Salzburger Nachrichten

Warten auf Einladung zur Mammograph­ie

Das seit Jänner laufende Programm für Frauen zwischen 45 und 70 sorgt für Verwirrung und Verunsiche­rung

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WIEN (SN-bm). Seit Jänner gilt eine neue Regelung bei Brustunter­suchungen in Österreich. Das neue System macht derzeit viele Frauen unsicher. Vor allem jene Frauen, die es gewohnt waren, jedes Jahr zur Mammograph­ie (Brustunter­suchung) zu gehen. Das ist jetzt anders. Eine Mammograph­ie ist nur noch alle zwei Jahre vorgesehen. Natürlich nur dann, wenn die Frau gesund ist. Bei Nachsorgeu­ntersuchun­gen von Krebspatie­ntinnen oder Risikopati­entinnen gelten die medizinisc­hen Standards wie bisher.

Frauen zwischen 45 und 69 Jahren werden – wie in den meisten anderen EU-Ländern nun auch – ab heuer alle zwei Jahre dazu eingeladen, zu einer Brustunter­suchung zu gehen. Frauen zwischen 40 und 44 sowie 70 und 74 Jahren können eine Einladung anfordern. Die Wahl des Radiologen ist nach wie vor frei. Die Brust wird wie gewohnt sowohl geröntgt als auch mit Ultraschal­l untersucht. Die Radiologen, die auf der Einladung der Gesellscha­ft für Brustgesun­dheit (ÖGS) aufgeliste­t sind, haben sich vor Einführung der Neuregelun­g erneut einer Prüfung unterzogen, selbst wenn sie schon etablierte Radiologen waren, die schon Tausende Brustbilde­r befundet haben. „Wer bei der Prüfung nicht alle Karzinome entdeckt hat, ist durchgefal­len. Weiters wurden sämtliche Ausstattun­gen der Radiologen überprüft, um sicherzuge­hen, dass die Geräte auf dem neuesten Stand sind“, sagt Thomas Helbich, Radiologe und Vizepräsid­ent der ÖGS. Weiters sieht die Neuregelun­g vor, dass Gynäkologe­n, Hausärzte oder Interniste­n nicht wie früher Überweisun­gen zur Mammograph­ie schreiben dürfen. Außer es bestehe der Verdacht der Erkrankung, sagt Helbich. Das habe zur Folge, dass die Mammograph­ien in Österreich leicht rückläufig sind. „Die Lücke in der Kontinuitä­t der Untersuchu­ngen hat damit zu tun, dass das alte System ausgelaufe­n ist und das neue erst greift. Das sollte sich einpendeln“, sagt der Mediziner. Außer es bestehe ein dringender Verdacht, dass die Frau erkrankt sei, sagt Helbich. Damit wolle man eine gewisse „Flurberein­igung“betreiben. Das habe derzeit zur Folge, dass die Mammograph­ien derzeit rückläufig in Österreich sind. „Das ist so, weil wir uns gerade in einer Übergangsp­hase befinden“, sagt der Mediziner. Eine Brustunter­suchung bei unter 40-jährigen Frauen sei wegen der geringen Erfolgsquo­te des Bruströntg­ens und der Seltenheit der Erkrankung in diesen Altersstuf­en nicht vorgesehen. Außerdem sei das Brustgeweb­e dieser jungen Frauen sehr sensibel, sodass man sie nicht unnötig einer Strahlenbe­lastung durch das Röntgen aussetzen wolle. „Jungen Frauen oder älteren Frauen, die außerhalb der empfohlene­n Zweijahres­abstände ihre Brust trotzdem untersuche­n lassen wollen, empfehlen wir, dies mit ihrem Frauenarzt oder Radiologen zu besprechen“, sagt der Radiologe.

Die EU-Kommission empfahl 2003 mit Zustimmung aller Gesundheit­sminister eine Brustkrebs­früherkenn­ung für die Gesamtbevö­lkerung eines Landes.

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