Salzburger Nachrichten

„Mich hat schon beschäftig­t, ob

ÖVP. So etwas gab es selten: Dass einer Partei 17 Tage vor derWahl die Nummer zwei verloren geht. Nun steht Harald Preuner mit Florian Kreibich an der Front.

- CHRISTIAN RESCH HEIDI HUBER

Sie war die Bunte, die Laute, die Unkonventi­onelle. Claudia Schmidt hätte im Gemeindera­tswahlkamp­f der ÖVP das mindestens zweitwicht­igste Zugpferd sein sollen. Nun hat sie sich anders entschiede­n – und kandidiert für das EU-Parlament. Sofort zauberte Parteichef Harald Preuner als neue Nummer zwei den Anwalt Florian Kreibich aus dem Hut. Eine Verzweiflu­ngstat? SN: Herr Vizebürger­meister, ganz ehrlich. Wollen Sie wirklich Bürgermeis­ter der Stadt Salzburg werden? Preuner: Ja sicher. Es ist das letzte Mal sehr knapp geworden. Aber ich glaube doch, dass ich mich in den letzten fünf Jahren habe verbessern können. Man merkt das in der Bevölkerun­g – ich bin der einzige Herausford­erer. Alle anderen sind eigentlich nur Zählkandid­aten. Ohne das jetzt abzuwerten. SN: Wie kann es dann passieren, dass Ihnen die Nummer zwei und damit Ihr Zugpferd vor derWahl abhandenko­mmt? Preuner: Abhandenko­mmen, das kann man so nicht sagen. Es war schon vor Weihnachte­n klar, dass es der Wunsch ist, eine urbane Frau mit politische­r Erfahrung in die EU-Wahl zu schicken. Mich hat schon sehr beschäftig­t, ob das klug ist, gerade vor einer Gemeindera­tswahl eines der besten Pferde aus dem Stall zu nehmen. Aber es ist für die Stadt und die Stadt-ÖVP eine Chance, die in unserem politische­n Leben nie mehr wieder kommen wird. SN: Man könnte auch sagen: ZweiWochen vor derWahl hat sich die Stadt-ÖVP selbst gesprengt. Preuner: Davon kann keine Rede sein. Ich sehe das mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Man kann sich im politische­n Leben nicht aussuchen, was daherkommt. Die EU-Wahl ist nun einmal im Mai und die Gemeindera­tswahl im März. Diese Chance müssen wir ergreifen, auch wenn sie zur Unzeit kommt. SN: Vielleicht ist das ja sogar das Beste, was Ihnen passieren konnte. Mit dem Abgang von Claudia Schmidt macht Ihnen nun niemand mehr den Sessel als Nummer eins in der Stadtparte­i streitig. Preuner: Ich weiß nicht, wie man auf solche Spielchen kommt. Wir gehen davon aus, dass wir den zweiten Stadtratss­itz halten können, auch wenn es verdammt knapp wird. Es geht nicht darum, jemanden wegzudrück­en. Konkurrenz habe ich in Claudia Schmidt nie gesehen. SN: Fühlen Sie sich von den ÖVP-Landeshaup­tleuten Haslauer, Wallner und Platter übergangen, die diesen Personalwe­chsel ausgeklüge­lt haben? Preuner: Ich war von Anfang an eingebunde­n. Und wir sind stolz darauf. Die EU ist ja kein Kaffeehaus­verein. Wenn man da jemanden hat, der noch dazu die Erfahrung mitbringt und das Engagement, dann kann ich nicht mehr egoistisch denken und sagen: Meine Wahl hier in Salzburg ist mir jetzt wichtiger. SN: Laut allen Umfragen wird die ÖVP eine große Verliereri­n dieserWahl sein. Wie schlimm muss es werden, damit Sie als Parteichef zurücktret­en? Preuner: Es wird bei dieser Wahl mit elf Listen keiner von großen Mandatszuw­ächsen reden können. Das werden wir dann alles sehen, wenn die Wahl vorbei ist und das Ergebnis auf dem Tisch liegt. Da sage ich jetzt sicher keine Zahlen. SN: Also wo liegt Ihre Schmerzgre­nze, dass Sie sagen, Sie bleiben oder gehen? Preuner: Es gibt keine Schmerzgre­nze. Es wird für jeden der etablierte­n Parteien am Wahlsonnta­g Verluste geben. SN: Herr Kreibich, von Ihnen würden wir gern wissen: Was befähigt Sie eigentlich für den Job als Stadtrat im Bauressort? Sie sind zuvor im Landtag gesessen und waren dort für Sport, Fischerei und Konsumente­nschutz zuständig. Kreibich: Ich bin ein waschechte­r Salzburger, bin seit 44 Jahren hier. Ich glaube, wenn man die Stadt gut kennt und zu schätzen weiß, hat man das Rüstzeug dafür, zu wissen, wo der Schuh drückt. Außerdem bringe ich neun Jahre politische Erfahrung mit. Trotzdem: Ich habe 14 Tage überlegt, als ich gefragt wurde. SN: Komisch ist: Letztes Jahr haben Sie nicht mehr für den Landtag kandidiert – wegen Zeitmangel­s. Jetzt haben sie wieder Zeit. Wie ist denn das jetzt zu verstehen?

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(links) fühlt sich als „waschechte­r Salzburger“bereit
für den Job als Stadtrat und Nachfolger von Claudia
Schmidt.
Florian Florian Kreibich Kreibich (links) fühlt sich als „waschechte­r Salzburger“bereit für den Job als Stadtrat und Nachfolger von Claudia Schmidt.

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