Salzburger Nachrichten

Wenn sich die hellsten Köpfe verabschie­den

Hochqualif­izierte zieht es am stärksten weg aus Österreich, Ersatz fehlt. Vor allem aber fehlt das Handeln der Politik.

- INGE BALDINGER E-Mail: inge.baldinger@salzburg.com

Die Verknüpfun­g des Bildungsre­gisters mit derWanderu­ngsstatist­ik durch die Statistik Austria macht es gewisserma­ßen amtlich: Österreich hat ein Riesenprob­lem, die politisch so gern zitierten „besten Köpfe“im Land zu halten und ins Land zu locken. Den größten Drang zum Auswandern haben Hochqualif­izierte. Das wäre kein Problem, könnte dieser Aderlass an Intelligen­z durch Hochqualif­izierte aus anderen Ländern ersetzt werden. Diese Zuwanderun­g findet aber nicht – oder nur in extrem bescheiden­em Umfang – statt.

Das sagt mehr aus als jedes Standortra­nking. Es sagt: Österreich ist für Spit- zenkräfte allenfalls als Urlaubslan­d attraktiv. DasWissen und damit die Chancen, im globalenWe­ttbewerb zu bestehen, ja vielleicht sogar die entscheide­nde Nasenspitz­e voraus zu sein, wandern in andere Länder.

Geht diese Entwicklun­g weiter, wird das – man kann es leider nicht anders sagen – zur Katastroph­e. Die einzige Chance Österreich­s, denWohlsta­nd zu halten, ist es, mit allen Kräften dasWissen, die Forschung und die Entwicklun­g zu fördern. Das ist der Schlüssel zum Wirtschaft­swachstum und zur Sicherung von gut bezahlten Arbeitsplä­tzen. Das ist der Schlüssel, Spitzenunt­ernehmen an Österreich zu binden und nicht zu vertreiben. Sind wir technologi­sch nicht ständig ein Stück weiter als die Billiglohn­länder, ist es vorbei mit der internatio­nal en Wettbewerb­s fähigkeit.

Was tut Österreich, um diesen – sich bereits in vielen Rankings immer deutlicher abzeichnen­den – Absturz zu verhin- dern? Investiert es massiv in die Universitä­ten? Nein. Schlimmer noch: In der öffentlich­en Debatte werden die Universitä­ten hartnäckig als Problem dargestell­t, niemals als Zukunftsve­rsprechen, auf das man stolz sei. Was tut Österreich, um seine Begabten zu fördern? Herzlich wenig. Wird aktiv um Hochqualif­izierte aus anderen Ländern geworben? Bestenfall­s halbherzig.

Und womit müssen sich die „besten Köpfe“, so sie in Österreich bleiben oder nach Österreich (zurück)geholt werden können, herumschla­gen? Mit einer der höchsten Steuerbela­stungen. Mit einem von A bis Z durchregul­ierten Berufslebe­n, das kaum Freiraum lässt. Mit abschrecke­nd hohen Abgaben. Mit einer ineffizien­ten Verwaltung.

Die Abstimmung über diese Art von Politik findet mit den Köpfen und den Füßen statt – die hellsten suchen dasWeite.

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