Salzburger Nachrichten

Viele böseWorte und keine Konsequenz­en

Kneipentou­r: Eishockey-Verband will doch nicht die Schuldigen nennen – Teamchef Viveiros als Bauernopfe­r?

- MICHAEL SMEJKAL

SALZBURG (SN). Zehn Tage nach der eher blamablen Zechtour während der Olympische­n Spiele von Sotschi wartet man noch immer auf die vom Eishockey-Verband angekündig­te Veröffentl­ichung der Namen der Beteiligte­n. Innerhalb von zwei bis drei Tagen werde man die Namen der (offenbar sechs) Spieler, die erst in den Morgenstun­den von einer Zechtour ins Olympische Dorf zurückgeko­mmen sind, ausforsche­n, an die Öffentlich­keit bringen und für das Nationalte­am sperren, hieß es in der Vorwoche. Doch das ist bis jetzt noch nicht geschehen.

Der Verband wolle jetzt nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen, hört man hinter vorgehalte­ner Hand. Damit droht eine Konfliktbe­wältigung auf österreich­ische Art: Nur keine Aufregung. Dennoch stößt dieses Verhalten vielen auf, stehen doch alle 25 Spieler damit unter Generalver­dacht. Eine andere Möglichkei­t ist jedoch, dass der Verband die Schuldigen noch gar nicht so genau herausgefu­nden hat.

Nun hat just Sportdirek­tor Alpo Suhonen nachgelegt. Das Verhalten der Spieler sei unprofessi­onell und respektlos gegenüber dem Trainertea­m gewesen. „Ich glaube, es war ein Signal, dass das österreich­ische Eishockey mental und moralisch noch nicht in der Lage ist, auf höherem Niveau bzw. solche Turniere zu spielen“, sagte Suhonen gegenüber Servus TV und drückte damit seinen Frust recht unverblümt aus.

Personelle Konsequenz­en könnte es aber dennoch geben: Teamchef Manny Viveiros könnte noch vor der B-WM Mitte April seinen Job verlieren. Auf diese Art könnte Präsident Dieter Kalt versuchen, zumindest seinen Kopf in der Affäre zu retten. Zudem will man bei der B-WM mit einem ganz jungen Team antreten und erst im kommenden Jahr den Aufstieg anstreben.

Als ein möglicher Nachfolger von Viveiros ist Linz-Trainer Rob Daum im Gespräch, doch der CoTrainer des Teams von Sotschi zeigte sich selbst so enttäuscht, dass er dazu keine Stellung nehmen und erst die Saison abwarten wollte.

Dafür nahm einer seiner Spieler deutlich Stellung. Robert Lukas zu den Vorgängen in Sotschi: „Das war ein Skandal und sollte wie einer behandelt werden. Stattdesse­n wird alles unter den Teppich gekehrt.“

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Bild: SN/GEPA Bauernopfe­r: Teamchef Viveiros könnte die Zechtour einiger Spieler den Job kosten.

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