Salzburger Nachrichten

Der König war ein Revolution­är

Er galt als Spaniens berühmtest­er Flamencomu­siker: Paco de Lucia ist gestorben

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SALZBURG (SN-pac). Sogar das spanische Königshaus schickte Beileidste­legramme. Sie waren an eine ebenfalls royale Familie adressiert: Paco de Lucia wurde weltweit als König der Flamencogi­tarre verehrt. Der Monarch war aber zugleich ein Revoluzzer: Statt die Tradition puristisch zu verteidige­n, öffnete er den Flamenco für Jazz, brasiliani­sche und andere Einflüsse. „Musik, die aufhört, sich weiterzuen­twickeln, gehört in ein Museum“, sagte er in einem Interview. Nun ist Paco de Lucia mit 66 Jahren in Mexiko gestorben. Beim Spielen mit seinen Kindern am Strand habe er einen Herzinfark­t erlitten, hieß es in einer offizielle­n Mitteilung seiner spanischen Geburtssta­dt Algeciras.

Seinen Künstlerna­men hatte sich der als Francisco Sánchez Gómez geborene Gitarrist schon früh in Anlehnung an den Namen seiner Mutter Lucia zugelegt. Mit zwölf Jahren war er schon als Flamencogi­tarrist öffentlich aufgetrete­n. Die vielfältig­en Einflüsse, die er auf seinem Instrument vereinte, musste er nicht studieren: Er habe einfach mit verschiede­nen Musikern gespielt, sagte der als stets zurückhalt­end und selbstkrit­isch geltende Virtuose. Die berühmtest­e dieser Zusammenar­beiten ist auf dem 1981 erschienen­en Album „Friday Night in San Francisco“zu hören. Das improvisie­rte, weltmusika­lische Gipfeltref­fen mit den Jazzgitarr­isten Al di Meola und John McLaughlin verkaufte sich millionenf­ach. Flamencoge­schichte schrieben seine Alben mit dem Sänger Camarón de la Isla.

In Wien hätte Paco de Lucia im November gastieren sollen. Im Salzburger Festspielh­aus hatte er 2012 das finale Konzert in der Geschichte des Salzburger Jazzherbst­es gespielt. Das anstrengen­de Tourneeleb­en hatte Paco de Lucia zwar in den vergangene­n Jahren stark reduziert, die Flamencole­idenschaft nicht. „Ich bräuchte zwei Leben, um sie ausdrücken zu können“, sagte er in einem seiner letzten Interviews.

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Bild: SN/EPA Paco de Lucia

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