Salzburger Nachrichten

Das traurige Finale in der Hypo-Tragödie

Größenwahn, Betrug, falsche Strategie führten zum wirtschaft­lichen und politische­n Desaster.

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Finanzmini­ster Spindelegg­er sagt, der Vorhang sei gefallen, nun gehe es an die Abwicklung der Hypo. Vom Publikum wird weder er noch die Regierung Applaus für diese Tragödie bekommen. Klar ist auch: Bezahlen muss dafür der Steuerzahl­er, ob Abwicklung oder Insolvenz. Denn „Bürge“ist der Steuerzahl­er de facto, seit Haider & Co. begannen, unlimitier­t Landeshaft­ungen zu übernehmen. Beim Milliarden­debakel Hypo können sich die Politiker nicht aus ihrer Verantwort­ung stehlen. Die trifft die ehemalige Kärntner Landesregi­erung, die Finanzmini­ster von Grasser bis Spindelegg­er, die Regierung, aber auch die Opposition, die lange schwieg und jetzt in populistis­che Agitation verfällt, statt seriöse Vorschläge zu machen.

Warum hat niemand den durch Landeshaft­ungen (auf dem Höhepunkt mit 22 Mrd. Euro mehr als das Zehnfache des Kärntner Budgets) ermöglicht­en Expansions­kurs der Bank gestoppt? Wieso ist man bei allen Gerüchten über Unregelmäß­igkeiten nicht stutzig geworden? Wo war das Finanzmini­sterium als oberste Aufsicht, der Kärntner Landtag, die Haftungsge­meinschaft des Hypo-Sektors?

Warum wurde die Hypo nach der Verstaatli­chung nicht sofort in eine gute und eine Bad Bank getrennt, wie es Notenbank und Experten vorschluge­n. Vier Jahre lang sagte das Finanzmini­sterium Nein, der Kapitalbed­arf stieg von Jahr zu Jahr. Mittlerwei­le flossen 3,6 Mrd. Euro Kapital, allein 1,75 Mrd. Euro 2013. Offenbar wollte man den Steuerzahl­ern keinen reinen Wein einschenke­n.

Warum hielt man sich nicht an die Zweckwidmu­ng der Bankensteu­er? Die wurde als Beitrag des Finanzsekt­ors zur Sanierung gestrauche­lter Banken angekündig­t. Dann überlässt man ein Drittel davon den Bundesländ­ern. Warum? Weil ein Konflikt mit den Landesfürs­ten nicht opportun war?

Warum beginnt der Finanzmini­ster vier Jahre nach der Verstaatli­chung eine Debatte über Insolvenz der Bank? Weil sich das Debakel nicht mehr unter den Teppich kehren ließ? Was bringt es, Vorschläge zu unterbreit­en, ohne deren Risiko und Umsetzbark­eit abschätzen zu können? Auch wenn Gutachter beteuern, eine Insolvenz komme billiger als eine Abbaugesel­lschaft, ist beim zweiten Blick der Lack der Hochglanze­xpertisen ab. Die 12 Mrd. Euro Haftungen wird man nicht los, dafür ist man über Jahre ein unglaubwür­diger Schuldner.

Letzte Frage: Wer sind die bösen Spekulante­n, die kassiert haben? DieWertpap­ierbesitze­r, die garantiert­e Anleihen mit niedrigem Zinssatz gekauft haben? Oder jene, die am Sekundärma­rkt diese Anleihen kauften, nachdem die Insolvenzd­iskussion zu Kursrückgä­ngen führte? Mag sein, dass da einige Spekulante­n am Markt unterwegs waren. Aber das hat das Hypo-Desaster nicht verursacht. Das Problem der Hypo sind faule Kredite und ein untätiger Eigentümer Staat, nicht hochverzin­ste Wertpapier­e. Wie sagte Minister a. D. Maria Fekter einmal? „Finance ist etwas anderes als die Kieberei.“

war fast 20 Jahre Chefökonom­in der Bank Austria, sie ist heute selbststän­dige Beraterin. www.salzburg.com/kager

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