Alle Plätze voll: Frauenhäuser müssen Opfer wegschicken
Gewalt. Immer öfter kommen Schutz suchende Frauen und Kinder nicht im Frauenhaus unter. Schuld an der prekären Lage sind auch die hohen Mieten.
SALZBURG-STADT, HALLEIN, SAALFELDEN (SN). Drei Frauenhäuser gibt es im Land Salzburg. Und alle drei müssen immer öfter Frauen abweisen, die sich und teilweise auch ihre Kinder vor gewalttätigen Partnern in Sicherheit bringen wollen.
Besonders dramatisch ist die Lage in der Landeshauptstadt: „Wir haben in den ersten zweieinhalb Monaten dieses Jahres schon 53 Frauen wegschicken müssen. Das sind mehr als im ganzen Jahr zuvor“, sagt die Leiterin Birgit Thaler-Haag.
Derzeit warten in der Landeshauptstadt drei Frauen auf einen Platz im Frauenhaus. Im Frauenhaus in Saalfelden sind es ebenso viele. Und auch das Haus Mirjam in Hallein klagt darüber, Frauen in Notlagen wegschicken zu müssen. Dessen Leiterin Doris Weissenberger berichtet: „Wir haben heuer 30 Frauen abweisen müssen. Voriges Jahr waren es acht.“
Ein wesentlicher Grund, warum die Frauenhäuser Schutz Suchende wegschicken müssen, liegt in den hohen Wohnungspreisen in Stadt und Land Salzburg. Wer es einmal bis ins Frauenhaus geschafft hat, muss dort oft weit länger bleiben als geplant. Die Frauen finden keineWohnung, die sie sich leisten können. So blockieren sie notgedrungen den Platz im Frauenhaus.
Die Beraterinnen und Sozialarbeiterinnen helfen bei der Wohnungssuche. Aber: „Es dauert durchschnittlich neun bis zwölf Monate, bis wir eine Wohnung finden“, erzählt Thaler-Haag vom Salzburger Frauenhaus. Im Pinzgau führt die Suche nur unwesentlich schneller zum Erfolg. Sie dauert im Schnitt ein halbes bis zu einem Dreivierteljahr.
Das wirkt sich auf die durchschnittliche Verweildauer im Frauenhaus aus: Diese liegt bei drei bis vier Monaten. 75 bis 80 Prozent der Frauen bleiben sogar länger als sechs Monate, wie die Zahlen aus der Landeshauptstadt zeigen.
Was geschieht mit den Frauen, die abgewiesen werden? „Das wichtigste Problem ist zunächst die Sicherheit“, sagt Thaler-Haag. In dieser Hinsicht würden sie auch beraten. Wenn möglich, schlüpften die Frauen bei Freunden oder Verwandten unter. Fallweise werde auch die Polizei eingeschaltet, um die gewalttätigen Männer von der gemeinsamenWohnung wegzuweisen. „Manche Frauen bleiben aber auch in der Gewaltsituation und halten aus, bis wir einen freien Platz haben“, erzählt Thaler-Haag.
Theoretisch gibt es zwei Lösungen für das Problem: Mehr günstige Wohnungen oder mehr Frauenhausplätze. Beides wird es nicht so schnell geben.
International gehe man davon aus, dass es pro 50.000 Einwohner einen Frauenhausplatz geben müsse, sagt die zuständige Landesrätin Martina Berthold (Grüne). „Da sind wir mit 32 Plätzen im Bundesland gut unterwegs.“Und: Sie habe Einsparungen bei den Frauenhäusern bisher verhindern können.
Die Leiterinnen der Frauenhäuser klagen dennoch über Engpässe. „Heuer kommen wir gerade noch über die Runden“, sagt Thaler-Haag. „Aber wenn es nächstes Jahr nicht mehr Geld gibt, wüsste ich nicht, wo ich etwas einsparen könnte.“Man habe bereits in den vergangenen Jahren kontinuierlich Posten abbauen müssen. „Wir machen uns Sorgen über den Weiterbestand.“Auch Weissenberger berichtet, dass das Geld in Hallein bald nicht mehr reiche. Die Landesrätin beruhigt: „Aus meiner Sicht ist kein Frauenhaus gefährdet, obwohl ich weiß, dass die Situation nicht leicht ist.“