente­nwahl am 25. Mai. Im Wahlkampf will er Opposition­sikone Julia Timoschenk­o herausford­ern. Vor allem wegen seiner beachtlich­en Boxerkarri­ere ist Klitschko im Westen einer der populärste­n Opposition­spolitiker seines Landes. Xfach wurde der Zwei-Meter-Hüne fotografie­rt, wie er in Kiew den Staatschef herausford­ert. Auf der Sicherheit­skonferenz in München Anfang des Monats war Klitschko der heimliche Star, zwei Wochen später wurde er zusammen mit seinem Mitstreite­r Arseni Jazenjuk von Angela Merkel im deutschen Kanzleramt empfangen.

Aber so populär Klitschko im Westen ist – in seinem Heimatland hat er einen deutlich schwereren Stand. Dass er auf Vermittlun­g des deutschen, französisc­hen und polnischen Außenminis­ters ein Abkommen mit Janukowits­ch akzeptiert­e und dem bei der Opposition verhassten Staatschef dann auch noch – wenn auch grimmig – die Hand schüttelte, brachte ihm bei den radikalere­n Kräften der Opposition viel Kritik ein.

Klitschko verfolgt einen Traum, den er im Jahr 2004 schon einmal erfüllt wähnte. Damals war der Massenprot­est gegen Januko- witsch ebenfalls zunächst erfolgreic­h: Nach Wahl manipulati­onsvorwürf­en musste der kremlnahe Staatschef das Feld räumen, die liberal-demokratis­che und prowestlic­he Opposition übernahm das Ruder. Doch die mit der „orangen Revolution“verknüpfte­n Hoffnungen hatten sich bald zerschlage­n, 2010 kehrte Janukowits­ch an die Macht zurück.

Nun also wieder ein Neuanfang. „Ich bin überzeugt, dass wir die Prinzipien und Spielregel­n in der Ukraine komplett ändern müssen, wirmüssen die Gerechtigk­eit wiederhers­tellen“, sagte Klitschko bei der Ankündigun­g seiner Kandida- tur. Seine Auslandser­fahrung machte ihn zum überzeugte­n Demokraten, er ist der Hoffnungst­räger der liberalen proeuropäi­schen Opposition. Dank seiner internatio­nalen Boxkarrier­e kann sich derMultimi­llionär über die Medien auch auf Englisch, Deutsch und Russisch zu Wort melden. Seine Bildung – Klitschko ist promoviert­er Sportwisse­nschafter – trug ihm den Spitznamen „Dr. Eisenfaust“ein.

Nach zwei gescheiter­ten Anläufen auf das Bürgermeis­teramt in Kiew gründete er 2010 die Partei Udar („Schlag“) – ein Akronymaus den Wörtern Ukrainisch­e Demokratis­che Allianz für Reformen. Mit ihrem Programm (Hauptziele: Korruption­sbekämpfun­g und EUAnnäheru­ng) zog Udar zwei Jahre später mit 15 Prozent als drittstärk­ste Kraft ins Parlament ein.

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Bild: SN/AP Julia Timoschenk­o
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Bild: SN/EPA Witali Klitschko

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