Salzburger Nachrichten

Duo rettete auf der Heimfahrt einem Rollstuhlf­ahrer das Leben

Unfalldram­a. Ein 79-jähriger Schwarzach­er war mit seinem Rollstuhl am Treppelweg entlang der Salzach verunglück­t und hilflos liegen geblieben.

- BERTHOLD SCHMID

Jeder Mensch hätte in dieser Situation so gehandelt.

Emrah Öztürk, Lebensrett­er

SCHWARZACH (SN). Für den 79jährigen Schwarzach­er im Rollstuhl muss es ein Albtraum gewesen sein: Der betagte Mann ist am Dienstagvo­rmittag mit seinem elektrisch betriebene­n Gefährt auf dem Treppelweg entlang der Salzach in Schwarzach bei einem Wendemanöv­er umgekippt. Nur wenige Zentimeter neben einem Stein schlug er mit dem Kopf auf und blieb knapp oberhalb des Wasserspie­gels liegen. Auf ihm lastete zudem der schwere Rollstuhl. Der 79-Jährige konnte nur noch einen Arm bewegen. Mit diesem riss er von einem Gebüsch einen kleinen Ast ab und schwenkte diesen auf und ab.

Es waren stumme Hilferufe des Verunglück­ten an einer Stelle, die von Menschen kaum frequentie­rt ist. Aber er wurde noch rechtzeiti­g bemerkt, und das auch nur zufällig.

„Ich bin mit meiner Cousine Mediha auf der Rückfahrt vom Krankenhau­s in Schwarzach gewesen“, erzählte der 26-jährige Emrah Öztürk, ein Bauarbeite­r aus der Stadt Salzburg. Zuvor habe er seine Lebensgefä­hrtin zu einer internen Untersuchu­ng ins Spital gebracht. Oberhalb des Schwarzach­er Tunnels sei dann der Verkehr wegen einer Baustelle ins Stocken und dann zum Stillstand gekommen. Während Emrah Öztürk aus seinemWage­n stieg, um eine Zigarette zu rauchen, bemerkte seine Cousine Mediha Aksoy den am gegenüberl­iegenden Salzachufe­r verunglück­ten Mann. „Anfangs haben wir gedacht, das ist vielleicht ein Fischer, weil er ja mit einem Ast herumgefuc­htelt hat“, sagte die 22-Jährige. Aber dann habe sie den umgestürzt­en Rollstuhl als solchen erkannt. „Da muss was passiert sein“, sagte sie zu ihrem Cousin. Und dieser reagierte sofort.

Der 26-Jährige fuhr sofort zur Polizeiins­pektion in Schwarzach und schilderte dort das Beobachtet­e. „Eine Streife ist sofort losgefahre­n, dürfte den Mann aber nicht gleich gefunden haben. Ich bin auch in die Richtung gefahren. Dann hat mich ein Beamter ins Polizeiaut­o einsteigen lassen und gemeinsam haben wir die Unglücksst­elle bald gefunden“, sagte Öztürk.

Der 79-Jährige war ansprechba­r und nur leicht verletzt. Im Schock habe er nur gesagt, dass ihm nichts wehtue, erzählte der Retter weiter. Wenig später war ein Einsatzfah­rzeug des Roten Kreuzes zur Stelle und die Sanitäter nahmen sich des Geretteten an.

Dann meldete sich die Schwiegert­ochter des 79-Jährigen bei den Rettern und bedankte sich. Diese antwortete­n: „Das täte doch jeder Mensch in einer solchen Situation.“Wobei Mediha Aksoy im SN-Gespräch relativier­te: „Das Unglück haben andere Autofahrer auch sehen müssen, gehandelt haben offenbar nur wir.“

 ?? Bild: SN/BERTHOLD SCHMID ?? Die beiden Lebensrett­er an der Salzach: die 22-jährige Mediha Aksoy und ihr 26-jähriger Cousin Emrah Öztürk.
Bild: SN/BERTHOLD SCHMID Die beiden Lebensrett­er an der Salzach: die 22-jährige Mediha Aksoy und ihr 26-jähriger Cousin Emrah Öztürk.

Newspapers in German

Newspapers from Austria