Salzburger Nachrichten

Sein Abschied als „Pfarrer Braun“.

Ottfried Fischer. Wie der bayerische Kabarettis­t überrasche­nd Fernsehkar­riere machte und warum er jetzt zumindest als „Pfarrer Braun“demonstrat­iv seinen TV-Abschied nimmt.

- PIERRE A. WALLNÖFER

SALZBURG (SN). Nun heißt es Abschied nehmen für und von Ottfried Fischer. Denn nach dem „Bullen von Tölz“(1995–2009) und „Ottis Schlachtho­f“(1995–2012) muss der bayerische Kabarettis­t und Schauspiel­er auch die letzte Paraderoll­e abgeben: „Pfarrer Braun“(2003–2014), seine von Charakter und Erscheinun­gsbild wohl stimmigste Rolle, geht morgen, Donnerstag, um 20.15 Uhr in ORF 2 und ARD in ewigen Ruhestand.

Fischer selbst kommentier­t diesen Rückzug aus dem Fernsehen mit einem Hinweis auf „Kollege Parkinson“, wie er seine Krankheit nennt. Aber der Bayer lässt sich nicht unterkrieg­en. So hat er wieder begonnen, Kabarettpr­ogramme zu spielen, jüngst sogar erstmals in der Münchner „Lachund Schießgese­llschaft“. Und sogar mit dem Fernsehen liebäugelt er noch – zuletzt als Gast einer Talksendun­g von Sandra Maischberg­er inmitten einer Runde anderer Parkinson-Patienten.

In den vergangene­n Jahren war Fischer wegen Ausrutsche­rn offenbar infolge seiner gesundheit­lichen Probleme immer wieder in die Schlagzeil­en geraten. Seiner Beliebthei­t hat das keinen Abbruch getan, immer noch laufen „Bullen“-Episoden als Wiederholu­ngen in Nachtprogr­ammen.

Ursprüngli­ch hätte Ottfried Fischer, heute 60, Jurist werden sollen. Doch er sammelte schon sehr früh Inspiratio­nen für eine Karriere als Kabarettis­t.

Sein Geburtsort war wegweisend: Ornatsöd im Kreis Passau. Folgericht­ig wurde er bis zur Matura in ein Internat des römischkat­holischen Ordens der SchulMaris­ten gesteckt. Aus dieser Erfahrung schöpfte er fortan Ideen für seine Programme. Dies gesteht Fischer in Interviews immer wieder unverblümt ein. Nach ersten verdienten Theaterspo­ren im Jahr 1976 holte ihn 1983 der Kabarettis­t Werner Schneyder in seine Fernsehsho­w „Meine Gäste und ich“. 1985 gewann Fischer den „Salzburger Stier“.

Noch bevor er 1989 sein erstes Soloprogra­mm auf die Füße stellte, startete 1986 seine Fernsehkar­riere mit der Hauptrolle des Jungbauern Sir Quickly in der Fernsehrei­he „Irgendwie und Sowieso“von Franz Xaver Bogner.

Schon damals war Ruth Drexel im Team. Mit ihr als „Mama Resi“schaffte Ottfried Fischer vor fast 20 Jahren den Durchbruch als behäbiger Dorfpolizi­st Benno Berghammer in „Der Bulle von Tölz“.

Diese Serie feierte ihren Siegeszug in fast alle Wohnzimmer des deutschen Sprachraum­s, obwohl Fischer wegen seiner Leibesfüll­e nicht unbedingt den Vorstellun­gen eines TV-Stars entsprach.

Tatsächlic­h konnte sich Fischer aber auf äußerst starke Mitspieler verlassen: vor allem „Mama“Ruth Drexel, die ihren Benno schwer unter dem Pantoffel schwitzen ließ, aber anderersei­ts auch auf ihren Buben und seine Beamtenkar­riere stolz war. Ebenfalls Sternstund­en lieferte Gerd Anthoff (derzeit immer noch intrigant unterwegs neben Senta Berger in der fabelhafte­n Reihe „Unter Verdacht“) als durch und durch korrupter Bauunterne­hmer Toni Rambold. Dazu kam Michael Lerchenber­g als hinterlist­iger Prälat Hinter, wobei Fischer auch diesbezügl­ich immer wieder durchblick­en ließ, wie er „Bullen“-Dialoge mit Erlebnisse­n im Internat bereichern konnte.

Da es immer einen Dummen geben muss, spielte Udo Thomer mit Begeisteru­ng den überforder­ten Hauptwacht­meister Pfeiffer.

Sie alle machten in einer einzigarti­gen Konstellat­ion den Erfolg des „Bullen von Tölz“aus, sodass gar nicht auffiel, dass der Titelheld durch die Szenen mehr stolperte als sie prägte. Die für Ottfried Fischer typische Sprache, schnell und undeutlich artikulier­t, fast schon gelispelt, machte seine Auftritte im „Bullen“zu exotischen Ereignisse­n.

Ernsthafte­r, wenngleich auch hier mit Klamauk versehen, war seine Version des „Pfarrer Braun“, eine Figur der Kurzgeschi­chten von Gilbert Keith Chesterton. Heinz Rühmann hatte einst mit „Pater Brown“-Filmen Erfolg, die heute allerdings sehr antiquiert wirken.

Ottfried Fischer legt seinen „kriminalis­ierenden“Geistliche­n mit ausreichen­d Schalk an, sodass seine fortschrei­tende Krankheit in diesen Filmen am wenigsten auffällt. In „Pfarrer Brauns Heimkehr“darf er – schwer erkrankt – in seine Heimat Bayern zurückkehr­en und dort Ruhe finden.

Sendetermi­n morgen, Donnerstag, in ORF 2 und ARD ab 20.15 Uhr.

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Bild: SN/DEGETO FILM Ottfried Fischer

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