„Schön und erfolgreich mit 55“
Interview. Was Andie Macdowell sagt über ihre neue Tv-rolle, über Journalisten, die Reize von Großstädten und des Landlebens sowie die dunklen Seiten der Menschheit.
SALZBURG (SN). Die US-Schauspielerin Andie MacDowell, 55, verrät im SN-Gespräch Dinge, die sie derzeit besonders interessieren und berühren. Zum Beispiel, wieso sie so gern Sport macht und gesund isst. Wie es sich für eine echte Grande Dame Hollywoods gehört, liegt Andie MacDowell mit ausgestreckten Beinen und in schwarzen, spitzen Pumps steckenden Füßen auf einer Chaiselongue im Hotel Adlon in Berlin. Die 55-jährige US-Amerikanerin, die hierzulande mit den Kinofilmen „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“sowie „Und täglich grüßt das Murmeltier“bekannt wurde, macht Werbung für ihre neue TVSerie „Cedar Cove – Das Gesetz des Herzens“, ab morgen im Abonnementkanal Sky Emotion zu sehen. Darin spielt sie die alleinstehende Richterin Olivia Lockhart, die in dem fiktiven idyllischen Hafenstädtchen Cedar Cove die juristischen Fälle der Dorfbewohner klärt. SN: Sie sind aus Kalifornien aufs Land nach Montana gezogen. Haben Sie von dem Trubel in Los Angeles oder New York genug? Andie MacDowell: In New York hatte ich eine tolle Zeit. Aber nun möchte ich entspannt in den Tag hineinleben, tun und lassen können, was ich möchte. Das Tolle ist: Ich kann wohnen, wo immer ich will. Ich könnte morgen nach Paris oder Berlin ziehen, wenn mir der Sinn danach steht. Ich muss mich nicht mehr um meine Kinder kümmern. Es wäre doch zu schade, diese Freiheit nicht zu nutzen und andere Orte und Kulturen kennenzulernen. SN: Man hat schließlich nur ein Leben. MacDowell: Ganz genau! Ich musste leider erst 50 werden, um das zu erkennen! SN: Ihre neue Serie „Cedar Cove“entstand in Kanada. Sie haben also das Glück, wieder in einer idyl- lischen Atmosphäre zu arbeiten, denn es wird eine zweite Staffel gedreht. MacDowell: Ich denke auch, dass die wunderschöne, tolle Umgebung einer der Hauptgründe ist, warum die Serie so beliebt ist. Die Energie, die dort in der Luft liegt, ist ansteckend. SN: Im Pilotfilm wirft die Richterin Olivia den Journalisten Jack eiskalt hinaus, als dieser ein Interview mit ihr führen will. Gehen Ihnen die Journalisten auch manchmal so auf die Nerven? MacDowell: Zum Glück kommen keine Paparazzi zu mir nach Hause. In Montana muss ich mir also keine Sorgen machen! Aber in L. A. wurde ich manchmal von Paparazzi belagert. Ich konnte das nicht ausstehen und mich auch nicht daran gewöhnen. Ich war trotzdem immer freundlich zu ihnen – obwohl sie echt gemein sind. Sie versuchen, mich in unvorteilhaftenMomenten abzulichten und schreiben hässliche Dinge über mich. Da kommt die dunkle Seite der Menschheit ans Licht: Menschen mögen es, andereMenschen in unvorteilhaften Momenten zu sehen! SN: Sie sind in Topform. Ist es nicht total anstrengend, immer kontrolliert und perfekt sein zu müssen? MacDowell: Niemand kann immer perfekt sein. Deswegen tauchen ja manchmal schreckliche Fotos in der Presse auf. Denn in der Realität haben wir alle manchmal Momente, in denen wir nicht perfekt sind. Aber mir macht es nichts aus, hart zu trainieren. Sport ist das Highlight meines Tages. Ich mag es, weil ich mich danach so viel besser fühle. Außerdem verzehre ich sehr gern gesundes Essen. Ich bin mit Kartoffeln groß geworden. Meine Mutter ist vernarrt in Gemüse, deshalb liebe ich Gemüse. Mir fällt es allerdings schwer, auf Süßigkeiten zu verzichten. Ich liebe Eis. Aber weil ich hart trainiere, kann ich mir auch Eiscreme gönnen (lacht). SN: Sie haben einmal gesagt, dass man als Schauspielerin über 50 keine Rollen mehr bekommt. Umso glücklicher müssen Sie sein, dass Sie wieder eine Hauptrolle spielen können. MacDowell: Das bin ich auch! Ich freue mich aber nicht nur für mich selbst, sondern glaube zudem, dass die Tatsache, dass ich als 55-Jährige diese Rolle spiele, auch wichtig für andere Frauen ist. Denn meine Rolle zeigt, dass Frauen in meinem Alter immer noch schön sind, einen tollen Mann an ihrer Seite sowie einen großartigen Job haben können.