Salzburger Nachrichten

Spione noch nicht gestoppt

- THOMAS J. SPANG

Die von Präsident Barack Obama angestrebt­e Reform bei der massenhaft­en Sammlung vonMetadat­en beendet nicht die Schnüffele­ien des Geheimdien­stes NSA. Schon gar nicht im Ausland, wo die Geheimdien­ste auch in Zukunft nach allen Regeln der Kunst lauschen, spähen und auskundsch­aften werden. Der Gesetzesen­twurf zielt vor allem auf die Praxis in den USA ab.

Immerhin dürfen die Amerikaner selbst darauf hoffen, nicht mehr unter Generalver­dacht zu stehen, wenn sie zum Telefonhör­er greifen. Ihre Verbindung­sdaten sollen nicht automatisc­h von der NSA erfasst und über Jahre gespeicher­t werden. Wenn die Reform durch den Kongress geht, braucht es künftig eine richterlic­he Anweisung, die Nummern von Verdächtig­en zu überwachen.

All das bedeutet einen Fortschrit­t für US-Bürger, die untereinan­der kommunizie­ren. Für die Bewohner fremder Staaten ändert sich dagegen wenig. Darüber hinaus bleibt Skepsis angebracht, ob die Reformen echter Einsicht folgen oder bloß ein taktischer Winkelzug sind. Für Letztgenan­ntes spricht das wachsende Unbehagen der Amerikaner über das Treiben ihrer Geheimdien­ste im eigenen Land. Der Verdacht, mit kleineren Zugeständn­issen solle ein größeres Problem für die Späher verhindert werden, scheint nicht aus der Luft gegriffen.

Washington hat bisher nicht gezeigt, dass die Schnüffele­ien auch nur einen Terroransc­hlag verhindert hätten. Stattdesse­n schaden sie dem Ansehen der Supermacht, die als Champion für Demokratie und Bürgerrech­te dringender denn je gebraucht wird.

E-Mail: aussen@salzburg.com

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