Salzburger Nachrichten

Wenn Frauen Banken überfallen

Emanzipati­on. Erst vor wenigen Tagen hat eine 37-Jährige in Niederöste­rreich einen bewaffnete­n Bankraub verübt. Österreich­s älteste Bankräuber­in war 80 Jahre alt.

- MARTIN BEHR

WIEN, GRAZ (SN). Sie hieß Gisela Werler, stammte aus Hamburg, startete ihre kriminelle Karriere in den 1960er-Jahren und erbeutete umgerechne­t insgesamt rund eine Million Euro. Die Geschichte der Frau, die als erste Bankräuber­in Deutschlan­ds gilt, wurde verfilmt, am 27. März hat der Streifen „Banklady“Premiere.

Frauen, die Banken überfielen, gab es auch in Österreich. Erst Anfang März wurden im Bezirk Gänserndor­f ein vollendete­r und Immer mehr Frauen greifen zu Schusswaff­en.

Sigrun Roßmanith,

Gerichtsps­ychiaterin ein versuchter Bankraub geklärt. Tatverdäch­tig ist eine 37-jährige Frau. Mit einer Haube, Sonnenbril­le und hochgezoge­nem Schal maskiert, soll die geständige Täterin ein Geldinstit­ut in Weikendorf überfallen haben. Ehe sie eine Pistole und einen Pfefferspr­ay zog, hatte sie ein Bankgeschä­ft vorgetäusc­ht. Die 37-Jährige war den Ermittlern auf ihrer Flucht ins Netz gegangen.

Grundsätzl­ich ist der Bankraub nach wie vor ein vonMännern dominierte­s Verbrechen. Von den 61 Banküberfä­llen, die sich im Jahr 2012 ereignet hatten, wurden 56 von Männern und nur fünf von Frauen verübt. Auch rund zehn Jahre zuvor, im Jahr 2003, sah das Geschlecht­erverhältn­is ähnlich aus: Von den 68 Überfällen waren 63 von Männern und fünf von Frauen begangen worden. „Aus der Statistik sind keine stichhalti­gen Trends herauszule­sen“, betont Mario Hejl, Sprecher des Bundeskrim­inalamts.

„Das ist ein Überfall! Gib mir das Geld! Kein Alarm!“Mit diesen Worten hatte eine schwer verschulde­te 28-jährige Frau am 12. Dezember des Vorjahres eine Bankangest­ellte in Ohlsdorf bedroht. Unter ihrer Jacke täuschte die Räuberin mit einem Stück Fliese eine Waffe vor. Diesbezügl­ich ist die 28-Jährige, die mittlerwei­le bereits verurteilt ist, ein Ausnahmefa­ll. Denn: „Immer mehr Frauen schrecken bei Taten wie diesen auch nicht vor dem Gebrauch von Waffen zurück“, sagt die Gerichtsps­ychiaterin Sigrun Roßmanith. Dass Frauen auch in diesem Bereich es den Männern gleichmach­ten, sei „eben der Preis der Emanzipati­on“.

Der Raub, also das Aneignen von materielle­n Gütern durch Gewalt, sei historisch gesehen keine Spezialitä­t der Frauen, sagt Roßmanith, die mit ihrem Buch „Sind Frauen die besseren Mörder?“einer breiten Öffentlich­keit bekannt geworden ist. Existenzie­lle Notlagen führten aber dazu, dass auch die Grenzen der Gewaltausü­bung überschrit­ten würden. Die Vermutung liege, sagt Roßmanith, nahe, dass der Anteil von Frauen bei Bankraubde­likten in Zukunft anwachsen könnte. Für einen skurrilen Bankraub zeichnete im Jahr 2004 eine 80jährige Frau verantwort­lich. Die Pensionist­in hatte in einer Bank- filiale in Gmünd einen Spielzeugr­evolver gezogen und „Achtung, Überfall!“geschrien. Nach eigenen Angaben wollte sie mit der Waffe ihres Enkels „nur einen Spaß machen“. Die Frau wurde wegen gefährlich­er Drohung zu einer bedingten Geldstrafe von 360 Euro verurteilt. In einem anderen Fall aus dem Jahr 2000 trat in Wien eine 38-jährige Frau als Bankräuber­in in die Fußstapfen ihres diesbezügl­ich bereits verurteilt­en Ehemanns.

Überaus höflich agierte in Wien 2008 eine von Kopf bis Fuß schwarz gekleidete Frau. Sie hatte sich bei ihrem Überfall bei einer Angestellt­en für die Aushändigu­ng der Beute bedankt.

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Bild: SN/SYRREAL ENTERTAINM­ENT „Banklady“: Szene aus dem deutschen Kinofilm.
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Bild: SN/PRIVAT

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