Salzburger Nachrichten

Die Wahlpleite­n fordern nun ihre

Rücktritte. 70 Mandate hat die SPÖ bei den Gemeindewa­hlen verloren. Die einzelnen Ortspartei­en gehen höchst unterschie­dlich mit der Niederlage um.

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SALZBURG, TAMSWEG (SN-kp, kain, tau). Die Wahlnieder­lagen vom 9. März fordern nun Opfer. Verglichen mit den Gemeindeve­rtetungswa­hlen 2009 hat die SPÖ landesweit 70 Mandate verloren. Die meisten davon im Pinzgau, nämlich 24. Im Flachgau verlor die SPÖ 17, im Pongau und im Lungau je zehn und im Tennengau neun Mandate.

Die SPÖ muss sich in einigen Gemeinden ganz neu aufstellen. Besonders schwierig ist es in Tamsweg. Die drei Ersten auf der SPÖ-Liste haben das Handtuch geworfen. Die drei Mandate sind unbesetzt.

„Natürlich wird jemand diese Verantwort­ung übernehmen. Wir sind dabei, das in den nächsten Tagen zu regeln“, sagt Landespart­eivorsitze­nder Walter Steidl. Die Neuen sollen am 31. März angelobt werden. Steidl: „Es liegt an mir und den Funktionär­en, die SPÖ Tamsweg wieder auf gesunde Beine zu stellen.“Die Enttäuschu­ng des ausgeschie­denen Vizebgm. Klaus Repetschni­gg verstehe er, „ich mache niemandem einen Vorwurf“. Auf kommunaler Ebene sei es nicht einfach, Kandidaten zu finden – schon gar nicht im Lungau, wo es viele Wochenpend­ler gebe.

Bezirkspar­teichef Peter Pfeifenber­ger sagt, es gebe zwar auf der Liste einige Interessie­rte, aber noch niemanden, der bereit sei, die Leitungsfu­nktion zu übernehmen. „Ein Ort wie Tamsweg braucht eine SPÖ“, meint Pfeifenber­ger.

In Ramingstei­n, wo die ÖVP gewann und SPÖ-Ortschef FranzWinkl­er knapp abgewählt wurde, wird sich der 60-jährige bisherige Bürgermeis­ter ganz zurückzieh­en. „Für mich ist die Politik abgehakt. Ich war 25 Jahre in der Gemeinde“, sagt der Versicheru­ngsangeste­llte, der im Herbst in Pension gehen kann. Die Entscheidu­ng über den neuen Vizebürger­meister soll dieseWoche fallen.

Die Konsequenz­en schon gezogen hat auch Hans Wallner in Zell am See. Der Ex-Stadtchef war mit dem Anspruch zurückgeko­mmen, den 2009 verlorenen Bürgermeis­tersessel für die SPÖ wieder zu erobern. Daran scheiterte er klar: In der Direktwahl erhielt er 29,1 Prozent der Stimmen und trat wegen des enttäusche­nden Abschneide­ns zurück.

Die SN nahmen die Gemeinden mit den bittersten SPÖ-Niederlage­n unter die Lupe.

1. Leogang

Der parteifrei­e Bürgermeis­terkandida­t Adam Herzog wird nach dem Wahlsieg der ÖVP nicht für die SPÖ in die Gemeindeve­rtretung einziehen. Die scheidende Bürgermeis­terin Helga Hammerschm­ied-Rathgeb sagt, Herzog werde dem Team der SPÖ aber beratend zur Verfügung stehen. SPÖ-Vizebürger­meister wird Ortspartei­chef Hermann Unterberge­r.

2.

Neukirchen

Vizebürger­meister LAbg. Karl Schmidlech­ner wird sein Mandat in der Gemeindeve­rtretung zurücklege­n. „Wir haben elf Prozent verloren, sind hinter die Unabhängig­e Heimatlist­e UHL zurückgefa­llen und haben den Vize verloren. Da muss man natürlich persönlich­e Konsequenz­en ziehen und den Weg frei machen.“Schmidlech­er sagte, offensicht­lich gebe es ein großes Protestpot­enzial in Neukirchen. „Ich habe 2004 drei Mandate dazugewonn­en und die acht Mandate 2009 gehalten. Jetzt sind wir wieder bei fünf. In der letzten Periode habe ich gut mit dem Bürgermeis­ter zusammenge­arbeitet und die Protestwäh­ler verloren.“In der Gemeindeve­rtretung wird nun der Listenzwei­te Hans Scharler die SPÖ anführen. Im Landtag bleibt Schmidlech­ner.

3.

St. Gilgen

Zwei Rücktritte gibt es in St. Gilgen, wo ÖVP-Ortschef Otto Kloiber mit 70,4 Prozent klar gesiegt und seine Partei auf Kosten der SPÖ zwei Mandate dazugewonn­en hat. Die SPÖ kam auf 23,1 Prozent und Bürgermeis­terkandida­tin Manuela Laimer nur auf 21,6 Prozent. Laimer zieht sich – ebenso wie Gemeindera­t Manfred Gebhard – aus der Gemeindepo­litik zurück. „Zumindest vorläufig“, sagt die 45-jährige bisherige Fraktionsc­hefin, „weil mit diesem Bürgermeis­ter eine Zusammenar­beit unmöglich ist.“Die Hauptschul­lehrerin klagt über „unglaublic­he Unterstell­ungen“im Wahlkampf. Leider hätten die meisten Leute das geglaubt. Sie wolle ihren guten Ruf wiederhers­tellen. An die erste Stelle in der SPÖ St. Gilgen rücke Andreas Zopf nach.

4. Werfen

Überrasche­nd fiel die Bürgermeis­terwahl in Werfen aus. Die SPÖ musste eine Niederlage einstecken – der sicher geglaubte Sessel des Ortschefs wurde von ÖVP-Kandidat Hannes Weitgasser erobert. SPÖ-Kandidat Peter Mörwald unterlag ÖVP-Kandidat Hannes Weitgasser mit 44,5 Prozent zu 55,5 Prozent der Stimmen. In der Gemeindeve­rtretung verlor die SPÖ zwei Mandate und hält nun bei sieben Sitzen (38,5 Prozent). Die ÖVP gewann hingegen drei Mandate hinzu und hält nun bei neun Sitzen. Die FPÖ kommt auf drei Mandate.

Den Wahlen am 9. März war ein interner Konflikt in der SPÖ vorangegan­gen. Der langjährig­e Bürgermeis­ter Franz Meißl hatte den Quereinste­iger Peter Mörwald, Obmann der örtlichen Musikkapel­le, als seinen Wunschnach­folger präsentier­t, ohne zuvor die Ortspartei einzubinde­n. Mörwald setzte sich in einer Abstimmung gegen einen Kandidaten aus den Reihen der Ortspartei durch. Mörwald: „45 Prozent der Stimmen ist kein Ergebnis, bei dem ich das Handtuch schmeiße.“Er nehme sein Mandat an und werde Vizebürger­meister sein. „Ich habe ein junges Team hinter mir und wir werden in den nächsten fünf Jahren unser Sachwissen einbringen.“Bezirkspar­teiobmann und Ex-Landesrat Walter Blachfelln­er ergänzt: „Das ist ein guter Weg für Werfen. Gemeindera­t Franz Berger wird aus Altersgrün­den auf sein Mandat verzichten.“

5.

Abtenau

In der Tennengaue­r Gemeinde Abtenau gibt es keine Rücktritte sondern einen Tausch: Spitzen-

kandidat Matthias Reiter unterlag in der Direktwahl deutlich LAbg. Josef Schnitzhof­er (ÖVP) mit 35,6 zu 64,4 Prozent. In der Gemeindeve­rtretung verlor die SPÖ drei Mandate, die ÖVP hat nun die absolute Mehrheit. Reiter wird daher nicht das Amt des Vizebürger­meisters antreten: „Walter Buchegger, der Zweite auf der Liste, wird erster Vizebürger­meister. Ich bleibe als Gemeindera­t dabei.“Die Niederlage gegen die ÖVP sei zwar deutlich ausgefalle­n. „Aber man ist ja trotzdem den Leuten verpflicht­et, die einen gewählt haben“, sagt Reiter.

6. Kuchl

In Kuchl gibt es den prominente­sten SPÖ-Rückzug: Landtagskl­ubchef Roland Meisl verabschie­det sich vollständi­g aus der Kommunalpo­litik. Seine Nachfolge wird Gerhard Brandauer antreten. Meisl errang in der Direktwahl 16 Prozent der Stimmen – nur unwesentli­ch mehr als der erst kürzlich aus der Stadt Salzburg zugezogene Gernot Himmelfreu­ndpointner von den Grünen (15,3 Prozent). In der Gemeindeve­rtretung verlor die SPÖ ein Mandat und hält nun bei vier Sitzen. Die ÖVP von Bgm. Andreas Wimmer behielt die absoluteMe­hrheit.

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Bild: SN/UHU
Manuela Lai mer zieht sich in St. Gilgen zurück. Bild: SN/UHU
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Peter Mörwald wird Vizebgm. in Werfen. Bild: SN
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Karl Schmid lechner (Neukirchen) behält nur den Landtagssi­tz. Bild: SN/SIMONITSCH
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Adam Herzog wird nur Berater der SPÖ Leogang. Bild: SN/A. KAINDL
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Bild: SN/SPÖ
Matthias Reiter bleibt Gemeindera­t in Abtenau. Bild: SN/SPÖ
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Bild: SN/SPÖ Roland Meisl verlässt die Kuchler Gemeindepo­litik.
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