Die höchste Kaution aller Zeiten
Frei. Bereits heute soll Oligarch Dmitrij Firtasch freikommen. Für die Rekordkaution von 125 Millionen Euro. Was passiert mit dem Geld, wenn Firtasch unerlaubt das Land verlässt?
WIEN (SN). Das Geld ist eingelangt. – Auf diese Nachricht des Oberlandesgerichts Wien warten zwei Männer seit Tagen mit Spannung. Der eine ist ein Richter, der andere der ukrainische Oligarch Dmitrij Firtasch, der seit Freitag in Auslieferungshaft sitzt.
Ein Umstand, der sich bereits heute, Dienstag, ändern könnte. Denn Insider gehen davon aus, dass die Kaution in der Höhe von 125 Millionen Euro, die für die Aufhebung der Haft von Firtasch festgelegt worden war, bald auf dem Konto der Justiz eingeht. Wie berichtet, war Firtasch auf Basis eines US-Haftbefehls, der ihm Bestechung und Teilnahme an einer kriminellen Vereinigung zur Last legt, vergangene Woche in WienWieden verhaftet worden. Nachdem ihm das FBI acht Jahre lang vergeblich auf den Fersen war.
Die Kaution wäre die höchste, die je in der österreichischen Rechtsgeschichte bezahlt wurde. Bisher galt Julius Meinl V. mit 100 Millionen Euro als Rekordhalter. Doch während Meinl nur 54 Minuten benötigte, um das Geld aufzutreiben, dauerte es bei dem Gasmilliardär drei Tage. Die einfache Erklärung: Geschlossene Banken am Wochenende machten eine Überweisung in dieser Größenordnung unmöglich.
Fließt nun das Geld, darf Firtasch zwar die Justizanstalt WienJosefstadt verlassen, nicht aber Österreich. Denn die US-Behörden wollen nach wie vor eine Auslieferung des 48-Jährigen. Diese dürfte sich noch Monate hinziehen. „Wir kommunizieren mit den amerikanischen Behörden, sichten alle Unterlagen und prüfen, ob wir noch Materialien benötigen“, erklärt Christina Salzborn vom Landesgericht für Strafsachen Wien.
Die 125 Millionen Kaution wandern übrigens sicherheitshalber auf ein Sparbuch. Ist das Auslieferungsverfahren rechtskräftig erledigt, erhält der Oligarch, der 2,4 Milliarden Euro reich sein soll, sein Geld zurück – inklusive aller Zinsen. Und was passiert mit dem Geld, wenn Firtasch, der bereits ein Gelöbnis abgelegt hat, Österreich nach seiner Enthaftung nicht zu verlassen, doch spurlos verschwindet? Dann würde das Geld dem Staat zufallen. Genauer gesagt dem Justizbudget.
Vonseiten der Polizei wird der 48-Jährige im Falle einer Freilassung nicht weiter überwacht. Es darf aber davon ausgegangen werden, dass es an den heimischen Flughäfen zu einer „besonderen Sensibilisierung des Personals“(ein Ermittler, Anm.) kommt. Für die Sicherheit des Ukrainers dürften in Freiheit seine Bodyguards sorgen. Wo Firtasch die Zeit bis zur Entscheidung über seine Auslieferung verbringt, ist offen. Er besitzt ein Haus in Wien-Wieden. Nicht weit von jenem Ort, an dem er verhaftet worden war.
Der Oligarch erhält übrigens rechtlichen Beistand von einem prominenten Anwalt: Ex-Justizminister Dieter Böhmdorfer. Dieser war für ein SN-Gespräch am Montag nicht erreichbar.