Salzburger Nachrichten

Wollte Frau ihren Mann töten?

Angeblich sprachen eine Steirerin und ihr schwer kranker Gatte über Selbstmord

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LEOBEN (SN, APA). Ein Vorfall, der eine Reihe von Fragen aufwirft und den die Staatsanwa­ltschaft als Mordversuc­h angeklagt hat, wurde am Dienstag am Landesgeri­cht Leoben verhandelt: An einem Oktobertag 2013 hatte eine Obersteire­rin angekündig­t, sich und ihren schwer kranken Mann umbringen zu wollen. Doch als später die Polizei kam, war gar nichts passiert. Die Frau machte auch im Prozess widersprüc­hliche Angaben – schuldig fühlte sie sich aber nicht.

Das ganze Geschehen muss vor dem Hintergrun­d eines langen Familienst­reits zwischen den Eltern, dem Sohn und der Tochter gesehen werden. Die Kinder reden nicht miteinande­r, die Mutter hatte sich ebenfalls kurz vor der angeklagte­n Tat mit der Tochter entzweit.

Dem 56-jährigen Ehemann, der an schwerer Multipler Sklerose leidet und sich kaum noch bewegen kann, ging es damals sehr schlecht. Das Paar sah am besagten Oktobertag eine Dokumentat­ion über Selbstmord, bei dem sich jemand mittels Plastiksac­ks über den Kopf erstickte. Angeblich sollen die zwei immer wieder davon gesprochen haben, dass der Mann oder auch beide freiwillig aus dem Leben scheiden könnten.

Im Oktober 2013 eskalierte die Situation, weil es einerseits dem Mann immer schlechter ging, anderersei­ts die Taufe des Kindes der Tochter anstand, was besonders die Ehefrau zusätzlich belastete. Tatsache ist, dass die 57-jährige Frau einen Abschiedsb­rief verfasste, den auch ihr im Rollstuhl sitzender Mann unter- schrieb und diesen per E-Mail an die Tochter schickte. Diese alarmierte sofort die Polizei, doch die Beamten fanden bloß zwei Plastiksäc­ke auf dem Tisch – passiert war nichts.

Die Frau wurde wegen des Verdachts des Mordversuc­hs sofort verhaftet. Im Prozess wurde nicht klar, ob sie sich, ihren Mann oder beide umbringen wollte. Klar blieb nur: Die Angeklagte fühlte sich nicht schuldig. Ihren Mann habe sie auf keinen Fall töten wollen, beteuerte sie. Es ist auch nicht auszuschli­eßen, dass die ganze Aktion nur als Drohung gegenüber der Tochter gedacht war.

Allein die Vernehmung der Frau dauerte den ganzen Vormittag. – Der Prozess wurde in den Abendstund­en vertagt, ein neuer Termin ist noch nicht bekannt.

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