Der Handel benachteiligt Frauen und Ältere
Weiblich. 75 Prozent der Mitarbeiter im Einzelhandel sind Frauen. Führungsjobs und Vollzeitstellen freilich sind meist in Männerhand.
SALZBURG (SN-sam). Zwar steigt auch im Handel derzeit die Arbeitslosigkeit, aber in den vergangenen Jahren hat er sich – gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise – als Jobmotor erwiesen. 14.000 neue Stellen wurden zwischen 2008 und 2012 geschaffen. Die Mitarbeiter in der Branche würden von der positiven Entwicklung nicht immer profitieren, kritisiert Arbeiterkammer-Präsident Rudi Kaske. Besonders weibliche Angestellte und Migranten würden unter niedrigen Löhnen und teils ungewollter Teilzeitarbeit leiden, ergibt eine von Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) und Institut für empirische Sozialforschung (Ifes) erstellte Studie.
75 Prozent der Mitarbeiter im Einzelhandel sind Frauen, rechnet man den Groß- und den KfzHandel dazu, sind es 56 Prozent aller 525.000 Mitarbeiter. Stark zugenommen hat zuletzt die Teilzeitbeschäftigung. 12.000 der 14.000 neu entstandenen Stellen sind Teilzeitjobs, der Anteil der Teilzeitbeschäftigten stieg im Einzelhandel seit 2008 von 42 auf 47 Prozent. 90 Prozent der Teilzeitbeschäftigten sind dabei Frauen. 85 Prozent der Männer dagegen arbeiten mehr als 35 Stunden, jeder dritte sogar über 45 Stunden.
Das sei auch ein klarer Hinweis darauf, dass Führungspositionen mehrheitlich mit Männern besetzt werden. Darauf deutet laut Studie auch die Gehaltsentwicklung hin: Während Männer zwischen dem 29. und dem 45. Lebensjahr ihr Nettoeinkommen um im Schnitt 48 Prozent steigern können, sind es bei Frauen nur 17 Prozent. Und die Einkommensschere liegt nicht nur an der Teilzeitbeschäftigung: So lag der durchschnittliche Net- toverdienst von Frauen bei Vollzeitbeschäftigung im Handel zuletzt bei 1170 Euro, jener der Männer um über 300 Euro höher. Und nicht jede Frau arbeitet gern Teilzeit: 12,5 Prozent der Betroffenen sagen, sie würden lieber Vollzeit arbeiten. Bei Frauen mit Migrationshintergrund finden sogar 20 Prozent keine Vollzeitstelle.
Bis zur Pension halten im Handel wenige durch. Der Anteil der über 55-Jährigen liegt mit 6,6 Prozent deutlich unter jenem in der Gesamtwirtschaft mit 8,5 Prozent.