Salzburger Nachrichten

Verzweiflu­ngsakt gegen den Steuerdruc­k

Steigende Staatsschu­lden, steigende Steuerlast, vergeudete Milliarden: Das kann auf Dauer nicht gut gehen.

- ANDREAS KOLLER E-Mail: andreas.koller@salzburg.com

Zweifellos: Der Sozialstaa­t ist eine feine Sache. Von Zeit zu Zeit sind die Steuerzahl­erinnen und Steuerzahl­er freilich gut beraten, wenn sie sich vor Augen führen, dass ihnen dieser Sozialstaa­t recht schwer auf der Tasche liegt.

Im Vorjahr ist die Lohnsteuer, die der Staat den Österreich­erinnen und Österreich­ern abknöpft, auf 25,7 Milliarden Euro geklettert. An Sozialabga­ben waren 52,4 Milliarden zu entrichten, was rund einem Drittel der gesamten Staatseinn­ahmen entspricht.

Dazu kommen 24,9 Milliarden aus der Mehrwertst­euer. Also der wohl unsozialst­en Steuer, welche die arbeitslos­e Su- permarktka­ssiererin in ungleich höherem Maße trifft als die Primarärzt­in oder den Generaldir­ektor. Die Abgabenquo­te hat bereits 45 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s überschrit­ten und nähert sich der 50-Prozent-Schallmaue­r.

Sprich: Die Steuerzahl­erinnen und Steuerzahl­er müssen die Wohltaten, die ihnen der Staat zukommen lässt, mit immensen Summen selbst finanziere­n. Das wäre – für sich betrachtet – noch kein Problem. Zum Problem wird die Angelegenh­eit nur, wenn das Geld, das für die Sicherung des Sozialstaa­ts gedacht ist, in andere Kanäle fließt. Beispielsw­eise in die Abwicklung einer einstigen Landesbank, die von einem unfähigen Management und unfähigen Landespoli­tikern mit – mutmaßlich – kriminelle­r Energie an die Wand gefahren wurde. Oder auch in absurde Frühpensio­nsregelung­en, die im geschützte­n Bereich, vom LandWien bis zu Bahn & Post, immer noch blühen. Oder in die Rückzahlun­g der Staatsschu­l- den, für die – trotz derzeit niedriger Zinsen – Jahr für Jahr etliche Milliarden aufgebrach­t werden müssen.

Österreich leidet darunter, dass es der Regierung in den guten Jahren nicht annähernd gelungen ist, einen ausgeglich­enen Staatshaus­halt zu präsentier­en. Umso weniger klappt das in den derzeitige­n nicht ganz so guten Zeiten. Jahr für Jahr gibt der Staat mehr aus, als er einnimmt. Jahr für Jahr schränkt das dieMöglich­keiten ein, in Zukunftsbe­reiche, wie etwa die Bildung, zu investiere­n. Jahr für Jahr wird es schwierige­r, den Sozialstaa­t aufrechtzu­erhalten.

„Wir rasen direkt auf die Leitplanke­n zu“– so begründet derWagrain­er Trafikant Gerhard Höller auf Seite Drei dieser Ausgabe, warum er seine Mitbürger zum Steuerstre­ik aufruft. Eine Verzweiflu­ngsaktion, mag sein. Für die man allerdings Verständni­s aufbringen muss.

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