Ricciardo freute sich zu früh
Formel-1-chaos. Mercedes vor Red Bull und Mclaren war als Einlauf weniger überraschend als Rosberg vor Ricciardo und Magnussen. Nach fünf Stunden wurde Ricciardo aber disqualifiziert.
MELBOURNE (SN). Paukenschlag fünf Stunden nach Ende des Großen Preises von Australien: Der am Sonntag vor seinen jubelnden Landsleuten als Zweiter hinter Sieger Nico Rosberg durch das Ziel gefahrene Daniel Ricciardo wurde disqualifiziert. Die Inspektoren hatten am Red-Bull-Boliden eine nicht dem Reglement entsprechende Benzin-Durchflussmenge festgestellt. Das Team legte umgehend Berufung ein.
Die Runde eins hat die Teams im Formel-1-Neuland weitergebracht, doch gelöst sind alle Rätsel der Sechszylinder-Turbos mit Hybridsystem auch nach dem Grand Prix von Australien nicht. Dass das in den Tests deplatzierte Weltmeisterteam von Red Bull Racing härtester Rivale des Favoriten Mercedes sein würde, war eine große Überraschung.
Dass aber nicht die Topstars Hamilton (fuhr aus seiner 32. „Pole“los) und Vettel um den Sieg kämpften, sondern Nico Rosberg und Daniel Ricciardo, kam doch unerwartet. Der nächste Paukenschlag folgte fünf Stunden nach Rennende. Der von seinen australischen Landsleuten als Zweiter hinter Rosberg stürmisch gefeierte Ricciardo wurde disqualifiziert. Der Grund: Die Benzin-Durchflussmenge an seiner Antriebseinheit (Limit 100 kg Spitzenverbrauch pro Stunde, nicht zu verwechseln mit 100 kg Gesamtverbrauchslimit) sei zu hoch gewesen.
Zum Zeitpunkt der Bekanntgabe waren die Teams schon auf dem Rückweg. Das Red-Bull-Management gab blitzartig bekannt, dass Berufung eingelegt werde. Alles sei in Ordnung gewesen, außerdem gebe es Ungenauigkeiten bei den Messgeräten des Automobil-Weltverbands.
Ricciardo, der wusste, dass ermittelt wird, sagte vor seiner Abreise: „Was auch immer dabei rauskommt: Ich bin sehr stolz auf das, was ich heute erreicht habe. Es überwiegen die positiven Seiten.“Sollte der Protest erfolglos bleiben, wäre es das erste Rennen ohne einen Red-Bull-Piloten unter den ersten drei seit Barcelona im Vorjahr. Als Zweiter ist nun nicht minder überraschend Rookie Kevin Magnussen im McLaren gewertet. Er landete vor seinem Teamkollegen und ExWeltmeister Jenson Button im Ziel. Auch dass Toro Rosso beide Autos in die Top Ten brachte, hätte niemand erwartet. Wie Magnussen konnte der 19-jährige Toro-Rosso-Fahrer Daniil Kwjat als Neunter schon im Debütrennen in derWM-Wertung anschreiben.
Rosberg enteilte der Konkurrenz nach einem Traumstart und siegte ungefährdet. „Mein Auto war heute unglaublich flott, es war einfach eine Freude, so zu fahren“, sagte der Mercedes-Pilot nach seinem vierten Sieg im 148. Rennen. Duplizität der Rückschläge: Sowohl Hamilton als auch Vettel (der sich mit Startplatz zwölf hatte begnügen müssen) meldeten in der Aufwärmrunde Probleme mit ihren Motoren.
Beim Engländer wurde ein defekter Zylinder im V6 ausgemacht, beim Titelverteidiger muss das Team untersuchen: „Das ist ein neues Problem, das bisher noch nie auftauchte“, bestätigte RedBull-Direktor Helmut Marko, der ergänzte: „Die Antriebsstränge in beiden RB10 waren völlig ident und mit gleicher Software programmiert. Wir wissen nicht, warum es bei Daniel kein Problem und bei Sebastian etwas Neues gab.“Hamilton schied nach Runde zwei, Vettel nach Umlauf drei aus. Immerhin 14 der 22 Fahrer kamen zunächst in die Wertung.
Beide Ferrari von Alonso (4.) und Räikkönen (7.) erreichten Punkteränge. Auffälliger fuhr Valtteri Bottas im Williams-Mercedes. Er berührte zunächst die Mauer, musste nach Radverlust an die Box und holte dann bis Platz fünf auf. „Für den Fehler muss ich mich entschuldigen“, sagte er zu Teamchefin Claire Williams, „sonst wäre viel mehr möglich gewesen.“Mit zehn Punkten holte Bottas um fünf mehr als das Team Williams in der gesamten Saison 2013! Anmerkung zu McLaren: Erstmals seit dem GP von China im Jahr 2012 (Button, Hamilton hinter Sieger Rosberg) gab es zwei Stockerlplätze für das Team.