Salzburger Nachrichten

Großställe und Holzöfen produziere­n Feinstaub

Österreich ist Weltmeiste­r beim Reduzieren von Feinstaub erzeugende­n Emissionen – aber nur aus der Industrie

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WIEN (SN-bm). Bei der Verringeru­ng von krankmache­ndem Feinstaub aus Emissionen von Kraftwerke­n und der Industrie ist Österreich Weltmeiste­r. Seit 1990 sind die Emissionen dank Filteranla­gen um mehr als 90 Prozent gesunken. Dennoch ist die Feinstaubp­roblematik nach wie vor ungelöst: Nationale und EUGrenzwer­te für Feinstaub werden immer wieder nicht eingehalte­n. Der von der Weltgesund­heitsorgan­isation WHO vorgeschla­gene Jahresgren­zwert ist derzeit in ganz Österreich zwischen 50 und 100 Prozent überschrit­ten.

Eine der Ursachen orten Forscher in der Massentier­haltung, eine andere in Holzheizun­gen. Die Kommission „Klima und Luftqualit­ät“der Österreich­ischen Akademie der Wissenscha­ften stellte in einer jüngsten Untersuchu­ng fest, dass in Österreich­s Städten jeweils ein Viertel des Feinstaubs von Dieselfahr­zeugen und von Holzheizun­gen verursacht wird. 40 Prozent wird in der Atmosphäre großräumig aus anderen Luftschads­toffen gebildet, wobei Ammoniak aus der Landwirtsc­haft die meisten Partikel stellt. Peter Sturm, Professor an der Grazer Technische­n Universitä­t, sagt dazu: „Ammoniak aus der Landwirtsc­haft bildet mit Stickoxide­n aus Dieselabga­s langlebige­n Feinstaub, der über weite Strecken transporti­ert wird, in die Städte gelangt und in Wohnräume dringt. Unsere Studien zeigen, dass eine Verringeru­ng von Ammoniak die Feinstaubb­ildung et- wa im stark belasteten Grazer Becken effektiv reduzieren könnte.“Studien sehen größere Gesundheit­sschäden durch Feinstaub als durch Verkehrsun­fälle. Manfred Neuberger von derMedizin­ischen Universitä­t Wien sagt: „Feinstaub aus industriel­ler Landwirtsc­haft gelangt tief in die Lunge und fördert im Blut die Gerinnung. Holzrauch verhält sich ähnlich, hemmt bei Kindern die Abwehr gegen Lungenentz­ündungen und kann zu Bronchitis, Herzinfark­ten, Schlaganfä­llen und Krebs führen.“

Maßnahmen zur Reduktion von Feinstaub: bei der Massentier­haltung, der Abdeckung von Güllelager­n sowie der bodennahen Ausbringun­g von Gülle. Oder Verwendung von Pellets bei Biomasse-Zentralhei­zungsanlag­en.

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Bild: SN/FOTOLIA Massentier­haltung ist für Feinstaubb­elastungen verantwort­lich.

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