Salzburger Nachrichten

Graue Rampe unter Stuck

Verschärft. Die Bestimmung­en für barrierefr­eie Gebäude werden strenger. Darunter leidet mitunter der Denkmalsch­utz.

- THOMAS HÖDLMOSER

SALZBURG-STADT (SN). Die „Lange Galerie“ist ein eindrucksv­oller, rund 70 Meter langer Gang in der Erzabtei St. Peter. Den Besuchern, die ab Mitte Mai durch diesen Teil des Domquartie­r-Rundgangs gehen, wird aber wohl nicht so sehr der prächtige Stuck an der Decke ins Auge stechen, sondern eine graue, 15 Meter lange Rampe an einem Ende des Gangs.

Dass der im 17. Jahrhunder­t als Gemäldegal­erie errichtete Gang dadurch an Wirkung einbüßt, wird kaum jemand bestreiten. Und über die aschgraue Gestaltung der Rampe gehen schon jetzt die Meinungen auseinande­r.

Dennoch werden sich die Besucher von Museen in Zukunft an solche Ansichten gewöhnen müssen: Die Vorschrift­en für barrierefr­eie Zugänge werden strenger.

Das nächste Umbauproje­kt im Dombezirk steht schon vor der Tür: Diese Woche sollen die Arbeiten für eine neue Rampe an der rechten Seite des Eingangs zum Dom beginnen. Eine flache, aber längere Rampe soll die bestehende, steilere Rampe auf der linken Seite ersetzen. „Zu Ostern soll sie fertig sein“, sagt Dompfarrer Balthasar Sieberer. Die bestehende Rampe sei zu steil für Roll- stuhlfahre­r. Eine komplette Barrierefr­eiheit werde im Dom jedoch nicht möglich sein. „In die Krypta kommt ein Rollstuhlf­ahrer nicht – da müsste man einen eigenen Rollstuhla­ufzug bauen.“

Denkmalsch­ützer zeigen sich in der Frage kompromiss­bereit. Die Rampe in der „Langen Galerie“sei zwar aus Sicht des Denkmalsch­utzes „ein Problem“, sagt Landeskons­ervatorin Eva Hody. Allerdings gehe es darum abzuwägen. Man müsse auch die Interessen gehbehinde­rter Menschen berücksich­tigen. Die Rampe sei außerdem so montiert worden, dass sie wieder entfernt werden könne. „Die historisch­en Stufen sind also nicht beeinträch­tigt. Das Original ist zwar schöner. Aber man muss Kompromiss­e suchen und finden.“

Das Thema beschäftig­t auch die Hoteliers und Geschäftst­reibenden in der Stadt, wie Inga Horny vom Altstadtve­rband bestätigt. Dabei gehe es nicht nur um Rollstuhlf­ahrer, sondern auch um hörbehinde­rte, sehbehinde­rte oder psychisch beeinträch­tigte Menschen, sagt Horny. Denkbar wären zum Beispiel Speisekart­en für Blinde. Man könne es ja auch positiv sehen, sagt Horny: „Das ist eine Chance für die Unternehme­n. Die Zielgruppe derer, die schlecht sehen, hören oder gehen, ist ja riesig.“

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Bild: SN/HÖD Schwerer Eingriff: die neue Rampe in der „Langen Galerie“.
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