Chronischer Stress macht dick und traurig
Belastung. Die Hormone setzen bei andauernder Alarmbereitschaft ihre eigenen Kreisläufe in Gang. Diese werden jetzt näher untersucht.
DRESDEN (SN-u.k.). Mit Stress stellt sich der Organismus auf eine erhöhte Leistungsbereitschaft ein. Wenn der Körper die dauerhaften Anforderungen und Belastungen nicht mehr ausgleichen kann, wird Stress chronisch – und damit schädlich. Nicht ohne Grund stuft die Weltgesundheitsorganisation Stress als eine der größten Gesundheitsgefahren ein. Mediziner wissen, dass vor allem Hormone dabei eine wichtige Rolle spielen. Auf dem Symposium der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie in Dresden diskutieren sie derzeit darüber.
Erhöhte Aufmerksamkeit, ein angeregter Kreislauf, aber auch Herzrasen und feuchte Hände sind Symptome von „normalem“Stress. Sie sind Folge einer erhöhten Aktivität der wichtigsten Stresshormonachse, der sogenannten HPA-Achse. Sie reicht vom Hypothalamus, einem Abschnitt des Zwischenhirns, über die Hirnanhangdrüse bis zu den Nebennieren und schüttet die Hormone Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol aus. Folgt keine ausreichende Entspannung, kann es durch die dauernde Alarmbereitschaft des Körpers zu chronischem Stress kommen und damit zu Erschöpfung und Überlastung. Die Folgen: Schlafstörungen, Depressionen, im Immunsystem werden die Killerzellen weniger, der Blutdruck steigt, die Lust auf Sex lässt nach. „Zudem kommt es bei einer chronisch aktivierten HPA-Achse zu einer Unterdrückung anderer Hormone, wodurch die Fettmasse im Körper zu- und die Muskelmasse abnimmt“, stellt Günter Stalla, Internist und Endokrinologe sowie Arbeitsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für Psychiatrie München fest. DieWissenschafter wollen mehr über die hormonellen Regulationssysteme herausfinden und dadurch neue Ansatzpunkte für Therapien entdecken. Bis dahin gilt: Bei ersten Anzeichen von Stress einen Gang zurückschalten, auf ausreichend Schlaf, Bewegung und gesunde Ernährung achten.