Salzburger Nachrichten

Auf halbem Weg stecken geblieben

Die neue Lehrerbild­ung ist ein Fortschrit­t. Eine Garantie für guten Unterricht ist das aber noch lang nicht.

- THOMAS HÖDLMOSER E-Mail: thomas.hoedlmoser@salzburg.com

Mit der gemeinsame­n Lehrerausb­ildung ist es wie mit anderen Projekten im heimischen Schulwesen: Da kündigt die Regierung zunächst einen großen Reformknül­ler an. Heraus kommt ein Reförmchen, das auf halbemWege stecken bleibt.

Dabei wäre derWeg, den die Regierung mit der „Pädagog/innenbildu­ng neu“eingeschla­gen hat, im Prinzip der richtige. Die Verlängeru­ng des Studiums von drei auf fünf Jahre war überfällig. Es gibt keinen Grund, der es rechtferti­gt, dass ein Hauptschul­lehrer nach drei Jahren vor die Klasse treten darf, ein AHS-Lehrer aber erst nach fünf Jahren. Auch dürften sich für Pflichtsch­ullehrer, die nun endlich auch akademisch und gleich lang ausgebilde­t werden, langfristi­g neue berufliche Perspektiv­en ergeben.

Trotzdem war die gemeinsame Lehrerausb­ildung von Beginn an eine halbe Sache. Es begann damit, dass die Regierung die Kindergart­enpädagogi­nnen ausgeklamm­ert hat. Sie brauchen weiterhin kein Studium – ein Sonderfall in der europäisch­en Bildungsla­nd- schaft. Der Grund dafür ist ebenfalls typisch für den Umgang mit der Bildung: Akademisch ausgebilde­te Pädagoginn­en verdienen mehr. Das heißt, sie kosten mehr. Daran aber haben die Gemeinden kein Interesse. Die Folge: Die Politik rudert zurück und belässt alles beim Alten.

Die neue Lehrerausb­ildung hat aber noch einen Haken: Man darf bezweifeln, dass alle Pädagogen künftig die ganzen fünf Jahre bis zum Master fertig studieren. Denn unterricht­en dürfen sie schon nach vier Jahren. Ob man sie später noch zwingen kann, das verbleiben­de Jahr bis zum Master weiterzust­udieren, ist höchst fraglich. Zumal in manchen Fächern schon jetzt ein arger Lehrermang­el herrscht und man um jeden Pädagogen froh sein muss.

Das wäre halb so schlimm, wenn genügend Nachwuchs in Aussicht wäre. Doch auch das ist nicht der Fall. An Gymnasien mit gutem Ruf kann es heute passieren, dass nur einer von drei Bewerbern aus der Volksschul­e aufgenomme­n wird. An den Pädagogisc­hen Hochschule­n und Universitä­ten kann man von solchem Andrang nur träumen. Dort, wo man künftige Lehrergene­rationen ausbildet, wird heute mangels Andrangs beinahe jeder aufgenomme­n. Damit ist der hohe Anspruch an die neue Qualität schon wieder verspielt.

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