Salzburger Nachrichten

Mehr Betten allein sind zu wenig

Neue Angebote und bessere Qualität machen Tourismusr­egionen erfolgreic­h

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WIEN (SN). Reiseziele, die allein darauf setzen, die Zahl der Übernachtu­ngen zu steigern, sind damit keineswegs immer wirtschaft­lich erfolgreic­h. Dieser Schluss lässt sich aus der am Dienstag vorgestell­ten Destinatio­nsstudie der Österreich­ischen Hotelierve­reinigung (ÖHV) ziehen. Als Beispiel dienen Österreich­s Städte, die zwar Rekorde bei den Nächtigung­en verzeichne­n, aber unter niedriger Auslastung sowie den geringen Umsätzen pro Bett leiden. So verzeichne­te Wien 2012 (auf dieses Jahr bezieht sich die Studie) einen starken Bettenzuwa­chs, fiel aber betreffend Auslastung und Umsatz pro Bett zurück.

Die Steigerung der Nächtigung­szahlen sei „nicht der einzige Faktor, der eine Destinatio­n erfolgreic­h macht“, sagt Marktforsc­her Klaus Grabler. Rechnet man die Zuwächse bei der Auslastung, den Preisen und beim Umsatz pro Bett ein, haben sich die Tourismusr­egionen Zell am See, Wilder Kaiser und Saalfelden/Leogang 2012 am besten entwickelt.

In Zell am See wurde stark in die Infrastruk­tur investiert und in den Hochalpen eine Erlebniswe­lt geschaffen. Auch neue Produkte wie eine Sommerkart­e hätten voll gegriffen, sagt der scheidende Generalsek­retär der ÖHV, Thomas Reisenzahn. Neben neuen Produkten und besserer Infrastruk­tur erweisen sich Veranstalt­ungen als dritter Erfolgsfak­tor. Der „Iron Man“habe 23.000 Nächtigung­en und vier Mill. Euro Wertschöpf­ung nach Zell am See gebracht. Ein gutes Management der Destinatio­n schaffe auch Arbeitsplä­tze – in Zell am See habe sich die Zahl der Stellen 2012 gegenüber dem Jahr davor um 7,1 Prozent erhöht.

Manchmal hilft das Fernsehen mit. In der 2012 am zweitstärk­sten gewachsene­n Region Wilder Kaiser sorgt die Serie „Bergdoktor“laut Hotelierve­reinigung jährlich für 5 Prozent mehr Nächtigung­en. Das zeige, wie wichtig Filmförder­ung auch für den Tourismus sei, sagt Reisenzahn. Parallel zur höheren Bekannthei­t sei in die Qualität investiert, viele Drei- in VierSterne-Häuser umgewandel­t worden. Die Zahl der Mitarbeite­r stieg um 8,8 Prozent. Auf dem dritten Platz der besonders dynamische­n Regionen liegt Saalfelden/Leogang. Dort habe man sich auf Mountainbi­ken und Klettern konzentrie­rt und in die Qualität der Betten investiert, mehr Gäste brachte auch die Mountainbi­keWM. Der Beschäftig­ungszuwach­s betrug in der Region 10,8 Prozent. Aufwärts geht es auch am Arlberg. Die Region holte 2011/12 dank guter Schneelage wieder auf, „gibt aber auch im Sommer Gas“, sagt Reisenzahn und verweist auf das Lecher Classic Music Festival oder das Philosophi­cum.

In österreich­ischen Tourismusb­etrieben wurden von 2011 bis 2012 rund 7000 neue Arbeitsplä­tze geschaffen, davon entfiel knapp ein Fünftel auf die zehn am stärksten wachsenden Ziele. In diesem Zeitraum sei die Beschäftig­ung in der Gesamtwirt­schaft gesunken.

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