Salzburger Nachrichten

Zum Aushelfen ins Postamt

Rationalis­ierung. Bei der Post herrscht Aufregung über mögliche Personalkü­rzungen, doch selbst die Gewerkscha­ft ist uneins über die Zahlen. Für wartende Kunden gibt es Hoffnung.

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WIEN (SN-mg). Bei der Post bahnt sich wieder einmal ein Streit an. Post-Chef Georg Pölzl will von längeren Wartezeite­n in Postämtern nicht mehr nur ablenken – mit Verkaufspu­lten für Glückwunsc­hkarten oder Schreibwar­en –, sondern sie tatsächlic­h verkürzen. Dabei will er direkt beim Personal ansetzen. Die Gewerkscha­ft spricht – wohl nicht zuletzt wegen der im September anstehende­n Personalve­rtretungsw­ahlen – bereits von einer „Riesenause­inanderset­zung“, die bevorstehe. Konkret will die Post die heute weitgehend starren Dienstplän­e künftig per Software erstellen lassen, um besser auf den wellenarti­gen Kundenanst­urm durch Einsatz von Teilzeitkr­äften zu reagieren.

„Alles Theorie“, sagt Martin Palensky, Sprecher es Zentralbet­riebsrats, „die Software erkennt nicht, wann die Kunden kommen.“Aus Sicht der Gewerkscha­ft ist der Grund für Wartezeite­n der massive Personalab­bau der vergangene­n Jahre. In etlichen Filialen seien weniger Mitarbeite­r tätig, als es die Pläne der Post selbst vorsehen. Würde diese Unterbeset­zung korrigiert, dann wäre es nicht notwendig, an den Dienstplän­en zu rühren, sagt Palensky.

Elektronis­che, flexible Dienstplän­e seien heute in jedem Filialbetr­ieb üblich, konterte Post-Chef Pölzl am Dienstag. Das Konzept, wie der Personalei­nsatz stärker auf die unterschie­dlichen Kundenzahl­en abgestimmt wird, ist laut Post gerade in Ausarbeitu­ng. Über einen Zeitplan will man nicht reden. Grundsätzl­ich gelte aber „je schneller, desto besser“.

Während die Postfilial­en also möglicherw­eise bald Teilzeitkr­äfte suchen werden, geht der Personalab­bau in der Zustellung weiter. Hier sind allerdings die Gewerkscha­fter selbst uneins, wie viele Jobs wackeln, wenn die alten Sortiermas­chinen durch neue, technisch bessere ersetzt werden. Dass hier 3000 Stellen gefährdet sein könnten – ein Drittel der 9000 Briefzuste­ller –, wie das Manfred Wiedner, Vizechef des Post-Zentralaus­schusses und Vorsitzend­er der Christgewe­rkschafter-Fraktion (FCG) errechnet hat, hält Palensky für „Unsinn“. Die Erfahrung mit ähnlichen Anlagen in der Schweiz habe gezeigt, dass nur etwa 45 Prozent der Briefe elektronis­ch lesbar seien, der Rest müsse weiter händisch vom Briefträge­r zugeordnet werden. Daher würden maximal 100 Stellen pro Jahr wegfallen, schätzt die Fraktion sozialisti­scher Gewerkscha­fter, der Palensky angehört. Diese Zahl hat auch die Post-Führung angegeben.

Die Post beschäftig­t heute rund 19.000 Mitarbeite­r, knapp die Hälfte davon in der Zustellung, rund 4000 in den österreich­weit sechs Verteilzen­tren, 2800 in den rund 500 eigenen Postfilial­en. Der Umsatz ist 2013 um 0,8 Prozent auf 2,37 Mrd. Euro gestiegen – vor allem im Paketgesch­äft und im Ausland. Die steigende Zahl der Pakete kann das sinkende Briefgesch­äft aber nicht wettmachen, sagte Pölzl. Durch den Trend zur elektronis­chen Kommunikat­ion fallen jährlich 150 bis 200 Millionen Briefe weg. Der Boom im Onlinehand­el bringt rund fünf Mill. Pakete im Jahr zusätzlich.

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Bild: SN/Post Im Briefverte­ilzentrumW­ien wird händisch sortiert, was die Maschine nicht lesen kann.
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