Auf halbem Weg stecken geblieben
Die neue Lehrerbildung ist ein Fortschritt. Eine Garantie für guten Unterricht ist das aber noch lang nicht.
Mit der gemeinsamen Lehrerausbildung ist es wie mit anderen Projekten im heimischen Schulwesen: Da kündigt die Regierung zunächst einen großen Reformknüller an. Heraus kommt ein Reförmchen, das auf halbemWege stecken bleibt.
Dabei wäre derWeg, den die Regierung mit der „Pädagog/innenbildung neu“eingeschlagen hat, im Prinzip der richtige. Die Verlängerung des Studiums von drei auf fünf Jahre war überfällig. Es gibt keinen Grund, der es rechtfertigt, dass ein Hauptschullehrer nach drei Jahren vor die Klasse treten darf, ein AHS-Lehrer aber erst nach fünf Jahren. Auch dürften sich für Pflichtschullehrer, die nun endlich auch akademisch und gleich lang ausgebildet werden, langfristig neue berufliche Perspektiven ergeben.
Trotzdem war die gemeinsame Lehrerausbildung von Beginn an eine halbe Sache. Es begann damit, dass die Regierung die Kindergartenpädagoginnen ausgeklammert hat. Sie brauchen weiterhin kein Studium – ein Sonderfall in der europäischen Bildungsland- schaft. Der Grund dafür ist ebenfalls typisch für den Umgang mit der Bildung: Akademisch ausgebildete Pädagoginnen verdienen mehr. Das heißt, sie kosten mehr. Daran aber haben die Gemeinden kein Interesse. Die Folge: Die Politik rudert zurück und belässt alles beim Alten.
Die neue Lehrerausbildung hat aber noch einen Haken: Man darf bezweifeln, dass alle Pädagogen künftig die ganzen fünf Jahre bis zum Master fertig studieren. Denn unterrichten dürfen sie schon nach vier Jahren. Ob man sie später noch zwingen kann, das verbleibende Jahr bis zum Master weiterzustudieren, ist höchst fraglich. Zumal in manchen Fächern schon jetzt ein arger Lehrermangel herrscht und man um jeden Pädagogen froh sein muss.
Das wäre halb so schlimm, wenn genügend Nachwuchs in Aussicht wäre. Doch auch das ist nicht der Fall. An Gymnasien mit gutem Ruf kann es heute passieren, dass nur einer von drei Bewerbern aus der Volksschule aufgenommen wird. An den Pädagogischen Hochschulen und Universitäten kann man von solchem Andrang nur träumen. Dort, wo man künftige Lehrergenerationen ausbildet, wird heute mangels Andrangs beinahe jeder aufgenommen. Damit ist der hohe Anspruch an die neue Qualität schon wieder verspielt.