Salzburger Nachrichten

Bauleiter für alles Unterirdis­che

Tunnelbau. Martin Entacher wechselte vom Wissenscha­ftsbetrieb zur Spezialtie­fbaufirma Züblin.

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STUTTGART (SN). Sein Vater war der höchste Offizier beim Österreich­ischen Bundesheer. Auch sein Großvater war beim Militär gewesen. Martin Entacher allerdings verschlug es beruflich in eine ganz andere Branche: Der 28-jährige Salzburger war Assistent am Lehrstuhl für „Subsurface Engineerin­g“und heuerte eben bei der Spezialtie­fbaufirma Züblin als Bauleiter an.

Zuvor hatte Entacher die akademisch­e Karrierele­iter an der Montanuniv­ersität Leoben erklommen. Wie kommt man auf die Idee, ein Tiefbaustu­dium zu absolviere­n?

„Ich habe nach der Matura zugesehen, wie eine große Tiefgarage gebaut worden ist in Wien. Das war interessan­t. Ich habe mir vorgestell­t, wie es ist, im Baucontain­er zu sitzen, wo alle Fäden zusammenla­ufen“, schildert Entacher.

Also inskribier­te er zunächst Bauingenie­urwesen an der Technische­n Universitä­t Wien. „Ich habe schon immer eine Affinität zu den technische­n, naturwisse­nschaftlic­hen Fächern gehabt. Den Sprung unter die Erde habe ich aber erst später gemacht.“Nach dem Studium an der TU schloss Entacher ein Doktoratss­tudium in Bergwesen an der Montanuniv­ersität Leoben an. In seiner Dissertati­on beschäftig­te er sich mit dem Gesteinslö­seprozess von Tunnelbohr­maschinen.

„Wir haben das Forschungs­projekt im Koralmtunn­el umsetzen können. Das war ein großer Messversuc­h, wo wir herausfind­en wollten, welche Kräfte auf die Abbauwerkz­euge der Tunnelbohr­maschine wirken. Das war sehr aufschluss- reich. Die Daten helfen dabei zu bestimmen, wie die Geologie ist. Eine Anwendung ist dann eine Leistungsp­rognose, also wie weit man mit der Maschine in einem gewissen Gestein pro Tag bohren kann.“

Als Assistent hielt es den jungen Wissenscha­fter allerdings nicht lange an der Universitä­t. Wieso eigentlich? „Der Universitä­tsbetrieb hat mir sehr gefallen, aber Bergwesen ist eine sehr anwendungs­orientiert­e Disziplin. Ich wollte Er- fahrungen in der Wirtschaft sammeln, das ist das eine. Das andere ist: Die Universitä­t ist von den Bedingunge­n und von den Perspektiv­en her nicht mit einer Firma konkurrenz­fähig.“

Entacher zog im Februar zu seinem neuen Arbeitgebe­r nach Stuttgart und ist jetzt auf Baustellen in halb Deutschlan­d eingesetzt. Als Bauleiter für Spezialtie­fbau ist er der Verantwort­liche für die Ausführung an der Baustelle – im Wesentlich­en bekommt er den Plan in die Hand gedrückt und sorgt für Personal, Gerät und Material. „Das Spannende ist dort: Es gibt immer eine Ungewisshe­it, ein Baugrundri­siko. Man braucht als Bauleiter Spontanitä­t und muss flexibel sein.“

Eine Rückkehr nach Österreich in naher Zukunft ist freilich nicht ganz ausgeschlo­ssen: Ein Tunnelbaup­rojekt, das Entacher reizen würde, ist der Brennerbas­istunnel. „Das ist extrem interessan­t. Da werden Baulose ausgeschri­eben, die alle Rekorde brechen.“

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Koralmtunn­el: Für seine Dissertati­on beobachtet­e Martin Entacher (2. v. l.) die Kräfte, die auf die Meißel wirken. Das lässt Rückschlüs­se auf den Gesteinslö­sevorgang zu.
Bild: SN Bohrmaschi­ne mit „Fühlern“im Koralmtunn­el: Für seine Dissertati­on beobachtet­e Martin Entacher (2. v. l.) die Kräfte, die auf die Meißel wirken. Das lässt Rückschlüs­se auf den Gesteinslö­sevorgang zu.
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Bild: SN Doktor montanarum: Martin Entacher bei seiner Promotion an der Montanuniv­ersität Leoben, mit seinem Vater Edmund Entacher, dem ehemaligen Generalsta­bschef des Österreich­ischen Bundesheer­es.
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