SONNENINSEL:
Hilfe für die Familien der kleinen Krebspatienten.
SEEKIRCHEN (SN). In jeder Hand ein Bündel Luftballons, läuft der fünfjährige Danilo durch die Eingangshalle der Sonneninsel in Seekirchen. Seit Monaten ist er nicht so gerannt. Der Mundschutz, den er trägt, kann das breite Grinsen im Gesicht des Buben nicht verbergen. Seine Mutter Milica P. beobachtet ihren Sohn und seufzt erleichtert: „Endlich wieder Alltag.“
Die vergangenen sieben Monate hat Danilo auf der Kinderkrebsstation des Landeskrankenhauses in Graz verbracht. Er war 2013 an einer seltenen Form von Blutkrebs erkrankt. Die Chemotherapie ist abgeschlossen, seit Jänner ist Danilo in Erhaltungstherapie. Dazu gehört strengste Hygiene.
Mit letzter Kraft sei sie mit ihrem Mann und den beiden Söhnen auf die Sonneninsel „geflüchtet“, sagt Danilos Mutter. Die Familie ist eine Woche zu Gast in dem vor einem hal- ben Jahr eröffneten psychosozialen Nachsorgezentrum der Kinderkrebshilfe, um sich zu erholen und nach der belastenden Zeit im Krankenhaus die ersten Schritte zurück ins normale Leben zu machen. Bald wird Danilo wieder den Kindergarten besuchen, Vater Vladimir beginnt im April wieder zu arbeiten. Er war in Hospizkarenz.
„Wir waren abwechselnd bei Danilo im Krankenhaus und haben gelebt wie in einer Kapsel“, schildert er. Danilo sei durch die Krankheit reif und ernst geworden und sage nicht, was er fühle. Warum Jesus entschieden habe, ihn mit so einem Fehler auf die Welt kommen zu lassen, habe er einmal gefragt. Zur Sorge um Danilo sei das schlechte Gewissen gekommen, weil sein knapp zwei Jahre alter Bruder Damjan oft von anderen habe betreut werden müssen. Tief berührt hat Vladimir P. das Leid der anderen Familien im Krankenhaus. Die Tage in Seekirchen seien nun für alle eine körperliche und seelische Wohltat. „Es ist wunderbar, dass es diese Einrichtung gibt.“
Zu Tränen rührte Milica P. der Satz, den Danilo am zweiten Tag gesagt hat: „Mama, ich bin hier nur glücklich.“Er habe schon getanzt und getöpfert, erzählt Danilo. „Und ich habe den Tieren im Wald Futter gebracht.“Glücklich macht Danilo auch, dass seine Haare jetzt wieder wachsen.
Ihre neue Haarpracht genießt nach dem Sieg über den Krebs auch die zehnjährige Alina aus Südtirol, ein aufgewecktes Mädchen, das ebenfalls mit der Familie in die Sonneninsel gekommen ist. In vier Jahren hat Alina nur ein einziges Mal einen Frisör an sich herangelas- sen. Vier Jahre ist das Ende der Intensivtherapie her.
ZweiWochen vor der Geburt ihrer zweiten Tochter sei 2009 die Schockdiagnose Lymphknotenkrebs im Endstadium gestellt worden, erzählt Alinas Mutter Monika Kaserer. „Ich bin vom Entbinden mit dem Baby direkt zu Alina ins Krankenhaus.“
Ein Jahr lang wohnte die Familie mehr oder weniger in einem Krankenzimmer. Bis heute lebe sie in der Angst, dass die Krankheit wieder kommen könnte, sagt Kaserer. „Die Angst ist immer da.“
Die Therapiegespräche in der Sonneninsel seien eine große Hilfe. Auch Alina habe viel aufzuarbeiten. Zu schaffen habe ihr das Ausgeliefertsein an die Ärzte gemacht. „Ihr Wille wurde gebrochen“, sagt Vater Matthias Fleischmann. Er hatte durch die lange Abwesenheit infolge von Alinas Krankheit die Arbeit verloren. Zu Hause spricht Alina wenig über den Krebs. „Es ist wichtig, dass sie nichts verdrängt“, sagt ihre Mutter. In der Sonneninsel treffe sie andere Kinder und erlebe, dass sie mit ihrer Geschichte nicht allein sei.
Die Familien können aus einem breiten Angebot an Kreativworkshops, Entspannung und Ausflügen wählen. Bei Bedarf kommen Psychotherapeuten ins Haus. Die Familienerholungswochen sind nur ein Teil des Angebots der Sonneninsel.
In Seekirchen trifft sich seit Oktober regelmäßig eine Trauergruppe von Eltern, die ihre Kinder durch den Krebs verloren haben. Außerdem finden dort die psychosozialen Nachsorge-Camps der Österreichischen Kinderkrebshilfe statt. In Gruppen können die Kinder nach der Behandlung im Krankenhaus vieles nachholen, was sie versäumt haben. Im Zentrum steht die Heilung der seelischen Wunden.
„In der Karwoche sind wir voll“, sagt der Leiter der Sonneninsel, Thomas Janik. Er rechnet heuer mit 3000 Übernachtungen durch die Camps. Insgesamt peilt er 6000 Übernachtungen an.
„Die Auslastung steigt Schritt für Schritt“, sagt Janik. Sind einmal keine Kinder im Haus, öffnet die Sonneninsel ihre wunderschönen Räumlichkeiten auch für Seminaranbieter und für externe Veranstaltungen. Die Erholungswochen für die Eltern sind gratis. Die Kosten trägt die Sonneninsel. Sie finanziert sich ausschließlich durch Spenden.
SN-Info: Spendenkonto: Sonneninsel GmbH, Raika Salzburg, IBAN: AT47 3503 4000 0023 5200, BIC: RVSAAT2S034.