Bizarre Weiden sind kein Grund zu erschrecken
DasWerk der Salzburger Baumpfleger an den Gewächsen entlang des Almkanals wird oft missverstanden
Sie wirken wie Pflanzen aus einem anderen Kontinent. Die kahlen Baumstämme, die derzeit entlang dem Almkanal in Leopoldskron in den Himmel ragen, haben etwas Bizarres an sich.
Erster Gedanke: Da wurden vorbereitende Arbeiten zum Umschneiden der Stämme getroffen. Eine Rückfrage beim Salzburger Gartenamt ergibt: Die Befürchtung, dass hier alter Baumbestand großflächig vernichtet wird, ist fehl am Platz. Im Gegenteil.
„Das sind uralte Kopfweidenbäume. Die ältesten werden um die hundert Jahre alt sein. Wenn wir die Weiden nicht zurückschneiden würden, dann würden die Bäume unter ihrem eigenen Gewicht einbrechen und absterben“, schildert Martin Lienbacher, Chef der Salzburger Baumpfleger.
Noch etwas sagt Martin Lienbacher: „DieWeiden werden alle paar Jahre abgeschnitten. Ältere Bäume sogar jedes Jahr.“Das ist ein dezenter Hinweis an die eigene Vergesslichkeit. Richtig, die Bäume stehen nicht zum ersten Mal so bizarr da. Es fällt nur jedes Mal wie ein neuer Zustand auf. Nach ein paarWochen sind die Weiden wieder auf ihre ursprünglichen fünf, sechs Meter Länge nachgewachsen.
Der Grund für dieses Ritual ist einem gelernten Städter der Jetztzeit gar nicht mehr geläufig. Martin Lienbacher: „Früher waren die Kopfweiden Nutzbäume. Die Korbflechter haben die Weiden abgeschnitten und verarbeitet. Daher sind die Bäume nie so schwer geworden, dass es hätte gefährlich werden können.“
Wer geht noch mit einem Weidenkorb einkaufen? Die großeMehrheit ist auf das Plastiksackerl umgestiegen. Die Baumpfleger liefern die geschnittenen Weiden an Kindergärten. Ein Rest der Korbflechtertradition bleibt so erhalten.
Fachleute nennen die Kopfweiden am Almkanal auch Biotopbäume, weil zahlreiche Arten von Käfern in den Stämmen nisten. Es ist doch noch nicht „alles zubetoniert“, wie Pessimisten klagen.